Samstag, 20. Juni 2020

Was verbirgt sich hinter der 48/49er Revolution?


Die Ideen der französischen Revolution von 1789-1799: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit schwappten auch über in den Rhein in die deutschen Kleinstaaten. Ab 1845 trat eine Kartoffelkrankheit auf, die über mehrere Jahre nachwirkte. Da die Kartoffel damals die Hauptnahrung darstellte, herrschte 1846/47 eine große Hungersnot. Der Adel versuchte liberale Ansätze im Bürgertum zu unterdrücken, führte sogar die Zensur wieder ein. Die große Versammlung der aufgebrachten Bürger in Offenburg am 2.9.1947 wurde nicht beachtet.



Am 31. März 1948 wurde in Frankfurt ein Vorparlament in der Paulskirche eröffnet. Hecker und Struve beantragten die Einführung der Republik. Nachdem dies abgelehnt wurde, glaubte Hecker im Südschwarzwald mit Waffen losschlagen zu müssen. Er hatte gehofft 50-60.000 Mann für den Kampf aufbieten zu können. Schließlich brachte er 1.000 schlecht bewaffnete Freischäler zusammen, die schließlich am 20. 4. 1848 an der Scheideck bei Kandern von preußischen Truppen zusammengeschlagen wurden. Hecker blieb nur die Flucht über den Rhein in die Schweiz und dann in die USA übrig.



Gleichzeitig hatte König Friedrich Wilhelm IV von Preußen im März 1848 die ihm angebotene  deutsche Kaiserkrone in der Paulskirche abgelehnt, da sie nicht von „Gottes Gnaden“ sondern vom Volke kam. Wiederum war Offenburg Versammlungsort der liberalen Kräfte. Aber die noch 1848 in Offenburg geschwenkten schwarz-rot-goldenen Fähnchen mussten am 19. März 1949 roten Fahnen weichen: Alles stand auf Revolution.



Das Verhältnis zwischen Soldaten und Offizieren war in Baden sehr schlecht. Der Sold war zu niedrig und die Verpflegung ungenügend. Dazu kam noch die junkerliche Überheblichkeit. Die Unruhen brachen an mehreren Orten gleichzeitig aus, in Rastatt, Bruchsal, Karlsruhe und an der Schweizer Grenze. Die Soldaten verweigerten den Offizieren den Gehorsam. Eine Deputation aus Rastatt erschien in der Offenburger Versammlung, dass die dortige Garnison bereit sei, für die neue Reichsverfassung zu kämpfen.



Der Großherzog floh auf dem Protzwagen eines Geschützes durch den Hardtwald zur damals bayerischen Festung Germersheim. Auch in Freiburg und Umgebung brachen die Unruhen aus. Die Offiziere verließen ihre Truppen, um nicht der provisorischen Regierung den Eid leisten zu müssen. Es brannte an allen Ecken und Enden. Im Juni wurde die Republik ausgerufen.



Der Großherzog Leopold hatte sich von Frankfurt aus an Preußen gewandt und um Truppen gebeten. Die preußischen Truppen marschierten dann auch sehr schnell von der Pfalz aus in das Großherzogtum ein und drangen bis zur Murg vor. Die dortige von den Aufständischen aufgebaute Verteidigungslinie war aber nicht gegen die disziplinierten und gut bewaffneten Preußen zu halten. Die Aufständischen flohen nach Süden – teilweise ins Elsaß, in die Festung Rastatt und der Rest bei Balderswyl in die Schweiz.



Zwei Jahre lang besetzten die preußischen Truppen das Großherzogtum, die Festung Rastatt musste im Juli kapitulieren, alle Verdächtigen ob berechtigt oder nicht wurden verhaftet. Die Führer wie Sigel, Schurz oder Hecker waren in die USA geflohen. Die Rädelsführer denen die Preußen habhaft wurden, wurden standrechtlich zum Tode verurteilt, viele liberale Bürger mussten in Festungshaft oder mussten in die Schweiz oder fliehen, bis sie begnadigt wurden. Insgesamt verließen 80.000 liberale Bürger das Großherzogtum.

Erstürmung von Gernsbach 29.7.1849