Freitag, 23. Juni 2023

Was verbirgt sich hinter dem versteckten Ursee von Lenzkirch?

Moorgebiet Lenzkirch

Moore sind vernässte Feuchtgebiete mit einer niedrigen Vegetation –Moose, Sauergräser und Zwergsträucher. Ständiger Wasserüberschuss aus Niederschlägen oder durch austretendes Bodenwasser hält den Boden sauerstoffarm und verhindert den vollständigen Abbau der pflanzlichen Reste, die stattdessen als Torf abgelagert werden. Diese Moorgebiete wurden sehr oft entwässert, um Torf zu stechen oder sie als landwirtschaftliche Flächen zu nutzen. Erst in den letzten Jahren wurde die Bedeutung der Moore für das Gleichgewicht in der Natur erkannt, in jüngster Zeit sogar als wichtiger Co² Speicher.

Der Ursee mit seinem Moorgebiet liegt westlich von Lenzkirch und wird gespeist vom Urseebach. Das Gebiet wurde wegen seiner Einmaligkeit schon 1940 als eines der ersten Naturschutzgebiete im Schwarzwald erklärt. Vom Feldberg hinweg und das Raitenbachtal hinunter, streckte sich einst ein Eisstrom bis in den Bereich Unterlenzkirch. In der Warmphase zogen sich die riesigen Eismassen zurück, ließen hier jedoch nicht nur Schutt- und Steinwälle zurück, sondern auch den Ursee und das umgebende Moor.

Der kleine See zwischen Schwarzerlen, Moorbirken und nordischen Spirken hatte früher mal wohl eine Fläche von 30 ha. Durch den Verladungsprozess im Laufe der Jahrhunderte entstand die Moorlandschaft mit seinem typischen nicht ungefährlichen Schwingrasen.

In den 1920er Jahren beabsichtigte die Gemeinde Lenzkirch das Urseetal aufzustauen, um ein touristische Attraktivität zu schaffen. Gott sei Dank hat die Weltwirtschaftskriese dieses Vorhaben, das von der Regierung unterstützt wurde, verhindert.

Aber trotz Naturschutzgebiet wurde der Ursee und sein Moorgebiet nicht pfleglich und angemessen behandelt. In der Nachkriegszeit war der Stellenwert des Naturschutzes geringer: Unmittelbar anschließend an das Naturschutzgebiet wurde eine stinkende und manches mal rauchende Mülldeponie betrieben, die erst in den 1970er-Jahren aufgegeben und einfach mit Erde zugedeckt wurde. Unterhalb des Ursees wurden nur wenige 100 Metern entfernt aus einer Moräne Kies abgebaut, wie alte Aufnahmen bezeugen. Der Bach aus Raitenbuch, der in das Naturschutzgebiet hineinfließt, war noch in den 1990er-Jahren die Raitenbucher Kanalisation. Erst zum Schutz der Wasserversorgung wurde in diesem Jahrtausend die schon lange bestehende Abfallwasserleitung saniert.

Zum Schutz mehrerer Pflanzen- und Tierarten wie der Kreuzotter und Wasseramsel wurde das Naturschutzgebiet 1992 allerdings nach nahezu 10 Jahren Diskussion von 12 auf 31 ha erweitert. Da ab den 1950er Jahren das Gelände um den See nicht mehr von den Bauern als Streuwiese wegen des wertvollen Einstreus gemäht wurde, siedelten sich durch Anflug Fichten an und verdeckten die Sicht zum den See. Seit 2011 wurden diese aber im Zuge eines Programms „Kulturlandschaft“ des Ministeriums Ländlicher Raum enthurstet.

Das Urseetal wurde von der Gemeinde Lenzkirch touristisch mit dem Urseerundweg und dem Raitenbucher Höhenweg erschlossen. Die  in den 1960er und 70er Jahren noch üblichen Trittpfade durch das Moor zum See sind verwachsen und Schilder weisen auf das strenge Verbot des Betretens des Moors hin.

Wie üblich umgarnen ein so geheimnisvolles Gebiet wie das Urseemoor viele Sagen und Gespenstergeschichten. Dies vor allem in früherer Zeit als manche Spätheimkehrer nachts die Straße von Lenzkirch nach Raitenbuch benutzten, die unmittelbar am geheimnisvollen Moor vorbeiführt. Diese Gespenstergeschichten wurden dann an den Spinnabenden in den Bauernhöfen von Generation zu Generation weitererzählt.

Ursee Lenzkirch