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Christian Steidinger |
St Georgen und seine Umgebung war seit jeher ein wichtiger Ort für die Uhrenindustrie. In der Heimindustrie wurden zusätzlich Uhren, Uhrenteile und Werkzeuge hergestellt. 1873 kam Christian Steidinger auf die Welt, dessen Vorfahren tüchtige Werkzeugmacher im Stockwald zwischen Unterkirnach und St Georgen waren. Er baute in St Georgen erfolgreich eine eigene Werkstatt auf und gründete 1907 mit seinem Bruder Josef die „Gebrüder Steidinger für Feinmechanik“. In aller Munde kamen die Brüder als sie auf der Leipziger Frühjahrsmesse ein Grammaphonlaufwerk vorstellten. Daraufhin brach eine Auftragsflut über das Unternehmen herein. Doch der Erfolg hat immer zwei Gesichter, die Brüder trennten sich 1911: Christian entwickelte sich zu „Dual“, Josef zu „Perpetuum“ später zu „Perpetuum Ebner (PE)“.
Der Siegeszug
der Schallplatte verlangte immer mehr nach Grammaphonen. Der Ausbau und die
Expansion der Werke in St Georgen konnte kaum Schritt halten, vor allem nachdem
Christian Steidinger einen Grammaphonantrieb mit Federlaufwerk und Elektromotor
entwickelte. Dazu kam ein magnetischer Tonabnehmer und vollautomatischer
Ausschaltung als eine Einheit. Daher der spätere Namen „Dual“-Plattenspieler. Die
Söhne Oskar und Siegfried führten nach dem Ausscheiden vom Vater 1936 das
Unternehmen zur Weltgeltung.
Aber auch „PE“
profitierte von der immensen Nachfrage nach Grammaphonlaufwerken und
entwickelte sich ähnlich dynamisch –groß und größer bis zum Ersten Weltkrieg-
wie Dual. Die Kriegsjahre mussten durch Kriegsproduktion überwunden werden und
ab 1924 fanden beide Firmen im Gegensatz zur Uhrenindustrie wieder Anschluss an
die internationale Konjunktur. Die wilden Zwanziger Jahre forderten ihren
Tribut, überall tönten Grammaphone für die Laufwerke produziert werden mussten.
In St Georgen schossen die neuen Produktionsstätten von „Dual“ und „PE“ wie
Pilze aus dem Boden. Dies wiederholte sich ebenfalls nach dem Zweiten Weltkrieg
ab 1949 wurde im Dreischicht-Betrieb gearbeitet. Um die Fortschritt der Technik
aufzuzeichnen: Die Auflagekraft der Tonabnehmer reduzierte sich von 100 g auf 6
g. Weiter Meilensteine war die Einführung der Sterophonie. Immer weitere
Industriegebiete mussten erschlossen werden, um die wachsenden Werke
unterzubringen.
1971 hatten
beide Unternehmen fusioniert und unter dem gemeinsamen Namen „Dual“ expandiert,
denn die Elektronik verschärfte den internationalen Wettbewerb. In 11 Werken
wurden mit über 3.000 Mitarbeitern die Hifi-Produkte für den internationalen
Markt produziert. Doch offensichtlich wurde das Rad überdreht, denn die
japanischen Marken waren technisch erfolgreicher. 1981 erfolgte der größte
Schlag für St Georgen, denn Dual meldete Konkurs mit 150 Mio Schulden an. Von
den damals 1.800 Mitarbeiter in St Georgen wurden 1982 nur 200 von dem
französischen Staatskonzern „Thomsen-Brandt“ übernommen. 1988 ging der traurige
Rest an die „Schneider Elektronics GmbH“.
Was ist heute
von der einstigen Weltfirma übrig geblieben. Alfred Fehrenbach, ein begnadeter
Techniker und Tüftler, kaufte 1993 die Plattenspielerproduktion von „Schneider
Electronics“ und stellt unter „Dual Phono GmbH“ -heute „Dual GmbH“- wieder
erfolgreich Plattenspieler her.
Die schon
verschwunden geglaubte Schallplatte erlebt in den letzten Jahren eine Renaissance.
Dies war Grund genug für Wolfgang Epting und Hans Uwe Lorius die schlafenden
Quellen und Resourcen in St Georgen wieder aufzugreifen, um Musikgenuss von
allerhöchsten Qualität zu produzieren. Der erste Messeauftritt 2015 auf der
„High End“ in München gab den Tüftlern in St Georgen Recht.
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Josef Steidinger |