Die Gutach („Gute Ach“) verlässt den
Titisee. Mit dem Wasser der Haslach verstärkt war die damals weiterführende
Gutach durch ihr Hochwasser und Überschwemmungen so gefürchtet, dass von ihr
als der „wütenden Gutach“ gesprochen wurde. Daraus wurde ihm Laufe der
Jahrzehnte der Name „Wutach“. Im mittleren Abschnitt zwischen der Schatten- und
Wutachmühle mit der Wutachversickerung lag Bad Boll.
Bis 1609 waren die Einwohner von Boll
Leibeigene. Nach dem Kauf durch das Kloster St Blasien wurde der Hof Bad Boll
zum „befreiten Gut“ erklärt. Schon damals wurde die Mineralquelle von Bad Boll
sowohl zum Trinken als auch zum Baden genutzt. Seine größte Blüte erreichte das
heute verfallene Bad Boll in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Ursächlich waren dies nicht nur die Mineralwasser führende Badquelle, die
landschaftliche Schönheit des Tales sondern auch der Fischreichtum der Wutach.
Für längere Zeit galt die Wutach als das beste Forellenwasser Europas und
gehörte auch für einige Zeit dem englischen Fishing Club. Die Gasthöfe und
Hotels entlang der Wutach verdankten ihre Existenz den schweizerischen aber vor
allem den englischen Fischgästen. Allein der englische Fishing Club betrieb
damals ein Hotel mit 12.000 Übernachtungen pro Jahr.
Die Abwässer der Zellstoff- und
Papierfabrik in Neustadt führten ab 1905 zu einem raschen Rückgang des
Fischbestandes der Wutach. Durch die sinkenden Erträge der Wutachfischrei blieben
nach und nach die zahlenden Angler aus. Damit wurde der Niedergang von Bad Boll
eingeläutet. Die Anlagen verfielen langsam. Das Land Baden-Württemberg trug die
Reste nach und nach ab. 1975 zerstörte ein Feuer die vorhandenen Anlagen. Heute
erinnert nur noch die stark beschädigte Kapelle im Wutachtal an Bad Boll und an
jene blühende Zeit.
Erst nach erheblichen Anstrengungen zur
Reinigung der Abwässer durch die Zellstoff- und Papierfabrik verbesserten sich
die Verhältnisse ab 1954. Bis heute
ist zwecks Schonung des Fischbestandes nur das Fischen mit der Fliege erlaubt.
Das Land Baden-Württemberg wollte 2014
die Kapelle abreißen lassen. Eine Resolution des Schwarzwaldvereins konnte den
Abriss des Zeitzeugens verhindern. Das Problem war, dass die Kapelle am
falschen Platz ohne Fundamente an einem Schiebehang steht. So versperrte 2016
ein gewaltiger Erdrutsch den einzigen Zufahrtsweg. So musste alles von der
gegenseitigen Flussseite bewerkstelligt werden. Schließlich kostete die
Notsicherung der Kapelle 240.000 €. Durch weitere Spenden sollen noch die
Originalfenster eingesetzt und eine Glocke in das Türmchen gehängt werden.
1977 weckte Bad Boll die Aufmerksamkeit
des BKAs, nach dem Hans Martin Schleyer von der RAF entführt und ermordet
wurde. Da die Terroristen Christian Klar, Adelheid Schulz und Knut Volkerts aus
Südbaden stammten, wurde das Gelände von Bad Boll als möglicher Unterschlupf
untersucht.