Freitag, 18. Oktober 2019

Was verbirgt sich hinter einer der ältesten Handelsstraßen des Südschwarzwaldes?


Villingen 1643

Im Jahre 999 wurde Villingen das Markt-, Münz- und Zollrecht verliehen. 1120 folgte das Stadtrecht

für Freiburg. Beide Städte entwickelten unter dem gleichen politischen Hintergrund erfolgreiche Handelsbeziehungen. Beide Städte waren Zährimger Städte und gehörten gemeinsam zu den Fürstenbergern und vor allem 400 Jahre zu Vorderösterreich. Problem war nur, dass der unwirtliche Schwarzwald dazwischen lag.



Schon 1310 wird der „nuwe weg“ urkundlich durch Graf Egon von Fürstenberg erwähnt, der es ermöglichte, unter seinem Schutz gegen einen Wegezoll mit unverletztem Leib und Gut von Villingen nach Freiburg und umgekehrt zu reisen.



Die Straße wurde von Villingen nicht über Vöhrenbach gebaut sondern über Herzogenweiler hinauf auf die 904 m hohe Fischerhöhe hinab nach Fischerhof im Bregtal, Bregenbach, Urach wieder hinauf zur Kalten Herberge. Von dort führte die Straße durch den Hohlen Graben, Thurner, Wagensteigtal, Burg und schließlich nach Freiburg. Den Nachteil dieser Verbindung hatten die Falkensteiner im Höllental zu tragen, da der Zoll durch das Höllental entfiel. Das Zollgebiet erstreckte sich zwar bis nach Ebnet, aber die Zollerhebung nach altem Recht war an die Zollstelle unter der Falkensteiner Burg gebunden, so dass sie leer ausgingen.



Die Handelsstraße wurde von Villingen über die Höhenzüge bis nach Zarten im Dreisamtal von den Villingern unterhalten. Der Rest der Unterhaltung musste von Freiburg getragen werden. Nach heutigen Vorstellungen dürfte eigentlich nicht von einer Straße sondern von einem unbefestigten Feldweg gesprochen werden. Immer wieder gab es Stellen, an denen zwei Wagen aneinander durchfahren konnten. Schwierigkeiten für die Straße brachte die Art der Anspannung: Beim Gabelfahrzeug werden die Zugtiere hintereinander eingespannt und zwar von einem bis zu zwölf oder mehr Tieren. Das führte dazu, dass der Weg mittig stark ausgetreten war. Bei Regen oder Schnee schoss das Wasser durch die Rinne, so dass der Weg dann oft unpassierbar war. Mit dem Verbot der Gabelfahrzeuge versuchte die Obrigkeit die Benutzung der Deichselfahrzeuge durchzusetzen.



Transportiert  wurden Gewänder, Felle, Wolle und Wein. Für Nicht-Freiburger und –Villinger war der Wegezoll doppelt so hoch.



Nach dem Dreißigjährigen Krieg konnte die Wagensteigtalstraße aber nicht mehr an die alte Bedeutung anknüpfen. Die Handelswege durch das Höllental und das Simonswäldertal von Waldkirch, Kilpenstraße nach Furtwangen gewannen an Bedeutung. Das waren die neuen Verbindungen, die die Städte Freiburg und Villingen mit Waffengewalt verhindert hatten.



Die heutige Wagensteigtalstraße wurde mit neuer Trasse in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut.
Freiburg von Süden 1550