Mathias Hummel aus Waldau
schnitzte zwar schon 1750 eine Taschenuhr aus Buchsbaumholz, nur Spiral und
Feder waren aus Metall. Ähnliches gelang auch Crispin Kern 1770 aus Schönwald.
Michael Dorer aus Furtwangen fertigte eine aus Elfenbein. Das waren aber nur
vereinzelte Tüftler mit einer reizvollen Lieblingsbeschäftigung.
Die Taschenuhrmacherei war in
ihren Anfängen im Schwarzwald nur spärlich betrieben. Die hauptsächliche
Herstellung wurde in der französischen Schweiz im Jura betrieben.
Die Not- und Revolutionsjahre
1847/49 zwangen die Schwarzwälder individuellen Uhrmacher zur Kooperation. Sie
gründeten den „Gewerbeverein für den uhrmachenden Schwarzwald“ in Schönenbach, und die Badische Staatsregierung gründete 1850
in Furtwangen die Uhrmacherschule. Um die Not zu lindern, die Kooperation zu
fördern und die Qualität der Uhrmacher und deren Produktion zu verbessern, wurde
sie gegründet. Erster Leiter wurde der junge Ingenieur Robert Gerwig, der
Erbauer der Schwarzwaldbahn. Auch die Taschenuhrfertigung sollte mit einem
Hauptlehrer aus dem Schweizer Jura ein eigenes Gewicht bekommen. Diese Sparte
war mit 18 Besuchern sofort ausgelastet.
Neben der Schweiz entstand 1844
durch Adolf Lange im sächsischen Erzgebirge und 1852 im Riesengebirge durch
Eduard Eppner jeweils erfolgreiche Taschenuhrenproduktionen. Warum sollte dies
im Schwarzwald nicht gelingen, nachdem es eine Uhrmacherschule gab? So ergriff
der Arzt Joseph Duffner in Furtwangen die Initiative und gründete 1853 die
„Aktiengesellschaft für Taschenuhren Fabrikation in Furtwangen“. Im Laufe der
Jahre entstanden in Triberg, Lenzkirch und St Georgen mehrere Werkstätten, die
Taschenuhren herstellten. Firmen wie Georg Pfaff in St Georgen, Rombach in
Triberg oder Kaiser & Kirner in Furtwangen, um nur einige zu nennen, stellten
Taschenuhren in Kleinserien her.
Die Entwicklung war aber schon
verschlafen. Denn 1851 wurde die erste Taschenuhr im Schwarzwald gebaut, so wie
sie schon seit 150 Jahren in der französischen Schweiz gebaut wurden. Ab 1865
begann Erhard Junghans in Schramberg nach amerikanischem Vorbild Wecker, Taschen-
und später Armbanduhren in Serie zu produzieren. Geheimnis war einfachste
Konstruktionsweise und maschinelle Herstellung der Uhrenteile, die eine
Austauschbarkeit der Teile gewährleisteten. Der Versuch der badischen Regierung,
mit dem genossenschaftlichen Zusammenschluss der Schwarzwälder
Hausuhrenindustrie diese zu retten, scheiterte kläglich. In Schramberg
entstanden mit Junghans und der Amerikanischen Uhrenfabrik H.A.U., in
Schwenningen mit Mauthe und Schlenker & Kienzle Großbetriebe, um nur einige
zu nennen, die dem traditionellen Uhrenhersteller nach und nach jegliche
Existenzberechtigung raubten.
Ab den 30er Jahren wurden nach amerikanischem
Vorbild moderne Armbanduhren in Großserien gebaut. Sie entwickelten sich immer
mehr zum Schmuckstück und verdrängten die als altmodisch angesehene Taschenuhr.
Die Quarzuhr ab Mitte der 70er Jahre
machte der Taschenuhr endgültig den Garaus. Sie war mit ihrer
Ganggenauigkeit überlegen wurde zusätzlich durch die Mengenproduktion zum
Wegwerfartikel. Die Taschenuhr blieb nur
noch den wenigen Liebhabern übrig.
8 Tage Tasschenuhr |