Josef Döbele (1826-1904) wurde im Hauensteiner Murg in nicht sehr begüterten Verhältnisse geboren, studierte mit bescheidenen Mitteln Theologie und wurde Priester. Als Vikar und Pfarrverweser in verschiedenen Gegenden in Baden –so auch im Kinzigtal- wurde er 1875 als Pfarrer im großräumigen Gebiet Görwihl angestellt.
Als Pfarrer war
Döbele bestrebt, seine Pfarrgemeinde in religiöser und kultureller Hinsicht zu
fördern, Brauchtum zu pflegen und das heidnische Volkstum vor Entartung und
Entwurzelung zu bewahren. Besonderen Wert legte er auf Arbeit, verbunden mit
der Einfachheit, Bescheiden- und Sparsamkeit. Er wies der Klatschsucht schroff
die Tür mit den Worten: „Gönt heim und schaffet“!
Seine besondere
Sorge war auf Erhaltung, der Ausbau und die Verschönerung der alten Pfarrkirche
von Görwihl. Aber auch durch ein Vermächtnis begünstigt, gelang es Pfarrer
Döbele die Kapellen in Rotzingen Engelschwand und Strittmatt bauen zu lassen.
Auch die Kapelle von Hartschwand konnte er erweitern und verschönern lassen.
Noch heute zeichnet sich die Region durch die von ihm geförderten zahlreichen
Kapellen aus. Gleichzeitig bedingten die vielen Kapellen auch regionale
Gottesdienste, so dass Pfarrer Döbele sich ein Pferd zulegte, um die vielen
Kapellen zu betreuen. Erst im Alter legte er sich eine Kutsche zu.
Ein großes Anliegen
war dem Pfarrer die Fortbildung junger, begabter Bauernsöhne vom Walde. Nicht
nur durch Spenden, sondern auch mit Eigenmitteln ermöglichte er manchem
Bauernsohn den Weg zur Theologie, Medizin oder Jura.
In der Zeit als
Pfarrer Döbele 1875 nach Görwihl kam, herrschte große Armut auf dem Walde. Die
Böden waren nicht sehr fruchtbar, machten viel Arbeit und warfen nur wenig ab.
Die Weberei als Hausindustrie war stark auf dem Rückgang. Die vielen hungrigen
Mäuler mussten gestopft werden. Die Verschuldung der Bauern auf dem Walde wuchs
in bedenklichem Maße. Die Notsituation wurde in damaliger Zeit von den
Geldverleihern mit hohen Zinsen
skrupellos ausgenützt. Dies ging soweit, dass der Gemeinderat beschloss, jedem
Bauern mit einer Strafe zu belegen, der mit einem jüdischen Geldverleiher
Geschäfte tätigte. Auch Pfarrer Döbele prangte die Geldverleihpraxis nicht nur von der Kanzel aus an sondern
gründete einen „Sparkassen- und Kreditverein“, in dem er ein großer Teil seines
bescheidenen Vermögens einbrachte. Mit der Zeit konnten die Bauern zu
ortsüblichen Zinsen die Kredite bei den Geldverleihern nach und nach ablösen.
Da zu jener Zeit
es auf dem Walde noch üblich war, das Vieh in den Wald zum Fressen zu treiben,
Wald und Felder ließ man wachsen, was und wie sie wollten. Um eine geordnete
Bewirtschaftung zu erreichen, gründete er 1880 einen landwirtschaftlichen
Verein in Görwihl. So erreichte er, dass Wald und Felder ordentlich bewirtschaftet
wurden, Wiesen entwässert und Felder richtig bewässert wurden. Besondere
Sorgfalt legte er auf Anpflanzungen und Pflege der Obstbäume. Er gründete eine
Obstbaumschule, schickte junge Bauernsöhne in landwirtschaftliche Fachschulen
zur Ausbildung. Große Aufmerksamkeit schenkte er der Heidelbeere, die bisher
keine große Aufmerksamkeit genoss. Mit dem Heidelbeerwein begann er den Kampf
gegen den weit verbreiteten hochprozentigen Schnaps bei der Bevölkerung.
Um der
abnehmenden Hausindustrie entgegen zu wirken, waren die Bemühungen von Pfarrer
Döbele Schweizer Seidenstoffwebereien auf dem Görwihler Berg ansässig zu
machen, um der Bevölkerung zusätzliche Verdienstmöglichkeiten zu verschaffen.