Glashütte Äule |
1597 schloss Abt Martin I vom Kloster St Blasien mit
zwei Glasmachern aus Kandern –Ulrich Maler und Debus Siegwart- einen
zwanzigjährigen Pachtvertrag zum Betreiben einer Glashütte. Für 50 Schilling
war ihnen Ausbeuten eines Waldstückes neben dem Habsmoos (Blasiwald) zum
Betreiben einer Glashütte genehmigt.
Grundstoff für die Glasherstellung war die Kieselsäure, die in Form von
Quarzsand an und in Bächen vorkommt. Problem war nur der hohe Schmelzpunkt von
1500° C, der durch Zugabe von
Flussmittel als Pottasche (Kaliumkarbonat) oder später nach seiner Erfindung
Ende des 18. Jahrhunderts –Soda (Natriumkarbonat) auf 850° C heruntergesetzt
werden konnte.
Für ein Kilo Glas verbrauchten die
Glasbläsereien 1 m³ Holz. Für den Schmelzvorgang benötigte die Glasbläser nur 3%
des Holzverbrauches. Die restlichen 97 % wurden für die Gewinnung der Pottasche
benötigt. Einige Meister konnten in wenigen Jahren gewaltige Holzflächen
kahlschlagen.
Aus diesem Grund mussten die Glashütten
nach einer Anzahl von Jahren zum Holz wandern. Das Holz zur Glashütte zu
transportieren war zu teuer und oftmals mangels Wege unmöglich. So war die
Glashütte im Blasiwald von 1597 – 1622 in Muchenland, 1622 – 1684 in Althütte,
1684 – 1716 im oberen Wildbergbächle gewandert. Bis sie dann aus dem Blasiwald
nach Äule (kleine Au) verlegt wurde.
Wie die St Blasianischen Glashüttern so
produzierte auch Äule hochwertiges Glas. Nicht das dickwandige Waldglas sondern
die feine Glaswaren der venezianischen Glasbläser war das Ziel. Das Kloster
achtete darauf, dass aus anderen Gegenden Glasbläser angesiedelt wurden, die
neue Techniken mitbrachten. Allerdings wurden die Glasbläser vom Kloster
beauftragt, der Gewinn ihrer Arbeit lag nicht bei ihnen sondern im Kloster. Die
Glasmacher durften nur kleine Flaschen, die Guttere, ab der Hütte vertreiben.
Die Glashütte wurde wie eine Unternehmerglashütte betrieben: Das Kloster mit
den Glasmachern als Leibeigene. Nach der Abschaffung der Leibeigenschaft Mitte
des 17. Jahrhundert bezahlten die Glasmacher
100 Gulden und mussten 1.500 Glasscheiben abliefern.
Geblasen wurden nicht nur Gefäße, Gläser,
Humpen, medizinische Geräte oder Glasglocken. Es wurden sogar ringförmige
Glasführungen für Glockenseile geblasen, die zur Schonung dieser im Kirchendach
eingelassen wurden. Die Glaswaren wurden soweit sie nicht für das Kloster
bestimmt waren durch die Glasträgerkompanien vertrieben.
Die Siegwarts waren eng mit der Glashütte
Äule verbunden. Fünf der sieben Gründerväter der in Äule ansässigen Glasmacherfamilien
trugen den Namen Siegwart.
Mit der Säkularisierung fiel die
Glashütte Äule 1807 an das Großherzogtum Baden. Zuerst versuchten die
Glasmacher 1825 sich zu einer Companie zusammen zu schließen. Aber die
Einfuhrzölle der Nachbarstaaten erschwerten den Absatz. Das Brennmaterial Holz
ging den Glasbläser buchstäblich aus. Äule lag zu weit ab von einem
Eisenbahnanschluss, um den Brennstoff Kohle geliefert zu bekommen. Auch der
Kauf der Glashütte und des Umlandes durch die Glasbläser 1860 konnte den
Niedergang der bedeutendsten Glashütte des Südschwarzwaldes nicht aufhalten.
1878 wurde der Betrieb eingestellt und 1892 wurden Gebäude eingerissen. Einzig
erinnert die Johanneskapelle der Glasbläsersiedlung an diese.