Freitag, 1. März 2024

Was verbirgt sich hinter Pfarrer Döbele aus Görwihl?

Josef  Döbele (1826-1904) wurde im Hauensteiner Murg in nicht sehr begüterten Verhältnisse geboren, studierte mit bescheidenen Mitteln Theologie und wurde Priester. Als Vikar und Pfarrverweser in verschiedenen Gegenden in Baden –so auch im Kinzigtal- wurde er 1875 als Pfarrer im großräumigen Gebiet Görwihl angestellt.

Als Pfarrer war Döbele bestrebt, seine Pfarrgemeinde in religiöser und kultureller Hinsicht zu fördern, Brauchtum zu pflegen und das heidnische Volkstum vor Entartung und Entwurzelung zu bewahren. Besonderen Wert legte er auf Arbeit, verbunden mit der Einfachheit, Bescheiden- und Sparsamkeit. Er wies der Klatschsucht schroff die Tür mit den Worten: „Gönt heim und schaffet“!

Seine besondere Sorge war auf Erhaltung, der Ausbau und die Verschönerung der alten Pfarrkirche von Görwihl. Aber auch durch ein Vermächtnis begünstigt, gelang es Pfarrer Döbele die Kapellen in Rotzingen Engelschwand und Strittmatt bauen zu lassen. Auch die Kapelle von Hartschwand konnte er erweitern und verschönern lassen. Noch heute zeichnet sich die Region durch die von ihm geförderten zahlreichen Kapellen aus. Gleichzeitig bedingten die vielen Kapellen auch regionale Gottesdienste, so dass Pfarrer Döbele sich ein Pferd zulegte, um die vielen Kapellen zu betreuen. Erst im Alter legte er sich eine Kutsche zu.

Ein großes Anliegen war dem Pfarrer die Fortbildung junger, begabter Bauernsöhne vom Walde. Nicht nur durch Spenden, sondern auch mit Eigenmitteln ermöglichte er manchem Bauernsohn den Weg zur Theologie, Medizin oder Jura.

In der Zeit als Pfarrer Döbele 1875 nach Görwihl kam, herrschte große Armut auf dem Walde. Die Böden waren nicht sehr fruchtbar, machten viel Arbeit und warfen nur wenig ab. Die Weberei als Hausindustrie war stark auf dem Rückgang. Die vielen hungrigen Mäuler mussten gestopft werden. Die Verschuldung der Bauern auf dem Walde wuchs in bedenklichem Maße. Die Notsituation wurde in damaliger Zeit von den Geldverleihern  mit hohen Zinsen skrupellos ausgenützt. Dies ging soweit, dass der Gemeinderat beschloss, jedem Bauern mit einer Strafe zu belegen, der mit einem jüdischen Geldverleiher Geschäfte tätigte. Auch Pfarrer Döbele prangte die Geldverleihpraxis  nicht nur von der Kanzel aus an sondern gründete einen „Sparkassen- und Kreditverein“, in dem er ein großer Teil seines bescheidenen Vermögens einbrachte. Mit der Zeit konnten die Bauern zu ortsüblichen Zinsen die Kredite bei den Geldverleihern nach und nach ablösen.

Da zu jener Zeit es auf dem Walde noch üblich war, das Vieh in den Wald zum Fressen zu treiben, Wald und Felder ließ man wachsen, was und wie sie wollten. Um eine geordnete Bewirtschaftung zu erreichen, gründete er 1880 einen landwirtschaftlichen Verein in Görwihl. So erreichte er, dass Wald und Felder ordentlich bewirtschaftet wurden, Wiesen entwässert und Felder richtig bewässert wurden. Besondere Sorgfalt legte er auf Anpflanzungen und Pflege der Obstbäume. Er gründete eine Obstbaumschule, schickte junge Bauernsöhne in landwirtschaftliche Fachschulen zur Ausbildung. Große Aufmerksamkeit schenkte er der Heidelbeere, die bisher keine große Aufmerksamkeit genoss. Mit dem Heidelbeerwein begann er den Kampf gegen den weit verbreiteten hochprozentigen Schnaps bei der Bevölkerung.

Um der abnehmenden Hausindustrie entgegen zu wirken, waren die Bemühungen von Pfarrer Döbele Schweizer Seidenstoffwebereien auf dem Görwihler Berg ansässig zu machen, um der Bevölkerung zusätzliche Verdienstmöglichkeiten zu verschaffen.