Die Entstehung des hohen Grobgünstigen
Narrengerichtes zu Stocken geht auf den Unabhängigkeitskampf der Schweizer
Eidgenossenschaft im frühen 14. Jahrhundert mit den Habsburgern zurück. Die
Schlacht am Morgarten 1315 in der Nähe von Luzern war nicht nur die
Geburtsstunde der Schweiz sondern auch die des Stockacher Narrengerichtes.
Herzog Leopold I von Österreich führte
im November 1315 eine Strafaktion gegen aufmüpfige Hirten und Bauern in der
Innerschweiz durch, die er in der Schlacht von Morgarten aber verlor. Im
Verlaufe der Vorbereitung der Schlacht hatte Leopold im Kriegsrat auch seinen
Hofnarren Kuony von Stocken um einen Ratschlag gebeten. Der Rat des Narren war:
“Ihr ratet alle, wie Ihr wollt in das Land Schwyz hineinkommen. Euer keiner aber
hat geraten, wie Ihr wollet wieder herauskommen.“ Nach verlorener Schlacht durfte
der Narr für seinen nicht befolgten aber weisen Rat einen Wunsch äußern. Er
bat, dass in seiner Geburtsstadt Stocken zwischen Lichtmess und Lätare von den
Einwohnern Gericht abgehalten werden durfte. Dieser Wunsche wurde ihm vom
Bruder Leopolds, Herzog Albrecht II, 1351 gewährt.
Die Abhaltung des Narrengerichtes wurde
im Laufe der Zeit immer wieder verboten und ausgesetzt. Doch bis heute hat sich
der Brauch erhalten. Alle dummen und närrischen Streiche, menschliche Schwächen
und Torheiten wurden über das Jahr gesammelt, aufgeschrieben, ohne Rücksicht
abgehandelt und öffentlich verlesen. Der Brauch artete in manchen Jahren
allerdings unbotmäßig aus, was zu Sanktionen führte.
Seit 1960 tagt das Narrengericht als
närrisch-juristische Institution und urteilt über prominente Politiker. Die
Verhandlungen finden am „Schmotzige Dunschtig“ statt und die Strafe ist in
Eimer (60 l) Wein zu entrichten. Damit sind die Angeklagten als Laufnarren in
die hohe grobgünstige Narrenzunft zu Stockach aufgenommen. Alexander Dobrindt
hatte 2016 drei Eimer Wein und eine Einladung zum Oktoberfest aufgebrummt
bekommen.
Wolfacher Narrenbrunnen |