Freitag, 9. Juni 2023

Was verbirgt sich hinter dem Aha- und Habsberg am Schluchsee?

Ahaberg (1) Habsberg (2)

Die Pläne für das Pumpspeicherkavernenkraftwerk Atdorf wurden 2017 zu den Akten gelegt. 2014 war schon die RWE AG mit ihrer 50% Beteiligung
  aus der Planung und Finanzierung des Projekts ausgestiegen. 2017 hat auch die EnBW AG bekannt gegeben, das Projekt nicht weiter zu verfolgen.

Naturschutz-, Fremdenverkehrsverbände und Gemeinden waren Sturm gegen dieses Projekt gelaufen. Der BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz) hat stattdessen den Habsberg (2) im Blasiwald und den Ahaberg (1) zwischen der B 500 und dem Fischbachtal am Schluchsee als Alternativstandorte für das Pumpspeicherkraftwerk vorgeschlagen. Das Wasser würde von dem jeweils genannten Berg in den Schluchsee hinabstürzen und auf diesem Weg die Turbinen antreiben. Der Schluchsee wäre das Unterbecken mit all den negativen Auswirkungen. Die Wasserstände würden mehrere Meter variieren und „dreckige Ränder“ hinterlassen. Negative Auswirkungen wären für den Bootsverkehr und Badespass vorgezeichnet. Bürgermeister von Schluchsee, Jürgen Kaiser, wies sofort auf die katastrophalen Folgen dieses Vorhabens hin. Die Seegemeinde Schluchsee als Fremdenverkehrsort mit seinen 800.000 Übernachtungen pro Jahr wäre schwer geschädigt.

Auf dem Ahaberg, über den der Premiumweg „Jägerpfad“ führt, soll laut BUND mit 1.100 m Höhe, seinen 900 m Länge und 400 m Breite ein Muldenbecken ohne Staumauer aufnehmen. Der Schluchsee wäre das Unterbecken. So könnte auf den Bau eines Unterbeckens verzichtet werden und trotzdem wäre ein Pumpspeicherbetrieb möglich. Die Fallhöhe von nur knapp mehr als 100 m würde Dank der heute sehr effizienten Wasserturbinen eine hohe elektrische Ausbeutung zulassen. Die  elektrische Einspeisung in die drei Kilometer entfernte Freiluftleitung wäre möglich.

Alternativ wurde vom BUND der Habsberg im Blasiwald vorgeschlagen. Der würde 150 m mehr Gefälle bieten als der Ahaberg. Allerdings müsste der Schluchsee wegen eines Unterwasserstollens für mindestens ein Jahr mehrere Meter abgesenkt werden, was eine erhebliche Beeinträchtigung wäre. Und auch hier müsste mit mehreren Metern schwankenden Wasserständen von mehreren Meter gerechnet werden. Außerdem wäre beim Standort Habsberg eine Überlandleitung über den See zu bauen, um den gewonnen Strom abzuführen. Die FFH-Schutzgebiete für Vögel und Rotwild wären betroffen. Aber im ausgedehnten Schutzgebiet würde ein gleicher Lebensraum des Auerwildes sich entwickeln können. Das Rotwild würde nicht zu den geschützten Arten zählen, der Schutzstatus als Brutgebiets des Dreizehenspecht habe sich nicht bestätigt, so die Aussagen von BUND

Aber eine endgültige Entscheidung ist über ein vorläufiges Planungsverfahren nicht gekommen, da auch hier Naturschutz und Fremdenverkehrsverbände und zusätzlich die Gemeinde Schluchsee als direkt betroffene Gemeinde Sturm gelaufen wären.

Konkrete Form hat dagegen die Realisierung von 3 Windkraftanlagen der EnBW auf dem Ahahberg, einem Waldgebiet des Fürst von Fürstenberg, angenommen. Diese sollen mit einer Nennleistung von je 5,6 MW und 166 m Nabenhöhe sowie 162 m Rotordurchmesser 43 Mio KW Strom pro Jahr liefern. Das wäre der Strombedarf von 12.000 Haushalten im Jahr. Die Genehmigung der Anlage ist im 2. Quartal 2022 erfolgt. Die Realsierung dürfte im 4. Quartal 2023 abgeschlossen sein.

Schluchsee vom Bildstock