Freitag, 18. Januar 2019

Was verbirgt sich hinter der Reichsfreiheit des Harmerbachtales?


Die Landstraße führt von Zell a H über Unter- nach Oberharmersbach. In der Ortsmitte liegt der Gasthof „Zu den drei Schweinsköpfen“.



Kaiser Wenzel, der Faule, der von 1378 bis 1400 die Krone des Reiches getragen hatte, war der Quell der so heiß begehrten Reichsfreiheit. Er war vielgehasst im Reich trotz seiner Untätigkeit, und mehr als einmal waren seine Feinde im Begriff, ihn gefangen zu nehmen.



Als er eines Tages im Harmersbachtal weilte, glaubten seine Feinde seiner habhaft zu werden. Letztlich blieb seinen Begleitern nichts anderes übrig, als die kaiserliche Majestät in einem Saustall mit drei Sauen zu verstecken, bis die Gefahr der umherschweifenden Gegnern endgültig vorbei war. Das hat den Kaiser auch gerettet. Als seine Verfolger ihn im Stall suchten, grunzten ihnen nur die Sauen entgegen.



Zum Dank für die Bewahrung von Leben, Freiheit und Krone dem kaiserlichen Herren, verlieh dieser dem Besitzer seines schmutzigen Versteckes das Wirtsrecht und den Hausnamen „Zu den drei Schweinsköpfen“. Der Schultheiß des Tales, in dem der Kaiser gerettet wurde, bekam für sein Gemeinwesen die Reichfreiheit verliehen.



Soweit die Sage. In Wirklichkeit wurde 1367 das Harmersbachtal von Kaiser Ludwig dem Bischof von Straßburg verpfändet. Da dieser zu jener Zeit nicht sehr mit Geldmitteln gesegnet war, hat er die Talschaft an die Familie Bockh in Straßburg unterverpfändet. Dies blieb dann 300 Jahre so.



König Ludwig XIV setzte seine Annexionskriege fort. Das Elsaß und Straßburg gingen 1681 in der Folge an Frankreich. Die Ortenau wurde auch in den Pfälzischen Erbfolgekrieg mit einbezogen. Deswegen sprach der Kaiser das Harmersbachtal vom Straßburger Bischof 1689 los. 1720 hat der Reichshofrat dies per Urteil bestätigt.



Damit war das Harmersbachtal das einzige freie Reichstal im Deutschen Reich Römischer Nation. An der Wiener Hoftafel musste vor jenem Termin des Freiheitsbriefes an immer zur Rechten des Kaisers ein Platz freigehalten werden. Hier durfte der Reichsvogt zu Harmersbach sitzen, sollte er je einmal auf des Kaisers Burg zu Wien kommen. Aber auch dies dürfte in das Reich der Sagen gehören. Das Reichstal Harmersbach hatte nach wie vor keinen Sitz und keine Stimme im Reichstag. Es setzte sich jeweils mit der freien Reichsstadt Zell ab. Es setzte sich wiederum wegen der hohen Kosten oftmals mit den anderen freien Reichstädten Gengenbach oder Offenburg sich ins Benehmen.



Die ordnende Hand von Napoleon hat mit der Schaffung des Großherzogtum Badens 1802/3 die Reichsunmittelbarkeit beendet. Das Harmersbachtal wurde ein Teil des neuen Großherzogtums. 1812 wurden Ober- und Unterharmersbach als selbstständige Gemeinden geteilt. 1975 wurde  Unterharmersbach nach Zell eingemeindet.