Dr Josef Duffner |
In jener Zeit des 18. Jahrhunderts fand im Hochschwarzwal und damit auch in Furtwangen ein wirtschaftlicher Wechsel statt: Nicht mehr die Bauerngeschlechter waren die tragende Säulen der Wirtschaft, sondern die Strohflechterei, später das Uhrengewerbe waren im Vormarsch aber auch die verschiedenen Handwerke ließen sich nieder. In dieser Zeit des Umbruchs wurde Ignatz Duffner (1766-1842) geboren, der mit seiner Frau Agathe (1765-1840) 5 Mädchen und 3 Söhne aufzog. Er war von Beruf Materialist –heute würde man Drogist sagen, da er mit Arzneien, Drogen und Farben handelte. Er war im Zeichen des Wandels der erste Dorfvogt, der nicht aus einem bäuerlichen Geschlecht kam.
Über den
Werdegang der Familie ist wenig bekannt. So taucht einer der Söhne als Dr Josef
Duffner (1797-1865) im amtlichen Schriftverkehr auf, was auf ein Medizinstudium
an einer Universität hinweist. 1929 erhielt der praktizierende Arzt Dr Duffner
das Bürgerrecht von Furtwangen und heiratete im gleichen Jahr Theresia Fackler
aus Simonswald, mit der er 8 Kinder
hatte. Aber nicht nur als Arzt wurde er in Furtwangen bekannt sondern auch als
Unternehmer, Stadtplaner und heute würde man sagen – Lobbyist.
1847 konnte Dr
Duffner zum Vorsitzenden des Uhrengewerbevereins für vier Jahre gewonnen werden, deren Ziel die
Uhrmacherschule in Furtwangen sein sollte. Der praktische Arzt war damals schon
eine bekannte, beliebte Persönlichkeit im Schwarzwald. Zusätzlich konnte 1850
Robert Gerwig als Leiter der Uhrmacherschule gewonnen werden. Die damals
ausgebildeten Taschenuhrmacher fanden aber kein geeignetes Betätigungsfeld, da
es noch keine selbstständigen Unternehmer gab, die Taschenuhren serienmäßig
herstellten. Hier machte Dr Duffner aus der Not eine Tugend, denn als
Vorsitzender des Gewerbevereins gründete er 1853 mit weiteren Furtwanger die
„Aktiengesellschaft für Taschenuhr Fabrikation in Furtwangen“. Dass auch nichts
schief ging, übernahm er im Verwaltungsrat der Gesellschaft den
Vorstandsposten.
Als Robert
Gerwig 1856 um seine Entlassung von der Uhrmacherschule bat, da er sich um den
Bau der Schwarzwaldbahn kümmern wollte. Da beabsichtigte die Regierung in Karlsruhe,
die Uhrmacherschule aufzulösen. Unter anderen bewirkte die Bittschrift von Dr
Duffner, dass dies nicht realisiert wurde, denn die Taschenuhrfabrikation
konnte nur mit der tatkräftigen Unterstützung der Uhrmacherschule erfolgreich
weiterbestehen.
Im gleichen Jahr
erreichte er als Vorsitzender des Uhrengewerbevereins die Gründung einer
Strohflechtschule, um die Beschäftigungslage dieser Hausgewerbes zu verbessern.
Die erste Leiterin wurde die bekannt Cölestine Eisele.
1853 war es
Gerwig gelungen mit Unterstützung von Dr Duffner und weiteren Gewerbetreibenden
einen Gewerbeverein zu gründen, um die aufkommende Wandlung von der Manufaktur
zum Industriebetrieb zu fördern und zu unterstützen.
1857 wurde
Furtwangen von einem fürchterlichen Stadtbrand heimgesucht. Zuvor zeigte sich schon
der Weitblick von Dr Duffner mit seiner Eingabe an das Bürgermeisteramt der
Aufstellung eines Orts- bzw Bauplans für Furtwangen. Wenn sich in Furtwangen
Industrie wie die Herstellung von Uhrenkästen entwickeln oder ansiedeln sollte,
müssen geeignete Bauplätze her. Aber die Umsetzung stieß dann doch auf gewisse
Schwierigkeiten, denn auch Dr Duffner wollte sein Haus am Marktplatz wieder auf
die alten Fundamente setzen, denn es war viel billiger als ganz neu anzufangen.
Damit war die Vergrößerung des Marktplatzes ausgeschlossen.
Mit 63 Jahren
gründete der umtriebige Geist 1860 mit seinen beiden Söhnen Gustaf und Oskar
die erste Strohhutfabrik in Furtwangen, nachdem er nach Unterlagen des Stadtarchivs
schon seit 20 Jahren mit Strohflechtartikel handelte. Dies war im leicht
möglich durch seine verwandtschaftliche Beziehung zur weltbekannten
Strohhutgesellschaft Faller & Tritscheller
Cie in Lenzkirch.
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Colestine Eisele-Kirner |
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Furtwangen 1850 |