Die Schäferei war in früheren Jahren ein
einträgliches Gewerbe, das oft Wohlstand in landwirtschaftlich wenig
ertragreichen Landstrichen brachte. Noch heute zeugen die Landschaften der
Fränkischen oder Schwäbischen Alb sowie der Röhn von intensiver Schafshaltung
davon.
Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg
erließ 1723 die Einrichtung von Nebenladen in Wildberg, Urach und Heidenheim
für die Schäferei neben dem Zentrum für Markgröningen zu. Die Schäferei in Urach ist seit 1298 durch Verleihung eines
Weiderechtes belegt.
Am Zunfttag der Schäfer tagte auch das Schäfergericht, um
Streitigkeiten zu entscheiden. Dazu gehörte das Erteilen von Gesellen- und
Meisterbriefen. Das Beschäftigen von Schäfer ohne Ausbildung war streng
verboten. In der Zunftlade wurden alle Dokumente und das Geld aufbewahrt. Jeder
Schäfer hatte am Schäfertag teilzunehmen. Um die Attraktivität zu erhöhen, wurde
im Laufe der Zeit der Schäferlauf eingeführt. Damit wurde demSchäfertag ein fröhliches
Festgeschehen verliehen. Mit dem Auflösen der Schäferzünfte 1828 geriet der
Schäferlauf zum Volksfest, obwohl wesentliche Elemente erhalten blieben. Seit
1930 gibt es sogar berufsbezogenes
Leistungs- und Berufshüten. Die Zusammenarbeit zwischen Hund und Schäfer
wird geprüft. Der Samstag ist diesen Leistungsprüfungen vorbehalten.
Am Freitag wird das größte
Brauchtumsfest des Nordschwarzwaldes mit einem Festspiel „Der Klosterschäfer
und des Teufels Puppenspieler“ eröffnet. Ab 6 Uhr am Sonntag weckt die
Stadtkapelle die Stadt zum Schäferlaufmorgen am Marktbrunnen. Nach einem
ökonomischen Festgottesdienst bewegt sich ein historischer Festzug zu den
Nagoldwiesen.
Höhepunkt ist der Schäferlauf, wobei
Schäfer und Schäferinnen getrennt und barfuß über ein abgemähtes Feld um die
Wette laufen müssen. Neben anderen Geschenken ist der Hauptgewinn jeweils ein
Schaf und damit verbunden die feierliche Krönung zur Schäferkönigin bzw Schäferkönig. Beide
werden durch den Schäfertanz geehrt, ebenfalls wird alles durch einen großen
Jahrmarkt mit allerlei Vorführungen umrahmt. Am Montag wird dann der
„Schäfer-Gottlieb“ in einem Trauerzug zum Festplatz getragen und unter Weinen
und Klagen verbrannt.
Der Schäferlauf findet in der zweiten
Hälfte des Juli in Abwechslung mit Urach statt – in geraden Jahreszahlen in
Wildberg.