Freitag, 10. Mai 2019

Was verbirgt sich hinter dem Edelfrauengrab bei Ottenhöfen?


Rechter Hand am Ortsausgang von Ottenhöfen im Achertal liegt über dem Ort die Burgruine Bosenstein. Dort endet auch das Gottschlägtal, das seine Wassermengen als Wasserfall über mehrere Kaskaden zu Tal bringt. Die Straße führt zum Kieswerk, das zu durchqueren ist, dann bis zum Parkplatz des Wasserfalles. Hier befindet sich auch das Edelfrauengrab, die letzte Stufe des Wasserfalles



Ritter Wolf von Bosenstein war mit dem kaiserlichen Heer ins Heilige Land gezogen. Unmittelbar vor seiner Abreise hatte er das stattliche Schloss Bosenstein der Obhut seiner Gemahlin anvertraut. Diese vergaß bald die ihr übertragen Pflichten, brach die versprochene eheliche Treue und lebte mit ihrem Liebhaber zusammen in Saus und Braus.



Da kam während eines Festgelages eine Bettlerin mit ihren sieben halbverhungerten Kindern an das Tor des Schlosses Bosenstein und flehte die Schlossherrin um ein Almosen an. Diese wies jedoch die arme Frau durch Herbeirufen ihrer Hunde ab. Bei der Flucht aus dem Schlosshof bedachte sie die mitleidlose Schlossherrin mit dem Fluch:



„Sieben Kinder sollst du auf einmal zur Welt bringen, alle so elend wie die, welche du verhöhnst“.



Sieben bleichen, kümmerlich aussehenden Knaben schenkte die treulose und hartherzige Schlossherrin das Leben. Um ihre Schande zu verbergen, befahl sie einer Magd, sie solle die neugeborenen Kinder in einen  Sack stecken und sie im nahe gelegenen Dickenteich ertränken. Unterwegs begegnete ihr der vom Kreuzzug heimkehrende Ritter. „Was trägst du in dem Sack auf deiner Schulter?“ „Kleine Hunde“, war die angstvolle Antwort, „die Herrin befahl sie zu ertränken.“ „Lass sehen“, rief der Ritter aus. Der Ritter öffnete den Sack und erblickte zu seinem Schrecken statt der Hunde sieben neugeborene Kinder. Unter Tränen gestand die Magd, dass es die Kinder seiner Gemahlin seien.



Die sieben Knaben nahm er aber mit sich und ließ sie von edlen Frauen auf der Burg Hohenfels im Elsaß erziehen



Sieben Jahre später veranstaltete der Ritter von Bosenstein auf seinem Schloss ein großes Fest. Auf dem Höhepunkt des Gelages erschienen auf seinen heimlichen Befehl die hergebrachten Knaben und baten in ärmlicher Kleidung um ein Almosen. Auf die Frage nach ihrer Herkunft sangen sie von ihrem eigenen Schicksal, wie sie einst von ihrer hartherzigen Mutter im frühesten Kindesalter in einen Teich ertränkt werden sollten.



„Was verdient wohl eine solch unmenschliche Mutter?“ fragte einer der Gäste. „Die solle“, erwiderte rasch die Schlossherrin von Bosenstein, „bei einem Laib Brot und einem Krug Wasser lebendig eingemauert werden“. „So sei’s, du hast dein eigenes Urteil gesprochen“, rief der Ritter von Bosenstein mit zorniger Stimme, „es soll an dir vollzogen werden!“



Zur Strafe für ihr zweifaches Verbrechen wurde die Edelfrau daraufhin in einer von tosenden Wassern bespülten Höhle der Wasserfälle im Gottschlägtal lebendig eingemauert. Seither heißt diese Felsenhöhle das „Edelfrauengrab“.



Der Überlieferung nach sollten die sieben Knaben, die nach der Sage die Edelfrau ertränken lassen wollte, vom Ritter der Burg Bosenstein den Beinamen „Hund“ erhalten haben. Dies soll der Ursprung des Familiennamens „Hund“ sein.

Tatsächlich lässt sich die „Sippe der Familie Hund“ mit Sebastian Hund geboren 1630 in Haslach bei Ulm zwischen dem Acher- und Renchtal zurückverfolgen.