Erste Preisliste Dreyspring 1868
Zu den Kartonagen
aus dem französischen „carton“ stammend zählen Umhüllungen oder Behälter,
Schachteln, Dosen usw aus Karton und Pappe. Dabei wird unterschieden zwischen
Rohkartonage –eine feste Schachtel- und Feinkaronage –auch Faltschachtel. Die
Feinkartonagen werden zumeist gefüttert d.h. die Seiten werden mit Papier
beklebt, der Boden ebenso aber auch mit Samt oder Papierspitzen.
Der Lahrer C. F.
Dreyspring ging als Buchbindergeselle auf die Wanderschaft, um wie sein Vater
die Buchbinderei zu erlernen, landete in Valéras in Südfrankreich und erlernte
dort die Herstellung von Schachteln. Zurückgekehrt begann er 1816
handwerksmäßig Schachteln herzustellen. Vor allem runde Schachteln hatten es
den Apothekern für die Aufbewahrung von
Medikamenten angetan. Diese wurden bisher in Holzspanschachteln
aufbewahrt, die vom Schwarzwald runter kamen. Schon nach einigen Jahren wandelte
er die Buchdruckerei seines Vaters in eine Kartonagenfabrik um, und nach 10
Jahren beschäftigte er 40 bis 50 Mitarbeiter. Denn aus der Apothekerschachtel
bildete sich die Herstellung von feineren Kartonagen für kosmetische und
Juwelierwaren oder für Konditoreiartikel heraus.
Wie immer bilden
in solchen Fällen sich Unternehmen im gleichen Ort von tüchtigen Mitarbeiter
heraus, die sich im Laufe der Zeit eigene Unternehmen aufbauen. So auch in Lahr
die Firmen Liddi 1825, Zentgraf & Franck 1852, Markwardt & Dahlinger
1871, die sich 10 Jahre später in Marckwardt und C H Dahlinger trennten oder
Otto Gabelmann 1890, um nur einige zu nennen, denn es gab noch viele im Laufe
der Jahre.
Zu Beginn der
Kartonagenfertigung stand wie schon ausgeführt die Apothekerschachtel zur Aufbewahrung
von Medikamenten, die zuvor aus Holzspan gefertigt werden mussten. Die
Apothekerschachtel zog ein weiteres Gewerbe, den Etikettensteindruck als
Grundlage für das Druckgewerbe nach. Dieser folgte dann der Prägedruck, um den
Kartonnagen ein wertvolleres Aussehen zu geben.
Im Laufe der
70er Jahre des 19. Jahrhunderts entwickelte sich aus der Kartonagenfertigung
die Etuisfabrikation. Bei dieser Form der Verpackung war der Rohkörper des
Etuis aus Holz –später aus Kunststoff- und die Beschläge aus Messing oder Holz.
Meist wurden diese Etuis für die Kleinbijouterie hergestellt: Uhren, Gold- und
Silberwaren. Die Firmen entwickelten aber auch Besteckkästen bis hin zu den Schaufenstereinrichtungen
aber auch Behälter für medizinische, sanitäre, chirurgische und technische
Artikel. Zwischen den Kartonagen und Etuisfabrikationen entwickelte sich noch
die Halbetuis d.h. Schachteln aus Pappe, innen aber mit Stoff, Seide oder Samt
ausgestattet. Gerade diese waren eine Spezialität der Lahrer Unternehmen, die
mittlerweile in die ganze Welt exportierte.
Mit Gründung des
Deutschen Zollvereins 1834 und der Gründung des Deutschen Reichs 1871 war die
Grundlage einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung gelegt, die erst mit dem
Ersten Weltkrieg einen heftigen Rückschlag erlitt, da die gesamten
ausländischen Verbindungen zusammengebrochen waren. Nach der inflationären
Entwicklung der 20er Jahre kam die Aufschwungsphase der 30er Jahre. Auch hier
entstanden wiederum Neugründungen wie die Firma Fritz Leser 1937. Nach dem
wirtschaftlichen Zusammenbruch des Zweiten Weltkriegs setzte sich die mühsame
Aufbauarbeit im Wirtschaftswunder fort. Aus der Handarbeit mit dem Leimbrett,
um den Karton mit Papier oder Folie zu bekleben, hat Anfang der 1980er Jahre
der Kunststoff Einzug gehalten. In den Etuifabriken wurden nach und nach
Spritzgussmaschinen aufgestellt. Im gleichen Verhältnis hat die Heimarbeit ihre
Bedeutung dadurch eingebüßt. Produkte aus China und Fernost mit Lahrer Know how
überschwemmten den Markt.
Was ist nun von
den Pionieren der Anfangszeit übrig geblieben? Dreyspring (1816) ging durch
verschieden Hände, stellte 1963 die Kartonagenproduktion ein und lebt heute als
Druckerei C.F. Dreyspring weiter. Zentgraf & Frank hat 2014 die Produktion
eingestellt. C H Dahlinger 1871 vertreibt heute in 5. Generation Etuis. Otto
Gabelmann (1890) wurde Mitte der 1980er Jahre liquidiert. Leser (1937) als
Nachfolger der liquidierten Fa Markwart (1871) heute in 4. Generation als Leser
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