Freitag, 15. November 2019

Was verbirgt sich hinter den Schiltacher Flößer in Niederösterreich?


Schiltacher Flößer

Die Holzhändler André & Götz frère in Straßburg wollten die k.k. Domäne Waidhofen in Niederösterreich erwerben, um die riesigen Wälder zu verwerten. Die schlechten Straßen ließen nur die Möglichkeit zu, das Holz auf der Ybbs abzuflößen. Hier in der Region war nur das Flößen mit kurzen 15-30 m langen Einheiten bekannt.



Den Schiltacher Floßmeister Abraham Koch erreichte 1864 die Anfrage aus Straßburg, ob auf der Ypps nicht die Gestörflößerei mit einer Länge von 400-500 m wie im Kinzigtal möglich wäre. Koch ging die 130 km lange Ypps fünf Mal auf und ab, um zu einem positiven Ergebnis zu kommen.



Die Straßburger erwarben daraufhin die Domäne Waidhofen am Oberlauf der Ybbs, errichteten eine Sägewerk in Amstetten mit einem Gleisanschluss der Eisenbahn. Das Sägewerk zählte zu den modernsten in der Monarchie. Trotz des Widerstandes der Flussanrainer und Werksbesitzer erhielten sie eine Konzession über 12.000 Kubikklafter Holz für 10 Jahre zu flößen.



Infolge wurde die Infrastruktur auf der Ypps für die Flößerei hergestellt: Felsen wurden gesprengt, die Wehre erhielten Floßgassen, Einbindestätten  und Schwallweiher wurden angelegt. Und tatsächlich heuerte Koch 28 Flößer und Holzhauer aus dem Kinzig- und Wolftal an, die 1865 in Waidhofen eintrafen.



Tatsächlich fuhr Anfang März 1866 das erste Floß. Die Bewohner liefen herbei, um das für unmöglich Gehaltene zu bestaunen. Man empfand die Rückständigkeit, denn es mussten Elsässer und Schwaben kommen, um die Österreicher zu lehren, wie man flößt.



Natürlich wie immer in solchen Fällen kommt der Neid. Man gönnte den Ausländern nicht den Erfolg. Der Vorwurf der Waldausrottung stand im Raum. 1870 nahm ein Hochwasser ein Floß mit, das sich vor die Brücken legte und diese waren nach wenigen Stunden verschwunden. 10.000 Gulden Instandsetzung waren dafür fällig.



1873 verließen die letzten Schwarzwälder die Ypps. Das Unternehmen wurde mit angelernten Einheimischen weitergeführt. 1875 geriet das ganze Unternehmen in den Sog des Wiener Börsenkraches. Das Unternehmen wurde an den Bankier Albert von Rothschild verkauft. Für ihn lohnte sich das ausgebeutete Holzunternehmen nicht mehr, und er schloss 1880 die Sägewerke.
Floß auf der Ypps 1866