Eines der ältesten Gewerbe im Schwarzwald ist die Harzerei. Schon
Sebastian Münster beschrieb 1544 in
seiner „Cosmographia“, dass im Gebiet der hinteren Murg und des Kniebis sich die
Bewohner vom Harzsammeln ernähren. „Dann do findet man zwey oder drey Dörffer
deren einwohner alle jar zweyhundert und etlich mehr zentner hartz von den
Thanbäumen sammlen und gehen Straßburg zu verkaufen bringen.“
Das Harzen mit seinem Raubbau, das zum
Sterben der Bäume führte, war natürlich im stetigen Kampf mit der Obrigkeit,
den Bauern und den Floßherren. Auch die ersten Verbote von 1587 und Gebote von
1617 der Obrigkeit nutzten wenig. Hansjakob berichtet uns von der Armut der
Wälder auf dem Kniebis: „Diese Armut ließ die Leute zu Harzdieben werden.
Nachts, wenn die Sternlein über dem Kniebis standen, zündeten die Kniebisser im
Wald Lichtlein an und zogen in einer Lichterprozession ins Dickicht. Sie
suchten die angerissenen Fichten auf und leerten deren Harzkanäle mittels Kratzeisen,
oder rissen neue, saftreiche Bäume an, um sie für das Harzen vorzubereiten.
Keine Sekunde waren sie aber sicher vor den Revierjägern, die mehr als einmal
die flüchtigen Harzsammlern er- oder anschossen. So wie auf dem Kniebis
beschrieben riskierten die Harzer im ganzen Schwarzwald ihr Leben“.
Vorwiegend Fichten aber auch Kiefern
wurden zum Harzen aufgesucht. Gewonnen wurde das Harz mit dem Dechsel-Verfahren
oder dem Rillenschnitt-Verfahren. Beim Dechsel-Verfahren wurde der Baum auf
einem 25 cm breiten und 1,50 m hohen Streifen von der Grobrinde befreit. Beim
Rillenschnitt-Verfahren werden wie Fischgräten Rillen in den Kiefernstamm mit
Hilfe eines scharfen Reißers eingekratzt. Das Harz fließt von den seitlichen
Rillen in die Mittelrille (Tropfrinne) und wird dann wie beim Dechsel-Verfahren
in einem Behälter aufgefangen. Die Fichten bekamen schon nach kurzer Zeit die
Rotfäule und wurden dürr.
Das Harz wurde regelmäßig eingesammelt
und in Form von Harzgrieben oder Harzfladen in die Harzhütten oder Harzöfen
gebracht. Auf großen Feuerstellen wurde
das gewonnene Harz in großen Kesseln gesotten und durch nasse Säcke gepresst.
Je nach Qualität des Produktes erfolgte die Weiterverarbeitung zu Lacken,
Firnis, Apothekerware, Schusterpech und Wagenschmiere. Die rückständigen
Harzgruben wurden zu Kienruß verarbeitet.
Wie wichtig Harz vor allem in
Kriegszeiten war, ergibt sich aus der Zusammensetzung: 20 % Terpentinöl, 70 %
Kohlophonium (Hartharz) und 10 % Wasser sowie andere Stoffe. Das Terpentinöl
war Grundlage für Kampfer und Zelluloid, pharmazeutische Produkte, Lösung und
Verdünnungsmittel, sowie Reinigungsmittel. Kohlophonium diente zur Herstellung von Papier, Wachstuch, Linoleum,
Seife, Fetten, Schusterpech, Druckerschwärze. Auch die Munitionsfabriken benötigten
große Mengen Harz für Zünder und Schrapnells.
Nach dem 1. Weltkrieg ging die Harzerei
in den Waldungen des Schwarzwaldes sehr stark zurück.
Geharzte Kiefer |