Freitag, 11. Januar 2019

Was verbirgt sich hinter der Kniebisstraße im Winter?


Kniebis Hotel Lamm März 1905

Der Kniebisübergang –einer der Schwabenwege- war seit jeher von immenser Wichtigkeit. Es war die wichtige Verkehrsachse von Paris, Straßburg über den Kniebis nach Stuttgart und Richtung Wien.



 Schon 1303 begann der Bischof von Straßburg den Weg zum Kniebis zu befestigen, um einen Übergang zu Fuß von Oberkirch über Oppenau zur Zuflucht über den Kniebis mit seinem Kloster nach Freudenstadt zu bekommen. 1603 wurde eine Postverbindung zwischen Stuttgart und Oberkirch eingerichtet. Erst mit den Ausbau der Strecke durch Herzog Friedrich 1605 wurde sie wie ein befahrbarer Weg ausgebaut.  Unsäglich waren die Mühen und Strapazen für Menschen und Tiere, um mit zusätzlichem Vorspann die Oppenauer Steige –von Oppenau zur Zuflucht- zu überqueren. Die Reise über den Kniebis war auch im Sommer kein sonderliches Vergnügen. Merian beschreibt, dass bei Freudenstadt eine solche Wildnis gewesen sei „für den verfallenen Bäumen und Windbruch sei ein Fortkommen nur schwerlich und zur Winterzeit gar nicht möglich“.



Mit der Gründung von Freudenstadt 1599 wurde die Gegend „etwas zahmer gemacht“. Die linksrheinischen Gebiete von Württemberg (Mömpelgard), die mit Oberkirch damals zusammenhingen, erforderten dies. Ab 1709 fuhr ein Postwagen und ab 1754 ein taxischer „Schnellpostwagen“ von Augsburg, Stuttgart, Kniebis und Straßburg. Erst 1821 wurde nach den Plänen von Tulla die Griesbacher Steige ausgebaut.



Besonders aber der  Schneefall und der lange Winter hemmten den Verkehr unsäglich. Noch 1838 berichtet Fahnenberg in der Beschreibung der Heilquellen am Kniebis: „Nur hin und da ragt eine Stange empor, dem Wanderer die Richtung bezeichnend, die er zu nehmen hat, wenn tiefer Schnee jede Spur des Weges unkenntlich macht.



Freudenstadt verantwortlich für die Räumung des Kniebisüberganges beschäftigte im Winter 1717/18 mindestens 70 bis 80 Schneeschäufler. Da dies der Obrigkeit auf die Dauer zu teuer war, wurde ein richtiger Bahnschlitten beschafft, den zur Hälfte der Kniebis bezahlen musste. Auch die Wirte der Höhenhäuser wie vom Lamm ab 1830, der Zuflucht ab 1806 und der Alexanderschanze ab 1868 mussten sich beteiligen.



Julius Müller beschreibt, dass am 9. März 1905 „vor dem Lamm sei ein Schneeberg bis zum oberen Stock, dazwischen ein schmaler Gang durch 2 richtige Tunnels gewesen. Ein achtspänniger Bahnschlitten hält die Straße zur Alexanderschanze frei. Eine breite Gasse führt vom Hotel mit einer 3 bis 3,5 m hohen schroffen Mauer weg. Es soll die badische Landstraße nach Bad Rippoldsau sein.

Kniebis Straße nach Bad Rippoldsau März  1905