Dienstag, 1. März 2016

Was verbirgt sich hinter dem Scheibenschlagen?



Das Scheibenschlagen zählt sicherlich zu den ältesten Volksbräuchen im alemannischen Sprachraum. In Deutschland wurde es schon 1090 bezeugt. Am Oberrhein wird der Funkensonntag -der Tag des Scheibenschlagens- acht Tage vor Fasnacht als „Küchli-Fasnet-Sunntig“ gefeiert. In anderen vorwiegend evangelischen Gegenden wie um Basel, Südschwarzwald und Straßburg wird der Funkensonntag am Wochenende nach Fasnacht gefeiert. Dies ist der Tag der „alten Fasnacht“ oder „Burenfasnacht“. Aber auch am Fasnachtssonntag wird in Zell a.H. und Zell-Weierbach das Scheibenschlagen gefeiert. In Schnellingen oder Biberach findet an Lätare, dem 4. Fastensonntag, der Funkensonntag statt. Neben dem Scheibenschlagen sind auch Fasnachtsfeuer, Fackelzüge, Feuerräder oder Feuersprünge zu finden.



Es wurden heidnische Bräuche mit Frühjahrs- und Fasnachtsbrauchtum verwoben. Der gemeinsame Ursprung ist sicherlich: Dem Winter sollte der Garaus gemacht werden. Das Feuer soll die Fruchtbarkeit wecken.



Auf die Jahrhunderte alte Tradition zeigen die Gewannnamen, wie Scheibenberg, Scheibenbühl, Funkenbad, Funkenbuck hin.



Die Rituale beim Scheibenschlagen ähneln sich ziemlich. An den Winterabenden wurde aus dünnem Buchenholz eckige Scheiben mit einem Loch in der Mitte hergestellt, die an einer Schnur aufgehängt und getrocknet werden. In den Tagen vor dem Funkensonntag wurde das Holz für das Scheibenfeuer gesammelt. Oft musste es auch bewacht werden, um zu verhindern, dass dies von Burschen aus der Nachbarschaft nicht vorzeitig angezündet wurde. Neben dem Scheibenfeuer werden die Scheibenstühle aufgestellt. Dies sind Bretter mit zwei Stützen auf der einen Seite und das Aufliegen der Bretter auf dem Boden der anderen Seite. Dadurch entsteht eine schiefe Ebene von 30°, die einen hohen Bogen der Scheiben beim Aufschlagen auf die schiefe Ebene ermöglichen soll.




Mit einer langen Haselgerte werden die Buchenscheiben in die Feuerglut gehalten und mit einem gekonnten Flachschlag auf den Scheibenstuhl geschlagen. Die glühende Buchenscheibe fliegen oft mehrere hundert Meter durch die dunkle Nacht. Die glühenden von der Haselgerte geschwungenen, durch die Nacht fliegenden und beim Aufschlagen funkenstobenden Buchenscheiben ergeben mit den entzündendem Feuer eine gespenstische Atmosphäre.



Die erste Scheibe, die geschlagen wird, wird zumeist der Heiligen Dreifaltigkeit oder dem Ortspfarrer zugedacht, die nächsten dem Bürgermeister, den Eltern und dann der heimlich oder offenen Verehrten des Herzens.




In Wittelbach im Schuttertal wurde während des Scheibenschlagens ein weithin sichtbares Kreuz, das mit Stroh umwickelt wurde, angezündet. Das "Schiewefürkriz" ist als funkensprühende Fackel weithin ins Tal sichtbar. Es wird auch Heiligkreuz genannt. Ist das Kreuz niedergebrannt, wird die letzte Scheibe hinausgeschickt.



In Schnellingen wird an Lätare zum Abschluss des gespenstischen Treibens, dem Scheibenschlagen, ein mächtiges mit Stroh umwickeltes Feuerrad ins Tal rollen gelassen. Aus dem guten oder schlechten Lauf soll auf die gute oder schlechte Ernte geschlossen werden. Gleiches wird von St Peter berichtet. Nach dem Scheibenschlagen begaben sich die „Schiebe-Buebe“ mit dem „Schiebe-Maidle“ auf einen vorher bestimmten Hof zum „Schiebe-Esse“. So überliefern dies die Chroniken von Haslach und St Peter.
 

Scheibenschlagen (Weber)