Freitag, 4. Oktober 2019

Was verbirgt sich hinter dem Löffeltal bei Hinterzarten?



Das Löffeltal führt von Hinterzarten 3 km am Rotbach entlang abwärts bis zur ersten großen Kehre der B 31 bei Höllsteig. Es wurde im 12. Jahrhundert als Abschnitt der Verbindung von Freiburg nach Donaueschingen als Falkensteig im Falkensteiner Tal, dem heutigen Höllental, erbaut. Der Name Löffeltal geht auf die Löffelschmieden zurück, die der Rotbach mit seiner Wasserkraft angetrieben hat.



Seit dem 15. Jahrhundert wurden im Erzgebirge Blechlöffel hergestellt. Sie wurden aus einem Stück geschmiedet und mit einer Feile verbessert. Im Schwarzwald wurden um diese Zeit die Löffel aus Holz oder Horn hergestellt.



Anfang des 18. Jahrhunderts wurden die  ersten Blechlöffel im Schwarzwald hergestellt. Um
1740  kam Johann Ketterer aus Triberg durch Zufall darauf, die Löffel zu verzinnen und damit sehr viel haltbarer zu machen. Die rationelle Fertigung der Löffelschmieden erlaubte die Eisenlöffel billig herzustellen und das übliche Holzgeschirr zu verdrängen.



Nach Hinterzarten kam die Löffelmacherei durch den Zuzug von Matthäus Feser aus Nessellachen (westlich von Breitnau). Er tauschte  sein Gütlein mit dem Michelshof in der Steig. Er war nicht nur Bauer sondern stellte auch Eisenlöffel her. Vor allem seine Söhne revolutionierten das Gewerbe. Die Wasserkraft ermöglichte mit dem Hammerwerk zum Schlagen und Aushöhlen der glühenden Eisenstäbe unter lautem Getöse die Herstellung der Löffel und damit konnte kräftig die Leistungsfähigkeit gesteigert werden. Gleichzeitig war ein reicher Kindersegen Voraussetzung für billige Arbeitskräfte. Die Löffel mussten nachgeschliffen werden und wurden dann wegen Brandgefahr in einem getrennten „Zinnhäusle“ verzinnt.



In Hinterzarten war die Dynastie der Fesers über Generationen als Löffelschmiede tätig. Mit Andreas Feser verkaufte 1793 erstmals ein Bauer seinen Hof und betrieb die Löffelschmiede mit Erfolg im Vollerwerb. Er produzierte  7800 Dutzend (93.600) Löffel pro Jahr. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in Hinterzarten 150.000 Dutzend (1,8 Mio) Löffel produziert.



Das Löffelschmiedgewerbe begann Mitte des 19. Jahrhundert zu kümmern. Verschärfter Wettbewerb, Zollpolitik anderer Staaten und die beginnende Industrialisierung durch die aufkommende Uhrenindustrie verschärften die Krise. Die Familienmitglieder der Löffelschmiede mussten sich anderen Berufen zuwenden. 1908 verstarb der letzte Löffelschmied hochbetagt in Hinterzarten.



Aber auch Sägewerke nutzten die Wasserkraft des Löffeltales. Noch erhalten ist die Kinghofsäge, die 1979-1982 vom Schwarzwaldverein Hinterzarten restauriert wurde. Auch eine Hochgangsäge wurde erhalten.

Kingenhofsäge im Löffeltal