Freitag, 27. Juli 2018

Was verbirgt sich hinter dem Finkenberg Stau-Projekt?


Der Betriebsleiter der Freudenstädter Elektrizitätswerke, Henrich Bauer, entwickelte einen Plan, mit dem die Stromversorgung von Freudenstadt nach dem Ersten Weltkrieg mit einem eigenen Wasserkraftwerk gesichert werden sollte.



Ein Wasserkraftwerk sollte in Christophstal unterhalb vom Gasthaus „Schiff“ gebaut werden. Der dazugehörige Stausee sollte am Rotwasser im Langenwald entstehen. 1 km lang würde forbachaufwärts parallel zur heutigen Landstraße Freudenstadt nach Kniebis der Stausee entstehen. Die Straße hätte deswegen für 400 m 1 bis 1,5 m höher gelegt werden müssen. Vom Staudamm aus war geplant, einen 1,2 km langen Druckstollen durch den Finkenberg zum Jägerlochtal zu bauen. Von dort  sollten eine 910 lange Druckrohrleitung das Wasser hinab zum Wasserkraftwerk ins Christophstal leiten. Ein Ausgleichsbecken von 5.000 m³ wäre am Kraftwerk zu bauen gewesen. Das Wasserkraftwerk hätte im Ausbau 2.200.000 KW Strom erzeugen können.  Freudenstadt hatte damals einen Strombedarf von 400.000 KW pro Jahr. Der ursprüngliche Kostenrahmen war 2,2 Millionen Mark. Probebohrungen und Sachverständigengutachten 1920/21 förderten aber weitere Probleme zu Tage. Inwieweit kann eine Stauanlage im Buntsandstein gebaut werden, versickert das Wasser in den Talwänden?



Nach der Lösung der benannten Probleme, errechnete ein Sachverständigengutachten die Kosten auf 12,2 Mio Mark inklusiv Bauzinsen auf 19,3 Mio Mark. Ein anderes Gutachten kam auf 25 Mio Mark. Unter der Voraussetzung, für den nicht benötigten Strom einen Abnehmer zu finden, waren die errechneten Kosten nicht viel geringer wie der bisher bezahlte Strompreis.



Der Stadtschultheiss von Freudenstadt, Dr Blaicher, rechnete seinem Stadtrat 1922 in schwäbischer Art vor, „dass wir unseren Wald, die sicherste Einnahmequelle, zum größten Teil geopfert hätten für eine Talsperre im Buntsandstein. So stark hätte sich diese Talsperre niemals rentieren können, dass uns den gleichen Ertrag aus dem Wald ersetzen könnte“.



Damit blieb alles bei der bisherigen Lösung. Mit dem Heimbach-Kraftwerk –heute Wasserkraftwerk Bettenhausen- im Glatttal wurde   ein neuer Strombelieferungsvertag für Freudenstadt ausgehandelt.