Freitag, 15. März 2024

Was verbirgt sich hinter der Schluchseewerk AG?


Der Strombedarf wuchs in den zwanziger Jahren durch die Industrialisierung stark an und war deswegen auf der Suche nach neuen Quellen der Stromerzeugung. Nach den positiven Erfahrungen mit dem Pumpspeicherkraftwerk Rudolf-Fettweis im Nordschwarzwald, lag es nahe im Südschwarzwald das vorhandene Gefälle und Wasserpotential für Pumpspeicherkraftwerke zu nutzen. Im Dezember 1928 wurde die Schluchseewerk AG gegründet.

 

In den Jahren 1929/32 wurde mit der Schluchseesperre –vom Gletschersee zur Talsperre- begonnen, um das Wasser des Schluchsee aufzustauen, dessen damaliger Wasserspiegel 30 m unter dem heutigen liegt. Das Wassersvolumen des heutigen Sees beträgt 111,3 Mio m³. Nach und nach wurden dann die weiteren Stufen der Schluchseegruppe ab dem See, Häusern, Witznau und Waldshut hinunter zum Rhein mit ihren Turbinen- und Pumpwerken zwischen 1929 - 1951 fertiggestellt. Zwischen 1931 und 1950 wurde das Kraftwerk Eichholz als Speicherkraftwerk zwischen den Stufen Häusern und Witznau errichtet.

 

Da der Strombedarf nach dem Kriege rasant weiterstieg, wurde in den 60er- und 70er Jahren mit dem Aufbau der Hotzenwaldgruppe begonnen. Im Gegensatz zum Schluchsee wurden hier Kawernenkraftwerke für die Turbinen- und Pumpwerke verwendet. Das Kawernenkraftwerk Säckingen wurde 1967 1,5 km tief im Berg unter dem Eggerbecken errichtet. Als Ausgleich dient das Rheinkraftwerk Säckingen. 1976 kam dann das größere Kawernenkraftwerk Wehr 1,3 km tief unter dem Berg mit dem Hornberg- und Wehrabecken hinzu. Hier wird das Wasser nur noch zwischen 2 Becken hin und her gepumpt.

 

Das Schluchseewerk verfügt in der Schluchseegruppe über 4 Kraftwerke mit einer Fallhöhe von insgesamt von 610 m und rund 505 MW Turbinen- sowie 306 MW Pumpleistung. Die Hotzenwaldgruppe mit 2 Kavernenkraftwerken mit einer Fallhöhe von insgesamt 1.025 m und 1.300 MW Turbinen- und 1.280 MW Pumpleistung.  Dies entspricht einem jährlichen Stromverbrauch von 630.000 Haushalten. 14 Speicherbecken darunter der Schluchsee, Stausee Schwarzabruck, Alb- und Mettmannstausee, sowie Stausee Witznau, Schlücht-Wehr und der Rhein werden bewirtschaftet und die sind mit 66 km Stollen verbunden.

 

Die Planungen für ein weiteres Kavernenpumpspeicherkraftwerk Atdorf  wurden 2008 vorgelegt. Die Leistung sollte mit einem Hornbergbecken 2 und einem korrespondierenden Haselbecken um 75% erhöht werden. Für ausreichende Wasserversorgung sollte der Lindau-Stausee mit 60% des Schluchseevolumens entstehen. (Siehe: Was verbirgt sich hinter dem Lindau-Stausee) Die Realisierung war für 2018 vorgesehen. Allerdings stießen die Planungen auf erheblichen Widerstand vor Ort, bei Verbänden und der Politik in Stuttgart. 2014 teilte die RWE AG mit, aus der Planung auszusteigen. Und 2017 folgte dann auch die EnBW mit dem gleichen Schritt. (Siehe: Was verbirgt sich hinter dem Pumpspeicherkavernenkraftwerk Atdorf?)


Kraftwerk Häusern