Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges
wurde Baden-Baden 1689 von französischen Truppen niedergebrannt, der
Bäderbetrieb kam zum Erliegen. Rastatt wurde 1705 anstatt Baden-Baden Residenzstadt.
In der Folgezeit war es nur „Baaden bey Rastadt“.
1814 beim Sommeraufenthalt auf Schloss
Baden-Baden versammelte Markgräfin Amalie, die Mutter der Zarin und alte
Napoleonhasserin ihr Gefolge, um die Zeit nach Napoleon zu beraten: Ihre Tochter, die russische Zarin, zwei
Zarenbrüder und hohe Generäle waren versammelt. Sie alle erlagen dem Reiz Baden-Badens und
seiner Umgebung. Zusätzlich kam 1817 Königin Katharina von Württemberg, die
Schwester des Zaren, mit ihrem großen Gefolge zur Kur nach Baden-Baden.
1811 war die Spielbank eröffnet worden.
Adelige und Nichtadelige, Kapitalisten und arme Schlucker versuchten ihr Glück
in Baden-Baden. Und sollten russische Fürsten und Großgrundbesitzer mit
Tausenden von „Selen“ nicht dabei sein? Ab 1858 fanden zusätzlich internationale
Pferderennen in Iffezheim statt.
Zu der stets wachsenden russischen
Kolonie kamen dann berühmte russische Dichter, wie Gogol, Lermontow, Shukowskij
und Dostojewskij dazu. Ihrem Schaffen in Baden-Baden sind wohl die
beständigsten Beziehungen zwischen Russland und Baden-Baden zu verdanken. Graf
Tolstoi verspielte seine letzten Rubel beim Roulette auf der Spielbank und
hielt sich in Zukunft dem Spielcasino fern. Auch Dostojewskij verspielte 1865
und 1867 beinahe sein gesamtes Hab und Gut.
Aber viele Russen ließen sich nicht nur
die Kur verschönen sondern ließen sich auch häuslich nieder. Turgenjew,
Mitglieder des Zarenhofs, Millionäre und Glücksrittern, an denen es „Mütterchen
Russland“ nie fehlte, ausgediente Militärs und Haudegen wie Fürst Waldimir
Menschikow sind Beispiele dafür. Viele alten Villen in Baden-Baden zeugen noch
von jener Zeit.
Der deutsch-französische Krieg brachte
das Ende der russischen Ära, denn viele Russen verkauften ihre Immors“, Paris. 1872 wurden im neuen Deutschen
Kaiserreich per Gesetz alle Spielbanken geschlossen. Damit versiegten die
Millionen von Rubel und wanderten nach Monte Carlo. Auch der Bau der russischen
Kirche 1882 konnte den Abwärtstrend nicht aufhalten. Mit dem Ausbruch des
Ersten Weltkrieges war alles beendet.
Erst im letzten Jahrzehnt kamen
russische Millionäre zurück und kauften die leer stehenden Villen auf, um sie
als Feriendomizile oder Alterssitze aufzubauen. Aber auch die russische
Mittelschicht ist in Baden-Baden vermehrt zu sehen, wie die russischen
Hinweisschilder in den Geschäften zeigen.
Russische-Orthodoxe Kirche Baden Baden |