Freitag, 6. November 2020

Was verbirgt sich hinter dem Schwarzwälder Unternehmen "S. Siedle & Söhne"?

Salomon Siedle 1830-1890

In Neukirch, heute ein Ortsteil von Furtwangen, liegt im Zinken Bregenbach der Oberbregenbach Hof, der 1805 vom Bregenbach Hof abgetrennt wurde. Matthäus Siedle Bauer und Uhrmacher nutzte 1750 die Arbeitsteilung und Spezialisierung in der Uhrenherstellung und gründete eine Gießerei. Er goss auf seinem Hof Uhrenglocken, Räder und Gewichte.

 

1861 verkaufte Salomon Siedle (1830-1890), der Urenkel von Matthias Siedle, den Hof, erwarb 1868 die Bühlsäge in Furtwangen wegen der dazu gehörenden Wasserkraft und zog ein Jahr später nach Furtwangen, denn er hatte die“ S. Siedle & Söhne“ gegründet. Neben seinem bisherigen Sortiment kamen Kettenrädern und Uhrenketten hinzu. Der große Verdienst von Salomon Siedle war, dass er 1884 die Bedeutung der Schwachstromtechnik erkannte und die „S. Siedle & Söhne OHG Telefon- und Telegrafenwerk“ gründete. Damit war die Grundlage für den heutige Weltmarkführer in der Gebäudekommunikation gelegt.

 

Die Firma Siedle kann als Pionier der Telefonie und Telegrafie bezeichnet werden. 1866 wurden die ersten elektrischen Glocken und Tablos für Hoteltelegrafen produziert. Erweitert wurde das Fabrikationsprogramm um Türöffner und Messgeräte, 1902 wurde die Fertigung der Fernsprechapparate für Postanschluss um die Haustelefone erweitert. 1905 kamen noch automatische Druckknopflinienwähler und Fernsprechzentralen hinzu.

 

Die sich abzeichnete Erfolgsserie der Firma Siedle wäre beinahe schon frühzeitig beendet gewesen. Wie viele Schwarzwälder Heißsporne war auch der 19 jährige Salomon Siedle 1849 als Schütze beim badischen Revolutionsheer dabei und musste sich lange Zeit in den Bergen und Wälder verstecken, bis er unter die offizielle Begnadigung fiel.

 

Doch die Firma konnte über die Jahre den Besitz und Leitung in der Familie von Generation zu Generation weiter reichen. Im 20. Jahrhundert spezialisierte sich das Unternehmen auf Haus- und Türtelefonie, und dies ist bis heute das hauptsächliche Geschäftsfeld.

 

1941 schien die Stunde des Unternehmens geschlagen zu haben, denn ein Großbrand vernichtete innerhalb weniger Stunden die über Generationen geschaffenen Fertigungs- und Verwaltungsgebäude. Aber in der Nachkriegszeit wurden ab 1953 Gebäude um Gebäude wiederum in Furtwangen erstellt.

 

Das Unternehmen wird heute in der siebten Generation nach dem Tode von Horst Siedle im Jahre 2019 von seiner Ehefrau Gabriele geführt. Die Wurzeln waren in Furtwangen und Furtwangen ist bis heute der Firmensitz des weltumspannenden Unternehmens geblieben. Es beschäftigt heute 600 Mitarbeiter, davon sind alleine 10% in der Entwicklung beschäftigt. Der Umsatz erreicht die 100 Mio Grenze. Der Marktanteil von 50% zeigt die dominierende Rolle des Unternehmens. Die ganze Welt kennt den Firmenschriftzug „SSS Siedle“. Dabei kommt die Ware aus einer abgelegenen Stadt im Hochschwarzwald, in der laut ihrem Bürgermeister die Bewohner im Sommer nur den obersten Knopf ihres Wintermantels aufmachen.