Am gegenüberliegenden Ufer der
Wutach bei Tiengen mit dem Langensteinstadion steht der „Lange Stein“. Er ist
5,92 m hoch, hat einen maximalen Durchmesser und an dieser Stelle einen Umfang
von 7,5 m. Der Stein besteht aus Nagelfluh, einem Sedimentgestein, das aus Kies
und Geröll besteht. Die Steine sind durch ein feinkörniges Material verkittet.
Dies ist eine typische Gesteinsformation der Umgebung.
Wenig bekannt ist von diesem
Kulturdenkmal, das unter Denkmalschutz steht. Fest steht, dass dieser Stein
hierher transportiert worden ist, denn bei Ausgrabungen wurde verbranntes Holz
unter dem Stein gefunden. Aus diesem konnte man auf Transportrollen schließen.
Er stammt aus der Zeit vor 4.000/5.000 Jahren. Also stammt er aus der Steinzeit
und wurde von Menschenhand aufgestellt. Die Bedeutung liegt im Dunkeln. Sicher
ist, dass damit religiösen Vorstellungen verwurzelt sind, die vielleicht mit
der Ahnenverehrung zusammenhängen. Er liegt an den Kreuzungen der Völkerstraße
des Rheins und der des Aaretals sowie an den Flüssen Rhein, Aare, Wutach,
Schlücht und Steina.
Der „Lange Stein“ ist ein Menhir
(aus dem Bretonischen: maen bedeutet Stein, hir eben lang) Weitere Menhire
befinden sich bei Deggernau, Nöggenschwiel,, Stühlingen, Dossenbach und
Schwörstadt. Der „Lange Stein“ ist aber der weitaus größte Menhir. Er wurde 858
erstmals erwähnt, seit dem 11. Jahrhundert ist er bis ins 17. Jahrhundert als
Gerichtsstätte belegt. Hier hielt das Kaiserliche Klettgauer Landgericht seine
Sitzungen ab, bis es üblich wurde in Behausungen zu tagen. An den Sitzungen des
Landgerichtes wurde nicht nur Recht gesprochen sondern auch allgemein
interessierende Angelegenheiten politischer Natur verhandelt, z. B. Steuern
festgesetzt, die von der Landschaft bewilligt werden mussten oder auch Wein-
oder Fruchtpreise festgelegt.
Von einer Zusammenkunft aus dem
Jahre 1525 ist belegt, dass die Bauernversammlung damals am „Langen Stein“ ihre
Anliegen vor den Rat der Stadt Zürich bringen wollte. Sie schwuren im Vertrauen
auf die Hilfe der reformierten Stadt, „dem neuen Glauben anzuhängen“. Sie
hatten dem Vogt der Küssaburg den Gehorsam verweigert. Graf Rudolf aber
schickte ihnen den österreichischen Landsknechtführer Fuchs von Fuchsberg
entgegen, der mit seinen Reitern und dem Fußvolk die Bauern umzingelte und
alles zusammen hieb. Aber auch Sitzungen am Langen Stein von 1379 und 1425 sind
belegt.
Wie üblich mit solchen Stätten
wurde im Dritten Reich der „Lange Stein“ als „Germanische Thingstätte“
vereinnahmt.
Natürlich ist es üblich, dass bei
solchen Steinen die Sagenbildung auf ihre Kosten kommt. So wurde auch dieser
Stein als „Chindlistai“ bezeichnet. Hier sollen die Kinder auf die Welt
gekommen sein, denn nach einer alten Sage soll hier eine Fee gewohnt haben, die
bei Unfruchtbarkeit angerufen wurde. Oder waren
Fruchtbarkeitsriten an diesem Ort üblich?