Freitag, 6. Oktober 2023

Was verbirgt sich hinter dem Revolutionär Friedrich Hecker?


Geboren 1811 in Eichtersheim im nördlichen Kraichgau, zog mit seinen Eltern nach Mannheim –der Vater war Staatsbeamter- und fiel dort als nachlässiger Schüler auf, der erst allmählich die Anerkennung der Lehrer gewann. Anschließend schrieb er sich an der Universität Heidelberg ein, studierte Rechtswissenschaft, promovierte anschließend und dennoch wurde bekannt, dass er sich mehrfach duellierte. Seinem Unabhängigkeitsbestreben entsprach auch, dass er nicht die Beamtenlaufbahn einschlagen wollte. Er ließ sich unter Schwierigkeiten lieber als Rechtsanwalt nieder.

Der junge Rechtsanwalt wurde schon 1842 für den Wahlkreis Weinheim-Ladenburg in die Zweite Kammer der badischen Landstände gewählt, tauchte in kürzester Zeit in die Welt der Oppositionspartei ein und vertrat radikal liberales Gedankengut. Als die Auseinandersetzungen mit der Regierung sich zuspitzten, berief Hecker mit seinem Freund Struve 1847 zur „Offenburger Versammlung“ ein. Ein frei gewähltes deutsches Parlament, Pressefreiheit und Abschaffung der Vorrechte waren die Hauptforderungen. Zusätzlich stellten Hecker und Struve im sogenannten Vorparlament in Frankfurt die Forderung nach einer konstituierenden deutschen Nationalversammlung und Abschaffung der Monarchie auf. Bevor nun die Verhaftung wegen Hochverrat drohte, entschloss man sich 1848 in Konstanz zur Revolution.

Der Aufruf an alle waffenfähigen Männer Badens, sich in Donaueschingen für den Kampf zu stellen, war sehr verhalten. Unzulänglich ausgerüstete und verproviantierte Freischaren zogen vom See Richtung Schwarzwald, Konstanz und Offenburg erklärten sich zur Republik. Ca 800  Freischäler stellten sich an der Scheidegg bei Kandern den badischen Truppen unter dem Befehl des Generalleutnants von Gagern. Um unnötiges Blutvergießen zu verhindern, verhandelten von Gagern mit Hecker die Waffen niederzulegen und in ihre Dörfer heimzukehren. Aber während der Verhandlung wurde der General meuchlings von einem Freischäler erschossen. Es kam wie es kommen musste, die Freischäler wurden blutig von den Truppen zusammengeschossen und in die Flucht getrieben, Hecker flüchtete in Bauernkleider über die Grenze in die Schweiz. Er musste von der sicheren Schweiz zusehen, wie in Baden seine Gefolgsleute in Haft und Verfolgung gerieten.

Im gleichen Jahr schiffte er sich mit einigen Gesinnungsgenossen nach New York ein, wo er von der deutschen Gemeinde feierlich empfangen wurde. Wie es Hecker gelang, soviel Vermögen mitzunehmen, dass er dort sein Auskommen hatte und sich eine Farm kaufen konnte, ist nicht sicher verbürgt. Denn die badischen Finanzbehörden waren mit ruinösen Ersatzforderungen gegen ihn vorgegangen. Hecker betätigte sich als Farmer, aber seine Welt war das nicht. 1849 baten verschiedene badische Mitglieder des revolutionären Landesausschuss darum, dass Hecker dort mit arbeiten sollte. Er hoffte, dass viele Gleichgesinnte mit ihm nach Deutschland reisen würden. Tatsächlich waren es nur wenige, die im Sommer 1849 in Straßburg ankamen. Aber dort erfuhren sie, dass preußische Truppen die Bewegung niedergeschlagen hatten. Nachdem ein Monat auch noch die Festung Rastatt fiel, kehrte Hecker mit seiner Familie zurück in die USA.

Schon 1861 stellte sich der Rastlose mit seinem Sohn und dem einstigen Kampfgenossen Franz Sigel als Kriegsfreiwilliger zur Verfügung als der Bundesstaat Missouri sich auf die Seite der Konföderierten schlug, sie aber Sklavenhaltergesellschaft verurteilten. 1962 wurde Hecker dann als Oberst eines Freiwilligen-Regiments aktiv ins Kampfgeschehen eingebunden. Und schon ein halbes Jahr später schwer verwundet. Eine Blechbüchse in seiner Hosentasche hatte die Gewehrkugel abgelenkt.

Trotzdem griff er ein weiteres halbes Jahr später in das Kampfgeschehen im Bundesstaat Tennessee ein. Aber hier zeigte sich, dass Hecker zwar Mut hatte aber wohl kein militärisches Talent. Nur mit Hilfe seines Freundes Carl Schurz entging er einem Schuldspruch des Militärgerichts. 1873 unternahm Hecker als amerikanischer Staatsbürger eine Deutschlandreise, die teils ein großartiger Erfolg wurde. Die Zeiten hatten sich aber geändert: Hecker wollte nicht das Volk aufwiegeln sondern das Grab des Vaters besuchen. 1881 starb Hecker hoch geachtet auf seiner Farm in Summerfield.