Die Ägypter glaubten, der
Sonnengott Re schwinge sich aus einem Ei empor. Nach venezianischer Vorstellung
ist das Weltganze aus einem Ei erstanden. Und im germanischen Volksglauben
stand das Ei für besondere Fruchtbarkeit. Das Christentum gab solchen
heidnischen Überzeugungen im 12. Jahrhundert eine theologische Wendung. Die
zerbrochene Schale wurde als das leere Grab Christi gedeutet, aus dem der
Heiland in den Himmel aufgefahren ist. Seit dem stehen das christliche Fest der
Auferstehung und das weltliche Gelege des Huhns in symbolischer Beziehung
zueinander.
Daß das Osterei zu einem
christlichen Symbol wurde, hatte auch einen praktischen Grund. Seit Ende des 7.
Jahrhunderts bis zum zweiten vatikanischen Konzil im Jahr 1965 war es Christen
verboten, während der 40 Tage dauernden Fastenzeit Fleisch zu essen; Eier
wurden als „flüssiges Fleisch“ mitgerechnet. Da die Hühner mit den länger
werden Tagen des Frühjahres mehr Eier legten, hatten sie zu Ostern ein
Eierüberschuss gesammelt, der schnell verzehrt werden musste.
Die Bezeichnung „Osterei“ tauchte
erstmals 1615 in Strasbourg auf. „Zu Ostern werden Ostereyer grün, gelb, roth,
schwarz und blau and andere Art geferbt.“ Schlichte Färbung reichte dann bald nicht mehr aus.
Wohlhabende Bürger und Adelige schenkten sich seit der Barockzeit prachtvoll
verzierte Ostereier. Berühmt sind auch die Eier, die die russischen Zaren beim
Hofjuwelier Fabergé in Auftrag gaben.
Dass man Ostereier versteckt, ist
aber ebenfalls ein Nebeneffekt der Säkularisierung. Im katholischen Brauchtum
gab es keinen Grund, Eier zu verstecken. Sie wurden einfach in die Kirche zur
Weihe gebracht. Dies war protestantischen Erziehern suspekt, deshalb suchten
sie nach natürlichen Erklärungen für den österlichen Eiersegen. Je nach
Landschaft schrieb man ihn einem anderen Tier zu: In Sachsen dem Hahn, im Elsaß
dem Storch, in der Schweiz dem Kuckuck und in Hessen dem Fuchs. In
Süddeutschland wurde 1638 erstmals der Osterhase für die Ostereier
verantwortlich gemacht. Für das Verstecken von Eiern im Freien und das
Suchenlassen durch die Kinder gibt es auch im Jahr 1682 wohl eine erste
Bestätigung: „In Südwest-Deutschland -der Pfalz, im Elsaß
und angrenzenden Gegenden – wie auch in Westfalen – heißen solche Eier
„Haseneier.“ Kaum hundert Jahre später hatte sich der Hase auch dann in den anderen
Landesteilen gegen die Konkurrenz durchgesetzt.
Osterbrunnen Kloster Langheim |