Freitag, 22. September 2023

 


Im Nordschwarzwald gab es Saumpfade, die man heute aber nicht als Verbindungswege bezeichnet würde, außer der Strecke Paris – Wien durch das Renchtal, Oppenauer Steige, Kniebis, Freudenstadt sowie die „alte Weinstraße“ rechts der Murg von Gernsbach, Loffenau, Besenfeld nach Freudenstadt. Die Bäche außer Murg und Enz auf denen Scheitholzflößerei betrieben wurde, eignet sich kaum zum Langholzflößen. Um aber das „Grüne Gold“ des Waldes nutzen zu können, wurden im 19. Jahrhundert Holzabfuhrwege gebaut, um das Holz abtransportieren zu können.

1815 wurden Holzabfuhrwege zum Ruhestein einmal von Baiersbronn, 1817/18 im Achertal von Seebach gebaut. 1839 wurden Verbindungen durch das Hundsbachtal zum Hundseck, durch das Bühlertal zum Sand, von dort 1853 nach Herrenwies und 10 Jahre später nach Raumünzach gebaut. An den Passhöhen der Wasserscheide zwischen Murg und Rhein am Sand, Hundseck, Untersmatt, Ruhestein und Kniebis entstanden Schutzhütten, die sich zu einfachen Buschwirtschaften, dann zu Gasthäusern entwickelten.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurden damals die einzelnen Häuser verbindenden Forstwege ausgebaut. Teilweise trieben die Kurhäuser mit eigenen Finanzmitteln den Ausbau der Straße voran. So führte der sogenannte „Chaisenweg“ von Baden-Baden über den Plättig zum Sand, um den Adel und regierenden Fürstenhäuser auf die Höhengebiete zu kutschieren. Das Vordringen des Automobils auf den weiteren Holzabfuhrwegen versuchten die Gemeinden zu verhindern, in dem die Waldarbeiter Gräben ziehen mussten, um die Weiterfahrt zu behindern. Aber der Sog der Höhenhäuser, die sich zu Kurhäuser weiter entwickeltet hatten, war zu stark, die Motorisierung durch die Omnibusse zu weit fortgeschritten. Um 1930 wurde der Wanderweg zum Mummelsee für Personenfahrzeuge als Schotterstraße ausgebaut, die dann bis zum Ruhestein weitergeführt wurde. Zwischen 1934 und 1937 war die Strecke von Baden-Baden bis zum Ruhestein geteert, damit winterfest gemacht und überall auf 6 m verbreitert worden.

 

Bereits in den 20er Jahren versuchten die Hoteliers, eine Fortsetzung der Straße über den Schliffkopf zum Kniebis durchzusetzen, um eine Anbindung an die Verbindungsstraße Freudenstadt – Oberkirch zu bekommen. Die 1933 vorgenommene Planung einer Straßenverbindung zwischen Ruhestein und Alexanderschanze stieß auf vehementen Widerstand wegen des 1938 erklärten Naturschutzgebietes um den Schliffkopf, der ebenfalls nur auf einem Wanderweg zu erreichen war. Wenige Wochen später am 1.10.1038 wurde Dipl Ing Autenrieth mit dem Ausbau einer Straße für militärische und touristische Zwecke entlang des Schwarzwaldhauptkammes beauftragt. Nur unter größten Schwierigkeiten war es möglich, die Trassierung der Straße direkt über den Schliffkopf auf der badischen Seite zu verhindern sondern der Landschaft angepasst auf der Rückseite über württembergisches Gebiet zu führen. Das war nur der Organisation Todt im 3. Reich möglich, sich über alle Gesetze und Widerstände hinwegzusetzen und die geschotterte Straße vom Kniebis her bis 1942 fertigzustellen. In jenem Naturschutzgebiet entstand dann das Führerhauptquartier für den Frankreichfeldzug.

 

Die Schwarzwaldhochstraße wurde erst ab 1950 geteert, verbreitert und in der derzeitigen Form ausgebaut. Leider haben von den Hotels Bühler Höhe, Plättig, Sand, Hundseck, Untersmatt, Ruhestein, Zuflucht, Alexanderschanze und Lamm auf dem Kniebis bis auf Berghotel Mummelsee und Schliffkopfhotel alle ihre Geschichte ausgeschrieben.


Der Zuspruch des Fremdenverkehrs auf die berühmteste Straße des Schwarzwaldes, Schwarzwaldhochstraße, ist so stark, dass im Sommer teilweise der Motorradverkehr ganz gesperrt und vom PKW-Verkehr nur eine bestimmte Anzahl von PKWs und Bussen pro Tag die Zufahrt erlaubt wird. 

Schliffkopf Hotel