Freitag, 7. Oktober 2016

Was verbirgt sich hinter den Auswanderungen aus dem Schwarzwald?



Für die Bevölkerungsentwicklung des Schwarzwaldes spielten unbekannte Früchte verbunden mit der Zehntbesteuerung vor allem im südlichen Schwarzwald eine wichtige Rolle. Welschkorn (Weizen), Kartoffeln, Gelbe Rüben und Bohnen waren früher unbekannte Pflanzen. Sie unterlagen nicht der Zehntbesteuerung und verbreiteten sich daher sehr rasch im bäuerlichen Anbau. Ohne den Anbau der Kartoffeln wäre die Bevölkerung des südlichen Schwarzwaldes in den Hungerjahren 1815/1816 zum großen Teil jämmerlich verhungert. Der Hunger als ständiger Gast in den großen Familien und die Gängelei sowie Abhängigkeit von den jeweiligen Landesherren führte immer wieder zu Auswanderungswellen in der Bevölkerung.



Die österreichische Regierung schon Ende des 17. Jahrhunderts nach den Türkenkriegen im entvölkerten Ungarn Schwarzwälder Familien ansiedeln. Wegen des Druckes der Übervölkerung und Armut im Schwarzwald war die Auswanderung in ein weites, fruchtbares Land verbunden mit persönlicher Freiheit das richtige Ventil. Aber auch die Anwerber aus Polen und vor allem Rußland warben um Ansiedlung der Schwarzwälder Bauern. Kaiserin Katharina von Rußland versprach nicht nur kostenloses Land in Odessa und an der Wolga sondern winkte auch mit Religionsfreiheit und Befreiung vom Militärdienst. Auch Anfang des 19. Jahrhunderts gab es nochmals eine Auswanderungswelle ins fruchtbare Schwarzmeergebiet.



Durch den weltlichen Besitz der Klöster entstanden reiche, mächtige Herrschaftsgebiete, die ihren Herrschaftsanspruch auch mit Gewalt durchsetzten.  So erhoben sich freiheitsliebende Bauern im 18. Jahrhundert in drei Salpeteraufständen gegen die Unterdrückung des Kloster St Blasien. Um mit Gewalt Ruhe zu schaffen, wurden 1755 einhundertzwölf Salpeterer auf ewig nach Temeswar in Ungarn durch die vorderösterreichische Regierung in Freiburg verbannt. Aber auch die Kirchenreform Josefs II führte Anfang des 19. Jahrhunderts zu einer erneuten Auswanderungswelle.



Verabschiedung
Mitte des 19. Jahrhunderts setzte dann die Auswanderung nach Übersee, Lateinamerika aber insbesondere Nordamerika ein. Neben den Ausreisewilligen, die in großer Anzahl dem Ruf nach fruchtbarem Land und Freiheit folgten, entledigten sich zum Großteil auch die Landesherren, um die Armen der Ärmsten durch Bezahlung der Überfahrt los zu werden. 1848 kamen nach fehlgeschlagener Revolution die freiheitlichen Gesinnten dazu. Struwe, Hecker und Steuben –den späteren amerikanischen General im Bürgerkrieg- sind Beispiele hierfür.
Auswanderer auf dem Weg in die Neue Welt