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Moorgebiet Lenzkirch |
Moore sind vernässte Feuchtgebiete mit einer niedrigen Vegetation –Moose, Sauergräser und Zwergsträucher. Ständiger Wasserüberschuss aus Niederschlägen oder durch austretendes Bodenwasser hält den Boden sauerstoffarm und verhindert den vollständigen Abbau der pflanzlichen Reste, die stattdessen als Torf abgelagert werden. Diese Moorgebiete wurden sehr oft entwässert, um Torf zu stechen oder sie als landwirtschaftliche Flächen zu nutzen. Erst in den letzten Jahren wurde die Bedeutung der Moore für das Gleichgewicht in der Natur erkannt, in jüngster Zeit sogar als wichtiger Co² Speicher.
Der Ursee mit seinem Moorgebiet liegt westlich von Lenzkirch
und wird gespeist vom Urseebach. Das Gebiet wurde wegen seiner Einmaligkeit
schon 1940 als eines der ersten Naturschutzgebiete im Schwarzwald erklärt. Vom
Feldberg hinweg und das Raitenbachtal hinunter, streckte sich einst ein
Eisstrom bis in den Bereich Unterlenzkirch. In der Warmphase zogen sich die riesigen
Eismassen zurück, ließen hier jedoch nicht nur Schutt- und Steinwälle zurück,
sondern auch den Ursee und das umgebende Moor.
Der kleine See zwischen Schwarzerlen, Moorbirken und
nordischen Spirken hatte früher mal wohl eine Fläche von 30 ha. Durch den
Verladungsprozess im Laufe der Jahrhunderte entstand die Moorlandschaft mit
seinem typischen nicht ungefährlichen Schwingrasen.
In den 1920er Jahren beabsichtigte die Gemeinde Lenzkirch das
Urseetal aufzustauen, um ein touristische Attraktivität zu schaffen. Gott sei
Dank hat die Weltwirtschaftskriese dieses Vorhaben, das von der Regierung
unterstützt wurde, verhindert.
Aber trotz Naturschutzgebiet wurde der Ursee und sein
Moorgebiet nicht pfleglich und angemessen behandelt. In der Nachkriegszeit war
der Stellenwert des Naturschutzes geringer: Unmittelbar anschließend an das
Naturschutzgebiet wurde eine stinkende und manches mal rauchende Mülldeponie
betrieben, die erst in den 1970er-Jahren aufgegeben und einfach mit Erde zugedeckt
wurde. Unterhalb des Ursees wurden nur wenige 100 Metern entfernt aus einer
Moräne Kies abgebaut, wie alte Aufnahmen bezeugen. Der Bach aus Raitenbuch, der
in das Naturschutzgebiet hineinfließt, war noch in den 1990er-Jahren die
Raitenbucher Kanalisation. Erst zum Schutz der
Wasserversorgung wurde in diesem Jahrtausend die schon lange bestehende
Abfallwasserleitung saniert.
Zum Schutz mehrerer Pflanzen- und Tierarten wie der
Kreuzotter und Wasseramsel wurde das Naturschutzgebiet 1992 allerdings nach
nahezu 10 Jahren Diskussion von 12 auf 31 ha erweitert. Da ab den 1950er Jahren
das Gelände um den See nicht mehr von den Bauern als Streuwiese wegen des
wertvollen Einstreus gemäht wurde, siedelten sich durch Anflug Fichten an und
verdeckten die Sicht zum den See. Seit 2011 wurden diese aber im Zuge eines
Programms „Kulturlandschaft“ des Ministeriums Ländlicher Raum enthurstet.
Das Urseetal wurde von der Gemeinde Lenzkirch touristisch mit
dem Urseerundweg und dem Raitenbucher Höhenweg erschlossen. Die in den 1960er und 70er Jahren noch üblichen
Trittpfade durch das Moor zum See sind verwachsen und Schilder weisen auf das
strenge Verbot des Betretens des Moors hin.
Wie üblich umgarnen ein so geheimnisvolles Gebiet wie das
Urseemoor viele Sagen und Gespenstergeschichten. Dies vor allem in früherer
Zeit als manche Spätheimkehrer nachts die Straße von Lenzkirch nach Raitenbuch
benutzten, die unmittelbar am geheimnisvollen Moor vorbeiführt. Diese
Gespenstergeschichten wurden dann an den Spinnabenden in den Bauernhöfen von
Generation zu Generation weitererzählt.
Ursee Lenzkirch |