Freitag, 4. Januar 2019

Was verbirgt sich hinter dem Ruhestein?


Der Ruhestein im Nordschwarzwald ist die Passhöhe 915 m des Überganges von der Rheinebene durch das Achertal, dem ehemaligen Großherzogtum Baden hinüber ins Murgtal im ehemaligen Königreich Württemberg. Diese Straße kreuzt auf dem Ruhestein die Schwarzwaldhochstraße (B 500) vom Kniebis nach Baden-Baden. Der Westweg führt hier ebenfalls auf seinem Weg nach Süden hier vorbei.



Die Bewohner von Seebach berichten, dass auf der Passhöhe eine große Sandsteinplatte gelegen war, auf der die Händler nach einem anstrengenden Aufstieg aus dem Seebachtal oder von Baiersbronn her ihre Traglasten abgestellt haben, um sich eine Verschnaufpause zu gönnen. Daher der ursprüngliche Namen „Ruhstein“. Unter den Ausruhenden waren immer wieder Händler, die ihre Produkte aus der schwäbischen Glashütte in Buhlbach oder Wein und Obst aus dem Achertal transportierten und hier auch umgeschlagen haben.



Die Neuzeit auf dem Ruhestein begann als 1863 die Passstraße von Achern nach Baiersbronn fertiggestellt wurde. Ein Jahr später errichtete Michael Glaser aus Baiersbronn eine kleine Wirtschaft als Rastplatz für Fuhrleute und Kleinhändler. 1885 wurde von Louis Klumpp ein prachtvoller Neubau erstellt, um den gestressten Stadtgästen den notwendigen Rahmen für Ruhe und Erholung in der Waldeinsamkeit zu bieten. Der Ruhstein wurde zum Ruhestein. 1897 fand das erste Skirennen vom Ruhestein aus statt. Damit hatte der Wintersport seinen Einzug am Ruhestein gehalten



Die Schwarzwaldhochstraße war 1934 von Baden-Baden bis zum Ruhestein fertiggestellt und 1939 hatte die Familie Klumpp den Höhepunkt mit ihrem Kurhaus erreicht. 140 Betten, eine exzellente Küche machten das Haus weit über die Region bekannt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Hotel zur Kinderlandverschickung umfunktioniert. Als dann die französischen Truppen das beschlagnahmte Hotel 1949 zurückgaben, war dieses völlig heruntergewirtschaftet.



Nach dem Kriege wurde 1946 das erste Ruhestein-Bergrennen vom Obertal - Ruhestein durchgeführt. Auf der kurvenreichen und engen Straße wurden drei Fahrer aus den Kurven getragen und verunglückten tödlich an den Schwarzwaldtannen. Nicht der Toten wegen sondern wegen der unsicheren wirtschaftlichen Lage wurden keine weiteren Bergrennen ausgeschrieben.



Nach einer kurzen Blütezeit in den 50er und Anfang der 60er Jahre setzte der Niedergang der Kurhotels an der Schwarzwaldhochstraße ein. Der Hotelier Klumpp verkaufte 1970 das Kurhotel Ruhestein an die Neue Heimat. Sie wollte schließlich für 25 Millionen ein Sporthotel mit allen Schikanen bauen.



Die Neue Heimat kam in finanzielle Turbulenzen. Der Ruhestein kam dadurch wieder zu seiner Ruhe. Die ehemalige Villa Klumpp wurde Naturschutzzentrum und ein neu errichteter Holzbau die Geschäftsstelle des Naturparkes Schwarzwald.



Schon nach einem kurzen Aufstieg am Ruhestein findet der Wanderer das Grab von Prof Euting, dem großen Förderer des Ruhesteins und damit den Blick zum Wildsee.