Freitag, 15. September 2023

Was verbirgt sich hinter Bad Ettenheimmünster, das kein Bad war?


Die Benediktinerabtei Ettenheimmünster lag 500 m östlich der heutigen Pfarrkirche St Landelin in Ettenheimmünster. Sie war niemals Klosterkirche, da 1804 erbaut. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden sämtliche Klostergebäude nach und nach abgerissen.

Die Gründung des Klosters liegt im Legendenbereich. Der irische Mönch Landelin soll 640 an Stelle der heutigen Landelinsquelle von einem heimischen Jäger ermordet worden sein. An jener Stelle sprudelten daraufhin 4 Quellen aus dem Boden. Ein blindes Mädchen, das mit dem Blut von Landelin in Berührung kam, war sehend geworden, als es mit dem Blut des Märtyrers die Augen berührte. Seither wurde dem Wasser des Landelinsbrunnen wunderbare Heilkraft zugesprochen. Angeblich soll Bischof Etto aus Straßburg 763 das Kloster gegründet haben. Aber auch das ist nicht urkundlich gesichert. Urkundengemäß berichtet die erste nicht gefälschte Urkunde vom Kloster Ettenheimmünster im 12. Jahrhundert.

Die Heilkraft der Landelinsquellen führte bald zu Wallfahrten, denn die Mönche hatten bei der Quelle im 9. Jahrhundert eine Wallfahrtskirche errichtet. Die vielen frommen Wallfahrer folgten den beschriebenen Wunder und suchten Heilung oder Linderung von ihren Leiden. Selbst Markgräfin Franziska Sibylla Augusta von Baden wurde 1711 von schwerem Leiden geheilt. Das Kloster bot den vielen Pilgern von allen Zeiten her Beherbergung und Bewirtung in einem Meierhof und zwei weiteren Häusern an. Um das Wasser der Landelinsquelle als Bädern benutzen zu können, erbaute das Kloster 1684 ein Badhaus in der Nähe der Quellen, das 12 Badekämmerlein besaß, in dem Fremde von Stand das Wasser der Landelinquelle erwärmt wurde. Der arme Mann musste wie seit eh und je mit der originalen Gebirgsfrische vorliebnehmen. 1718 wurde von Abt Johann Baptist von Eck (1710-1740) ein Neubau der Klosteranlage mit einem neuen Badhaus veranlasst. Es umfasste 49 Fremdenzimmer, 17 Badkabinen mit 30 Badbütten, Speise- und Tanzsaal. Abt Landolin Flum (1774-1793) erbaute auch das „Physikat“(Ärztehaus und Apotheke), das jetzige Pfarrhaus. Wenn man bedenkt das Ganze wegen eines Wassers, das kein Mineralien besaß, kein Thermalwasser war sondern nur einfaches Gebirgswasser war.

Das Kloster wurde 1802/3 säkularisiert, die Beamten der Domänenverwaltung störte die Verquickung des Badebetriebs mit dem Landelinkult. Das Bad blieb aber nur wegen des Vorteils in dieser armen Gegen erhalten. Es wurde sogar die Straße über den Streitberg geplant, um zu einer Verkehrsachse Oberrhein-Schwaben anzuschließen. Das Bad ging durch verschieden Hände nach der Säkularisierung. 1838 und 1860 wehrte sich der damalige Badwirt, Reinbold, gegen die Beschneidung der Tanzveranstaltungen. Tanzfreiheit stehe jedem größeren Bad zu, und St Landolin sei ein großes Bad. Im Hintergrund stand für die staatliche Verwaltung wohl die Vergangenheit des Bads als Kloster. Alleine die Elsässer machten damals ein Viertel aller Gäste aus.

Einen neuen Schub für das Bad gelang mit dem Erwerb des Bads durch Leopold Geiser. Er machte sehr viel Werbung mit dem Großherzoglichen Medizinalrates Dr Offinger. Gästebringend war die Eröffnung Schmalspurbahn 1893 von Ettenheimmünster an den Rhein wegen der Elsässer Gäste. Leopold Geiser pries die 60 schön ausgestatteten Zimmer, Parkanlagen und Spazierwege neben dem reinen Quellwasser in seiner Werbung an. Mit dem Ersten Weltkrieg  fiel das Elsaß an Frankreich zurück und damit ein Viertel der zahlungskräftigen Gäste, so dass das Bad 1919 verkauft werden musste. Kurzfristig gehörte das Anwesen den Gengenbacher Franziskanerinnen. 1920 wurde oberhalb der Wallfahrtskirche ein neues Kurhaus erbaut, das aber keinen Bezug mehr zur Quelle hatte. Heute ist dies ein Alten- und Pflegeheim des Kreises Offenburg. Die Landelinsquelle sprudelt aber heute noch in der Brunnenkapelle an der Westfassade der Wallfahrtskirche St Landelin.


Ettenheimmünster, Landelinquelle