Glasträger im 18. Jahrhundert |
Martin Kirner (1797 – 1865) aus
Langenbach entstammte der ältesten Glasträgerfamilie des Schwarzwaldes. Sein
Urgroßvater Clemens Kirner von Oberbränd gehörte schon als Mitglied der „Großen Gesellschaft“ an. Sie war ein
Zusammenschluss in den Jahren 1720 - 1740 von Glasträgern, um ihre
Interessen abzustimmen und zu wahren. Zuvor
gab es ab 1720 nur zwei Züge von Glasträgern. Die einen zogen ins
Württembergische und die anderen in den Breisgau und die Ortenau.
In den Jahren 1740-1750 gliederte
sich aus der „Großen Gesellschaft“ fünf größere Gesellschaften: die
Elsaßträger, die Württemberger Träger, die Schwabenländer, die Schweizer und
Pfälzer Träger. Durch die Konkurrenz der Uhrenträgercompanien und der eigenen
Effizienz wegen war es notwendig, sich enger zusammenzuschließen. Regelmäßige
Versammlungen dienten dem Informationsaustausch. Gewählte Obmänner berieten die
anstehenden Probleme. Denn in jedem Gebiet herrschten andere Gesetze und
Zollbestimmungen. Nun wurden schriftliche Verträge abgeschlossen, um den
Companien einen feste Struktur zu geben. Zuvor wurden vereinbarte mündliche
Absprachen durch Handschlag bestätigt.
Die Pfälzer oder Kirner Companie
wurde 1741 in Triberg gegründet. Ihr Verkaufsgebiet war die Ortenau,
rheinabwärts bis Mannheim, Rheinpfalz bis nach Hessen.
Der Großvater, Martin Kirner, wie
auch der Vater, Michael Kirner, von Martin Kirner waren Glasträger und
Gesellschafter bei dieser Pfälzer Glashändlercompagnie. Bis 1741 wurden die
Glaswaren in Rückenkörben ins Land getragen. Seither wurden sie nach und nach
in großen Körben verpackt und mittels Wagen über holprige Wege zu den
Lagerplätzen gefahren.
Der Großvater Martin Kirner
gründete einen ersten Geschäftsplatz in Offenburg. Von dort wurden dann von den
Glasträgern die jeweiligen Märkte besucht. Die Gründung des Großherzogtums
Baden ermöglichte bessere Erweiterungsmöglichkeiten. Die Pfälzer
Glasträgercompagnie besaß dann nach und
nach weitere Niederlassungen in den größeren Städten wie in Bühl, Karlsruhe,
Bruchsal, Heidelberg, Mannheim, Darmstadt und Weißenburg.
Martin Kirner war der treibende
Gesellschafter, der neben den Geschäftsplätzen Häuser mit Ladenlokalen kaufte.
So erwarb er 1826 ein Haus in der Kaiserstraße. So wurden in den Städten mit
Niederlassungen eigene Häuser von den Gesellschaftern eröffnet. Jedem Haus stand
ein Leiter vor, der das Bürgerrecht der jeweiligen Stadt erwarb, um eingetragen
werden zu können.
Mit dem Bau der Eisenbahn in den
1840er Jahren war es möglich die verschiedenen Häuser zusätzlich mit Eisen-,
Silber-, Steingut- und Porzellanwaren zusätzlich beliefern. Der Schritt zum
Kaufhaus war getan.
Martin Kirners Sohn, Martin,
wurde nach seiner Lehrzeit Glasträger und schließlich Gesellschafter und später
Leiter des Offenburger Hauses und sein Sohn Karl war über 30 Jahre Leiter des
Heidelberger Hauses, Kirner, Willman & Cie.
Bei dieser gesamten Entwicklung
darf nicht vergessen werden, dass die Familien der Gesellschafter auf dem
Schwarzwald wohnten. So wohnte Martin Kirner in Langenbach.