Erhard Kapelle |
Die Murgschifferschaft gab sich
1486 die erste Zunftordnung und betrieb nicht nur die Flößerei sondern auch
schon sehr früh unzählige Sägewerke. 1505 waren es in der Grafschaft Eberstein
schon 25 Stück. Die ausgedehnten Wälder und die Wasserkraft durch das starke
Gefälle der Murg luden geradezu zur Flößerei und vor allem zu den vielen
Sägewerken ein. Durch sie gab es reichliches Angebot von schwachem Fichtenholz,
das wertlos war.
1844 hatte Friedrich Gottlob Keller ein Verfahren entdeckt, um aus
Fichtenholz durch Schleifen am Schleifstein mit Wasser ein Holzschliff
herzustellen, der zur Herstellung von relativ gutem Papier sich eignete. Dieser
ersetzte als Rohstoff für die Papierindustrie die Lumpen und Hadern (Abfälle von Baumwolle),
die sehr begehrt waren. 1874 fand Alexander Mitscherlich das
„Sulfitzellstoff-Verfahren“, mit dem Holz chemisch aufgeteilt werden konnte. Es
konnte so der hochwertige Zellstoff gewonnen werden. Die Erfindung führte in
den Jahren 1881/82 zur Murgtäler Papier- und Pappenindustrie.
Casimir Otto Katz errichtete 1882
die erste Holzschleiferei, die als erste die Abfälle der Sägewerke zu
Holzschliff verarbeitete und diesen an die Papierfabriken verkaufte. Er stanzte ab 1904 die später bedruckten
Bierglasuntersetzer –bekannt als Bierfilzdeckel. Heute noch ist sie als „The Katz
Group“ in Weisenbach als Weltmarktführer in dieser Branche tätig. Der Ursprung
liegt im 1716 gegründeten Sägewerk von Johann Georg Katz in Gernsbach.
Auch die 1904 von Adolf Kast in
Gernsbach errichtete Holzschleiferei ist heute als „Casimir Kast“ ein auf
Verpackung und Displays aus kaschierter Wellpappe und Vollkarton spezialisiertes
Unternehmen. Es ist ein konzernunabhängiges Familienunternehmen in der 13.
Generation in Gernsbach Obertsroter Straße.
Die 1887 wegen Abfallprobleme
errichtet Holzschleiferei des Sägebetriebes Wieland & Weber, wurde dann ein
als Gruber & Weber bekanntes Unternehmen. Seit 2001 gehört es in Gernsbach
Obertsrot zur „Mayr-Melnhof Kartongesellschaft m.b.H“ Wien. Das Werk produziert
bis heute alles was mit Kartonagen zusammenhängt. Auch hier liegt der Ursprung
im 1869 gegründeten Sägewerk. Die Erhard Kapelle liegt heute noch vor der
Firmeneinfahrt. (Bild)
Die bekannte E. Holtzmann Gruppe
Cie AG in Etllingen, heute bekannt als größter Zeitungspapierhersteller der
Bundesrepublik, hatte seinen Ursprung ebenfalls im Murgtal. Der Karlsruher Eugen
Holzmann gründete 1883 die E. Holzmann & Cie OHG und begann 1886 mit der
Produktion des Holzschliffs. Das weitläufige Areal der Murgtalpapierfabriken
erstreckte sich über vier Gemeinden. Deswegen hatte es die damalige Anschrift
"7566 Weisenbachfabrik". Der Konzern wurde 1997 an den finnischen Konzern Enso Oy
verkauft. Die Werke wurden früher oder später abgewickelt.
Felix Heinrich Schoeller und
Georg Schultz gründeten 1881 auf dem Gelände einer Schleifenmühle eine
Zellulosefabrik. Diese wurde 1902 wegen Geruchsbelästigung der Anwohner eingestellt und gleichzeitig 1904 mit der Seiden
und Zigarettenproduktion als Schoeller und Hoesch GmbH begonnen. 1998 wurde das
Unternehmen von dem amerikanischen „Glattfelder“ Unternehmen übernommen. Die
Glattfelder GmbH in Gernsbach ist heute Weltmarktführer bei Teebeutel und
Overlaypapieren.