Freitag, 20. Oktober 2023

Was verbirgt sich hinter dem Freiheitswillen der Simonswälder Bauern?

Das langgezogene Simonswälder Tal war vor und nach dem 30jährigen Krieg ein wichtiger Verbindungsweg zwischen Villingen, Vöhrenbach, Furtwangen und dem Breisgau. Herzstück dieser Verbindung war die steile Kilpenstraße, die beim Gasthaus Engel den Aufstieg auf den Hohen Wald ermöglichte. Wie überall während den vielen kriegerischen Auseinandersetzungen und vor allem während des 30jährigen Kriegs waren die Bauern die Opfer. Entweder wurden sie mit Kontributionen für durchziehende Truppen belegt, oder es wurde gleich geplündert und gebrandschatzt.


Das Ringen um die Vormacht zwischen den Kaiserlichen –katholische Truppen- und den Schweden mit den Verbündeten evangelischen Truppen hatte sich im Winter 1633/34 mit voller Schärfe auf die vorderösterreichischen Lande des Schwarzwalds und Breisgau verlagert. Freiburg, die Hochburg bei Emmendingen, das Elztal mit der Kastelburg über Waldkirch und das Simonswälder Tal waren die Streitpunkte zwischen den Kaiserlichen und den Schweden, denn der Zugang zum Simonswälder Tal mit seinen Passhöhen waren Türöffner für den Schwarzwald. Aber die bewaffneten Bauern, die zu den Kaiserlichen hielten, riegelten immer geschickt das Tal ab. Nächtens eroberten sie sogar die Kastelburg für die Kaiserlichen, dafür brandschatzten die Schweden aus dem Kinzigtal kommend Elzach.

Das gegenseitige Hinundher wurde erst bedrohlich als es 1634 den Schweden gelang, Freiburg zu erobern. Schwedische Truppen erschienen wieder im Tal um zur „Fouragerg“ und Plünderung. So überfielen auch am 15. April 200 Mann und mehrere Kompanien Reiter das Simonswälder Tal, um Beute zu machen. Die Bauern durch Kundschafter vorgewarnt, ließen den Trupp ins Tal, riegelt dieses ab, kesselten den Trupp ab und schossen und schlugen alles erbarmungslos in der Enge des Tals zusammen. Mehre Male machten marodierende schwedische Truppen sich auf den Weg, um „ihr Glück zu versuchen“. Aber das immer gleiche Ergebnis war die „blutige Nase“, die sich die Schweden holten. So entschloss sich die schwedische Garnison in Freiburg mit den Talleuten ein Übereinkommen zu schließen. Gegen die Ergebung unter die schwedische Fahne und einer Schutzzahlung würden die Bauern einen Schutzbrief erhalten. Die Simonswälder, die schon auf die Parlamentäre geschossen hatten, schickten sie unter Schimpf und Schande nach Hause: Wir sind uns Feind nicht Freund!

Die Folgen der Halsstarrigkeit erzählen die Memoiren des Abtes von St Georgen: „Da sind die unvernübftigen schwäbischen und groben markgräflichen Pflegel in aller Furie daher geloffen, und allenthalben in die Höf und Häuser gefallen, indem ein jeder vermeint, die beste Beute zu machen. Da sie aber in etlichen Häusern wenig oder gar nichts gefunden, und die armen Leut entloffen waren, haben sie die übrigen, so noch vorhanden und nicht davon kommen, Weiber und Kinder, auch Alte und Kranke, ins Bluetbad geführt und unbarmherzlich wie die Hund niedergehauen. Wo noch etwas gefunden, das haben sie aufgeladen und hinweg gefüehrt. Das übrige was sie nit können tragen oder füehren wurde mit Fueßen getreten oder ins Feuer geworfen. Alle Häuser, Scheuern und Stallungen mit Feuer angesteckt und vom Boden hinweg gebrannt“.

Die Chronik des Abts berichtet weiter, dass der Kampfesmut der Bauern ungebrochen war, und sie ihr Tal wieder verrammelten. Die Schweden und ihre markgräflichen badischen und württembergischen Verbündeten rüsteten sich wieder zu einer Strafaktion. Den Wälder kam aber diesmal nicht das Kriegsglück sondern die Schlacht bei Nördlingen zur Hilfe. In dieser zweitätigen Schlacht 1634 wurden die Schweden und ihre Verbündeten verheerend geschlagen. Daraufhin wurde Südwestdeutschland und damit der Schwarzwald von den Schweden und Verbündeten (vor allem Schwaben) geräumt.