Die hohen Schulden im 14. Jahrhundert zwangen die Stadt Freiburg zu einer strengeren Ordnung ihrer Finanzwirtschaft. Die Freiburger Bürgerschaft kaufte sich 1368 für 15.000 Mark Silber von der ungeliebten Herrschaft der Grafen von Freiburg los und unterstellten sich dem Schutz des Hauses Habsburg. Wichtigste Einnahmequelle und zugleich Mittel zur Wirtschaftslenkung war der Zoll für die Stadt. Dieser ging 1368 auf den städtischen Besitz über. Im Gegensatz zuvor war er in der Hand der Grafen von Freiburg. Zu den wichtigsten Zöllen zählte der Wein- und Kornzoll, die bei Ein- und Ausfuhr zu bezahlen waren. Dies war gerade bei den vielen Klöstern in Freiburg und gesamtem Umland der Fall, die Landwirtschaft im großen Stiel betrieben. So wurde 1481 ausdrücklich festgelegt, dass sie nur Korn verkaufen dürfen, wenn sie den Zoll entrichtet hatten.
Um die
Zollformalitäten abwickeln zu können, war eine Lokalität notwendig. So wurde im
Jahr 1378 erstmal urkundlich ein Kaufhaus in der heutigen Schustergasse
erwähnt. Wahrschein existierte das Gebäude schon 10 Jahre früher und wurde 1368
mit dem Herrschaftswechsel eingerichtet. Ein Neubau war bei der schwierigen
finanziellen Notlage der Stadt Freiburg nicht möglich sondern ein vorhandenes
Gebäude wurde umgebaut.
Mit der Zeit
aber genügten das alte Kaufhaus den gesteigerten Bedürfnissen nicht mehr. Zwar
wurde im alten Kaufhaus ein Saal mit Kamin eingebaut. Aber im beginnenden 16.
Jahrhundert wurde wie anderswo ein Prachtbau von größerem Ausmaß und
stattlichem Aussehen verlangt. Dies vor allem, da der handwerkliche Fleiß und
umfassender Handel auch mit den Bergbauschätzen, den aufkommenden Wohlstand
Freiburgs begründeten. Die Pferdegespanne der Freiburger Handelsfamilien waren
überall auf allen Habsburger Handelsstraßen unterwegs.
In der Zeit von
1520 um 1532 wurde nach und nach das neue Kaufhaus im Rücken des bisherigen
Kaufhauses mit Blick auf das Münster erstellt. Die Abschaffung des Friedhofs um
das Münster 1515 eröffnete neue Möglichkeiten. Der Architekt des Gebäudes ist
nicht einwandfrei belegt. Vier
baldachingekrönte Skulpturen zwischen den Fenstern der Vorderfront
stellen Kaiser Maximilian I, sein Sohn König Philipp den Schönen sowie dessen
Söhne, den Römischen Kaiser Karl V und den späteren Kaiser Ferdinand I dar.
Unter Fenstern des westlichen und östlichen Erkers zieren insgesamt je vier
Wappenfelder mit Wappen der österreichischen Länder.
Die erste
Veränderung erhielt das Gebäude 1550 durch den Anbau des Balkons mit seinen
sechs Arkaden –davon zwei seitlich. Die Bedeutung und Dominanz des neuen Kaufhauses
wird durch ein Nachvornerücken der Fassade aus der Flucht der Häuserreihe und
durch den roten Anstrich dokumentiert. Zum Kaufhaus gehörte ein Brunnen von
1526, der heute noch in den städtischen Sammlungen steht.
Durch ein großes
Tor gelangt man in eine zum Innenhof geöffnete 300 m² große Halle, wo einst
Waren gelagert waren. An den Balkendecken ist noch ein großer Balken befestigt,
an dem die Stadtwaage aufgehängt war. Neben dem großen Tor gibt es noch eine
kleine Tür mit dem Wappen Freiburg und Österreich, die aber nur bei besonderen
Gelegenheiten geöffnet wurde. Über eine Wendeltreppe der sog. „Kaiserstiege“
gelangt man vom Innenhof zum Kaminzimmer. Von dort nimmt das restliche
Obergeschoss den Kaisersaal ein. Dieser bekam 1629/31 eine Stuckdecke mit
ausgemalten Wappenfelder sowie zahlreiche Portraits von habsburgischen Herrschern
an den Wänden –darunter Kaiser Franz I und seiner Gattin Maria Theresia, den
Nachfolger Kaiser Joseph seine Gattin und Kaiser Franz II.
Im benachbarten
Gebäude wurde der Rokokosaal erschlossen und im 2. Obergeschoss befindet sich
die Historische Stube. Alle Räumlichkeiten einschließlich Innenhof stehen für
alle möglichen Veranstaltungen zur Verfügung.