Kapelle St Georg Rossberg |
In Schenkenzell im Kinzigtal mündet das Reinerzauer Tal, zwischen diesem und dem Witticher Tal liegt der 750 m hohe Roßberg. Zwei Häuser und eine Kapelle begrüßen den Wanderer.
In einem
päpstlichen Zehntbuch wurde 1275 erstmals der Pfarrer vom „Rosberch“ bzw dessen
Pfarrkirche „ad sanctum Georgium“ (zum heiligen Georg) erwähnt, dass der
zehnte Teil der Einkünfte eingezogen
worden war. Das Kirchlein auf dem Rossberg gehörte zu Schenkenzell und damit zur
Herrschaft der Geroldsecker, war eine eigenständige Pfarrei. Das Einzugsgebiet
umfasste den Roßberg, Kaltbrunn und die Höfe „ob der Wüste“ in Reinerzau. Das
Kirchlein war dem hl Georg geweiht (Patrozinium 23.4.) 1481 wurde die
selbständige Pfarrei auf Ersuchen des Klosters Wittichen 1481 aufgelöst, mit
allen ihren Einkünften auf das Kloster übertragen und von dort mit einem
„Beichtiger“ ausgestattet, der die ganze Pfarrei Roßberg versehen sollte. 1498
kam die gesamte Region durch Kauf bis heute an das Haus Fürstenberg.
1501 bekam der
Roßberg hohen Besuch: Weihbischof Balthasar vom Bistum Konstanz wollte nach dem
Rechten sehen. Er weihte das Kirchlein zu Ehren des hl Egidius und der hl
Ursula, brachte den kleinen Friedhof in Ordnung, dass er für Beerdigungen
wieder hergerichtet war. Der Tag der Einweihung sollte jedes Jahr mit einem St
Georgsfest gefeiert werden. Einen Einbruch gab es, als Graf Wilhelm 1542 zum
lutherischen Glauben wechselte. Die Pfarrkirche auf dem Rosßerg wurde 1547 teilweise
abgerissen, die Glocken in Straßburg für Geschütze umgeschmolzen.
1577 wurde die
Kapelle St Georg im Zuge der Gegenreformation wieder neu aufgebaut und zwar in
der heute erhaltenen Form für bis zu 100 Gläubigen, die unzureichenden
Grablegen in einen kleinen Friedhof umgewandelt.
Mit der
Säkularisierung 1803 ging der Besitz der St Georgskapelle endgültig auf die
Fürstenberger über. 1806 trat das Kirchlein Wittichen an die Stelle des
Roßbergs. Damit fiel das Kirchlein langsam in den „Dornröschenschlaf“. Von den wenigen Höfen auf dem Roßberg wird berichtet, dass durch den unteren
Hof bis 1870 die Landesgrenze zwischen dem Königreich Württemberg und dem
Großherzog Baden ging, so dass ein Teil des Hofes badisch, der andere
württembergisch war. Als Grenzstein habe der Ofen gedient. Starb im Hause ein katholischer Bewohner, wurde er auf die badische
Seite gebracht und in Wittichen beerdigt. Verstarb dagegen ein evangelischer
wurde er auf die württembergische Seite gelegt und in Reinerzau beerdigt. Saß
ein Landstreicher auf der württembergischen Ofenseite und kam ein königlicher
Landjäger, so rutschte er schnell auf die badischen Seite der Ofenbank und der
Landjäger konnte ihm nichts mehr anhaben.
Nach dem 2.
Weltkrieg wurde das Kirchlein nochmals teilsaniert und es fanden dort regelmäßig
Maiandachten statt. Aber dann folgte eine lange Zeit des Niedergangs und der
Baufälligkeit. Im Jahr 2000 ließ die Fürstenfamilie ein Gutachten zu den Kosten
einer Sanierung erstellen. Mit Einrichtung des Friedwalds Schenkenzell durch
das Haus Fürstenberg nahm die Sanierung Fahrt auf. Mit finanzieller Hilfe des
Landes, der Denkmalstiftung, des Hauses Fürstenberg, verschiedener Stiftungen,
der Gemeinde Schenkenzell konnte ein Sanierungs- und Finanzierungskonzept auf
gestellt und in zwei Jahren umgesetzt werden. Die reine Baukosten ohne
Eigenleistungen betrugen knapp 150.000 €. 2017 konnten die
Einweihungsfeierlichkeiten beginnen.
Die Kapelle hat einen offenen Dachreiter mit zwei Glocken, der Hauptaltar mit Kreuzigungsszene, zwei Seitenaltäre mit zwei Heiligenfiguren und eine dreieckige Nische für das ewige Licht.
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Kapelle St Georg Rossberg |