Markgraf Karl Friedrich übernahm bei
seinem Amtsantritt 1746 in Pforzheim das
1718 fertiggestellte Landeswaisenhaus. Neben elternlosen, erziehbaren Kindern
beherbergte es aber auch Arme, Zuchthäusler und Sieche. Ihnen wurde auch schon
damals ein Schulunterricht, ein Handwerksberuf oder Hauswirtschaft zu lernen
angeboten.
Der junge und aufgeschlossene Markgraf
war in seiner armen Markgrafschaft auf der Suche nach Manufakturansiedlungen.
Ein Schweizer, Franz Autran, begeisterte ihn von den Schweizer
Uhrenmanufakturen in Genf und ihm Jura. Am 6. April 1767 erhielt er
einen Vertrag, der ihm erlaubte Taschenuhren und zu einem späteren Zeitpunkt
auch Großuhren (Pendeluhren) herzustellen. Am 27. August kamen auch noch die
Erlaubnis Juwelen, Schmuck und feine Stahlwaren dazu.
Mit 40 Spezialisten der Uhrenfertigung,
technischen Einrichtungen der Schweizer Uhrenfabrikation und viel Geld aus der
markgräflichen Staatskasse wurde nach und nach die Uhrenproduktion in Gang
gesetzt. Zunächst als staatliche Manufaktur bot sie nicht nur den Waisenkindern
Ausbildung und Arbeitsmöglichkeiten sondern auch in mit zunehmenden Umsätzen
den übrigen Bewohnern die Chance einer Berufstätigkeit.
1787 gelang es Johann Jakob Ador die
staatliche Manufaktur zu entschulden und in privates Eigentum zu überführen.
Staatliche Goldkontrollen beaufsichtigten die neuen Industriegründungen für
Uhren und Schmuck, um die Qualität der Produkte zu sichern. Die neu entstandene
Uhrenindustrie zog Schmuck- und Stahlbetriebe nach. Die mechanische und
maschinentechnische Branche drängte nach. Das teuere Rohprodukt Gold verlangte
eine optimale Verwertung und verlangte nach einer Scheideanstalt. Der Vertrieb der Manufakturprodukte führte zur
Gründung von heute noch bestehenden Versandhäusern. Nach 1850 setzte eine
stürmische Aufwärtsentwicklung der Schmuckindustrie ein, so dass das Unterkunftsproblem
nur mit Hilfe einer Wohnungsbaugesellschaft gelöst wurde.
Um 1800 gab es 900, 1925 1200 Betriebe.
Heute im Zuge der Konzentration existieren noch 300 Betriebe mit ca 7.000
Beschäftigten. 75 % des deutschen Schmuckes kommt aus Pforzheim.
Wichtig für die Entwicklung der
Pforzheimer Schmuckwarenindustrie war die begleitende Ausbildung der
Beschäftigten. Die damalige 1876 gegründete Herzogliche Kunstgewerbeschule ist
die heutige Hochschule Pforzheim. Die als 1833 gegründete Gewerbeschule und heute
als Gold- und Uhrmacherschule tätig haben Weltgeltung.
Schmuckmuseum Pforzheim |