Freitag, 8. Juni 2018

Was verbirgt sich hinter der Uhrmacherei in Waldau?


Glashof bei Waldau

Kurz vor dem Thurner auf der B 500 Richtung Hinterzarten zweigt die Straße nach Waldau ab. Heute ein Ortsteil von Titisee-Neustadt liegt am Eingang des Jostales.



Im Ortsteil Hintertal (Richtung Glashütte) lag seit 1426 der Glashüttenhof, seit 1750 Glashof genannt. Im frühen 15. Jahrhundert war er eine der bedeutendsten Glashütten des südlichen Schwarzwaldes. Das Kloster St Peter überließ den Hof und Glasbetrieb der Familie Kreutz von 1588-1795.



Der Pater Franz Steyrer schreibt in seinem Buch 1796 „Waldau, eine Vogtey der Herrschaft St Peter“: „Sie hatte die Ehre, dem Schwarzwalde die ersten Uhrmacher zu schaffen, und wie man zuverlässig weiß, so waren diese die so genannten Kreuze auf dem Glashof daselbst. Sie verfertigten Waag- und Unruhuhren aus Holz, derer eine Pater Peter Kalteisen Kapitular des Gotteshauses St Peter, und damals Pfarrverweser zu Neukirch, schon um das Jahr 1667 besaß“.



Damit sind die Gebrüder Kreutz auf dem Glashof als Hersteller einer Schwarzwälder Uhr nachgewiesen. Dafür kommen in Frage:

Georg Kreutz geb. 1638 Bauer auf dem Glashof, gestorben 1689.

Mathias Kreutz geb. 1640 seit 1668 Hirschwirt in St Peter, seit 1674 Bauer auf dem Steinbachhof, gestorben 1720. Im Nachlass seiner Frau befand sich 1694 auch eine „hiltzen Uhr“.



Dem Urheberrecht der Brüder Kreutz tut die Mitteilung keinen Abbruch, dass ein Schwarzwälder Glasträger eine hölzerne Stundenuhr von seiner Handelsreise mit in die Heimat gebracht haben soll, die als Muster für die erste Schwarzwälder Uhr diente.



Adam Spiegelhalter (1718-1785), Bauer auf dem Schmidtenhof, verwendete als erster Uhrmacher das Zahngeschirr. Mit ihm wurden die Räder eingeschnitten und mussten nicht mehr mit einer Säge  mühsam Zahn um Zahn ausgesägt werden.



Mathäus Hummel geb. 1720 vom Jägerstieg im äußersten Norden von Waldau war der erste Uhrmacher, der Schlaguhren herstellte zunächst mit Glasglocken, später mit Metallglocken. Um 1750 schuf eine Taschenuhr aus Buchsbaumholz, bei der nur die Zugfeder und Unruhespirale aus Metall waren. Er schuf auch eine Kunstuhr, bei der die 12 Aposteln die Stunden schlugen. Diese wurde der russischen Kaiserin Katharina II als Geschenk übergeben und erschloss damit Rußland dem Schwarzwälder Uhrenhandel.

Waaguhr 1640  (Nachbau)