Glashütte Herzogenweiler Ende des 19. Jahrhunderts |
Aber 1721 war ein Glücksfall für
das ehemalige Herzogenweiler. Der Glashütte in Neuglashütten, die ursprünglich
die Rotwasserhütte in Altglashütten war, ging das Holz zur Neige. So bot das
Hause Fürstenberg 1721 den sechs Glasmachern, deren Familien und dem Gesinde
einen Vertrag über 50 Jahre im leerstehenden Herzogenweiler an. Für 250 Gulden umfasste dies den ehemaligen
Meierhof nebst Gelände und für 100 Gulden durfte das zugewiesene Waldgelände
abgeholzt werden.
Grundstoff für die Glasherstellung war der
Quarzsand, der am Wolfenbach genügend vorhanden war. Problem war nur der hohe
Schmelzpunkt von 1500° C, der durch
Zugabe von Pottasche (Kaliumkarbonat) auf 850° C herabgesetzt werden konnte.
Außer dem Naturprodukt Quarzsand und der
Pottasche ist Holz in großen Mengen Voraussetzung für die Glasherstellung, das
reichhaltig vorhanden war. Für ein Kilo Glas verbrauchten die Glasbläsereien 2 m³
Holz. Für den Schmelzvorgang benötigten die Glasbläser nur 3 % des
Holzverbrauches. Die restlichen 97 % wurden für die Gewinnung der Pottasche
benötigt. Die Glasmacher konnten in wenigen Jahren gewaltige Holzflächen
kahlschlagen. Den gerodetem Wald wandelten sie in fruchtbares Ackerland um und
betrieben nebenher sehr zum Neid der Bauern zusätzlich Landwirtschaft.
Die Glashütte gedieh prächtig, so dass
die Bestandsverhältnisse auf zehn Glasmachern erweitert wurden. Allerdings
waren die Besitzverhältnisse nicht gleichmäßig verteilt. Johann Georg Thoma
ersuchte 1765 eine Verlängerung des bestehenden Vertrages. Er war bereit
weitere 248 Gulden pro Jahr zu bezahlen. Einwände kamen immer wieder von der
Forstverwaltung, da der Holzverbrauch im Jahr 1.200 Klafter entsprechend über
3.600 m³ Holz verbraucht wurde. Einer Verlegung des Standortes um 1800 wurde
abgelehnt und auf den noch bestehenden Vertrag hingewiesen.
Die bisher betriebene Unternehmer-Glashütte,
bei der jeder Glasmacher mit seinem Hilfspersonal selbstständig war, wurde 1818
zu einer genossenschaftlich betriebenen Glashütte umgewandelt. So konnten die
zermürbenden Streitereien untereinander beendet werden. Damit war auf
Jahrzehnte weitere erfolgreiche Arbeit möglich.
Die Zeit der Glashütten ging jedoch zu
Ende: Kohle aus dem Ruhrgebiet wurde viel effizienter als Brennmaterial
eingesetzt. Dies war an den Orten mit Eisenbahnanschluss möglich. Aber auch die
Glaswaren wurden mit der Eisenbahn in jeden Winkel transportiert. Zusätzlich
kam im Falle Herzogenweiler eine geplatzte Bürgschaft hinzu, so dass 1855 das
vorläufige Ende eingeläutet wurde. Die Hilfe kam in Gestalt der Firma Josef Faller
& Co aus Lenzkirch, die an mehreren Glashütten beteiligt war. Sie nahm die
Produktion wieder aufnahm und bot den Glaser Arbeitsplätze an. Aber die
schlechten Verkehrsverhältnisse zwischen Produktionsort und den Kunden führte
jedoch 1880 zum Aus. Übrig geblieben sind die zahlreichen Glasscherben auf den
Äckern, die von erfolgreicher Zeit erzählen.