Freitag, 22. Juni 2018

Was verbirgt sich hinter den Kirners?


Glasträger im 18. Jahrhundert

Martin Kirner (1797 – 1865) aus Langenbach entstammte der ältesten Glasträgerfamilie des Schwarzwaldes. Sein Urgroßvater Clemens Kirner von Oberbränd gehörte schon als Mitglied der  „Großen Gesellschaft“ an. Sie war ein Zusammenschluss in den Jahren 1720 - 1740 von Glasträgern, um ihre Interessen  abzustimmen und zu wahren. Zuvor gab es ab 1720 nur zwei Züge von Glasträgern. Die einen zogen ins Württembergische und die anderen in den Breisgau und die  Ortenau.



In den Jahren 1740-1750 gliederte sich aus der „Großen Gesellschaft“ fünf größere Gesellschaften: die Elsaßträger, die Württemberger Träger, die Schwabenländer, die Schweizer und Pfälzer Träger. Durch die Konkurrenz der Uhrenträgercompanien und der eigenen Effizienz wegen war es notwendig, sich enger zusammenzuschließen. Regelmäßige Versammlungen dienten dem Informationsaustausch. Gewählte Obmänner berieten die anstehenden Probleme. Denn in jedem Gebiet herrschten andere Gesetze und Zollbestimmungen. Nun wurden schriftliche Verträge abgeschlossen, um den Companien einen feste Struktur zu geben. Zuvor wurden vereinbarte mündliche Absprachen durch Handschlag bestätigt.



Die Pfälzer oder Kirner Companie wurde 1741 in Triberg gegründet. Ihr Verkaufsgebiet war die Ortenau, rheinabwärts bis Mannheim, Rheinpfalz bis nach Hessen.



Der Großvater, Martin Kirner, wie auch der Vater, Michael Kirner, von Martin Kirner waren Glasträger und Gesellschafter bei dieser Pfälzer Glashändlercompagnie. Bis 1741 wurden die Glaswaren in Rückenkörben ins Land getragen. Seither wurden sie nach und nach in großen Körben verpackt und mittels Wagen über holprige Wege zu den Lagerplätzen gefahren.



Der Großvater Martin Kirner gründete einen ersten Geschäftsplatz in Offenburg. Von dort wurden dann von den Glasträgern die jeweiligen Märkte besucht. Die Gründung des Großherzogtums Baden ermöglichte bessere Erweiterungsmöglichkeiten. Die Pfälzer Glasträgercompagnie  besaß dann nach und nach weitere Niederlassungen in den größeren Städten wie in Bühl, Karlsruhe, Bruchsal, Heidelberg, Mannheim, Darmstadt und Weißenburg.



Martin Kirner war der treibende Gesellschafter, der neben den Geschäftsplätzen Häuser mit Ladenlokalen kaufte. So erwarb er 1826 ein Haus in der Kaiserstraße. So wurden in den Städten mit Niederlassungen eigene Häuser von den Gesellschaftern eröffnet. Jedem Haus stand ein Leiter vor, der das Bürgerrecht der jeweiligen Stadt erwarb, um eingetragen werden zu können.



Mit dem Bau der Eisenbahn in den 1840er Jahren war es möglich die verschiedenen Häuser zusätzlich mit Eisen-, Silber-, Steingut- und Porzellanwaren zusätzlich beliefern. Der Schritt zum Kaufhaus war getan.



Martin Kirners Sohn, Martin, wurde nach seiner Lehrzeit Glasträger und schließlich Gesellschafter und später Leiter des Offenburger Hauses und sein Sohn Karl war über 30 Jahre Leiter des Heidelberger Hauses, Kirner, Willman & Cie.



Bei dieser gesamten Entwicklung darf nicht vergessen werden, dass die Familien der Gesellschafter auf dem Schwarzwald wohnten. So wohnte Martin Kirner in Langenbach.