Oppenau Oberes Tor um 1900 |
Nach dem Aussterben der Zähringer
und Staufer verfielen die großen Machtblöcke im späten Mittelalter in zahlreich
kleine Herrschaften, denen das strategische Gewicht und Möglichkeiten fehlten,
die großen Verkehrsachsen auszubauen oder zu unterhalten. So kümmerte die Alte
Steig im 16. Jahrhundert als steiler Fußpfad durch unwegsames sumpfiges Gelände
vor sich hin.
Erst Herzog Friedrich I von
Württemberg erlangte 1604 das Pfand des Oppenauer Tales vom Straßburger
Bischof. So war es ihm möglich, seine Besitzungen in Württemberg mit dem
burgundischen Mömpelgard zu verbinden. Dadurch wurde die Alte Steige für ihn
von strategischer Bedeutung, ließ sie ausbauen und auf dem Kniebis einen langen
Bohlenweg durch das Moor anlegen. Die Alte Steig überwand 600 m Höhe mit bis zu
20% Steigung. Die Gründung von Freudenstadt 1599 sollte die Verbindung
absichern.
Wein und Getreide gelangte von
Burgund und dem Elsaß nach Schwaben, Salz, Kupfer und Vieherden auf dem Rückweg
nach Straßburg. 1629 wurde eine regelmäßige Postverbindung eingerichtet, 1687
eine wöchentliche Personenverbindung und 1757 betrieb Thurn und Taxis die
Postlinie. Die zahlreichen Gasthäuser in Oppenau weisen auf den strapaziösen
Aufstieg hin. Gleich hinter dem Lierbacher Tor, das heute noch steht, ging es
am Fuße der Steig mit dem Ansetzen los. Es musste Vorspann genommen werden. Aus
ihm entstand der heutige Ortsteil „Ansetze“. Beim Zinken „Überknie“ hatte der
Weg damals 20 % Steigung ebenso beim Roßbühl, da die Strecke direkt zum
Schwarzwaldkamm zwischen Sandkopf und Roßbühl ankam. Beim Steighof musste
weiterer Vorspann geholt werden. Beide Steigungen sind heute durch groß
angelegte Serpentinen entschärft.
Man kann sich heute nicht mehr
vorstellen, welche Strapazen der Auf- wie auch der Abstieg für Mensch und Tier
bedeutete. Der Pass war nicht befestigt. Regen und Schnee hinterließen tiefe
Furchen, die das hinab schießende Wasser ausspülte. Zugtiere glitten aus,
Fuhrwerke stürzten in den Abgrund. Umgefallene Bäume oder hoher Schnee
versperrten den Weg. Im 17. Jahrhundert gab es noch Wölfe und Bären. Die damals üblichen Gabelfahrzeuge, bei denen die
Tiere hintereinander gespannt werden, hinterließen tiefe Rillen. Erst später
wurden diese nach einem Verbot durch Deichselfahrzeuge ersetzt. Erst im 18.
Jahrhundert wurde er an den gefährlichsten Stellen ausgeschottert. Auf damals 8
km mussten genau 613 Höhenmeter überwunden, 4 Zollstationen passiert und bei
Regen der rutschige Bohlendamm überwunden werden. Wehe dem Wagen, der daneben
ins Moor abrutschte.
Um die Mühen der Alten Steig zu
verhindern, wurde 1813 die heutige B 28 von Oppenau über Bad Peterstal mit der
Griesbacher Steige zur Alexanderschanze gebaut.