Samstag, 16. Juli 2016

Was verbirgt sich hinter dem Schäferlauf von Wildberg?



Die Schäferei war in früheren Jahren ein einträgliches Gewerbe, das oft Wohlstand in landwirtschaftlich wenig ertragreichen Landstrichen brachte. Noch heute zeugen die Landschaften der Fränkischen oder Schwäbischen Alb sowie der Röhn von intensiver Schafshaltung davon.



Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg erließ 1723 die Einrichtung von Nebenladen in Wildberg, Urach und Heidenheim für die Schäferei neben dem Zentrum für Markgröningen zu. Die Schäferei  in Urach ist seit 1298 durch Verleihung eines Weiderechtes belegt.



Am Zunfttag der Schäfer  tagte auch das Schäfergericht, um Streitigkeiten zu entscheiden. Dazu gehörte das Erteilen von Gesellen- und Meisterbriefen. Das Beschäftigen von Schäfer ohne Ausbildung war streng verboten. In der Zunftlade wurden alle Dokumente und das Geld aufbewahrt. Jeder Schäfer hatte am Schäfertag teilzunehmen. Um die Attraktivität zu erhöhen, wurde im Laufe der Zeit der Schäferlauf eingeführt. Damit wurde demSchäfertag ein fröhliches Festgeschehen verliehen. Mit dem Auflösen der Schäferzünfte 1828 geriet der Schäferlauf zum Volksfest, obwohl wesentliche Elemente erhalten blieben. Seit 1930 gibt es sogar berufsbezogenes  Leistungs- und Berufshüten. Die Zusammenarbeit zwischen Hund und Schäfer wird geprüft. Der Samstag ist diesen Leistungsprüfungen vorbehalten.


Am Freitag wird das größte Brauchtumsfest des Nordschwarzwaldes mit einem Festspiel „Der Klosterschäfer und des Teufels Puppenspieler“ eröffnet. Ab 6 Uhr am Sonntag weckt die Stadtkapelle die Stadt zum Schäferlaufmorgen am Marktbrunnen. Nach einem ökonomischen Festgottesdienst bewegt sich ein historischer Festzug zu den Nagoldwiesen.



Höhepunkt ist der Schäferlauf, wobei Schäfer und Schäferinnen getrennt und barfuß über ein abgemähtes Feld um die Wette laufen müssen. Neben anderen Geschenken ist der Hauptgewinn jeweils ein Schaf und damit verbunden die feierliche Krönung zur Schäferkönigin bzw Schäferkönig. Beide werden durch den Schäfertanz geehrt, ebenfalls wird alles durch einen großen Jahrmarkt mit allerlei Vorführungen umrahmt. Am Montag wird dann der „Schäfer-Gottlieb“ in einem Trauerzug zum Festplatz getragen und unter Weinen und Klagen verbrannt.



Der Schäferlauf findet in der zweiten Hälfte des Juli in Abwechslung mit Urach statt – in geraden Jahreszahlen in Wildberg.