Freitag, 5. Mai 2023

Was verbirgt sich hinter dem Rosendorf Nöggenschwiel?


Der zum Rhein abfallende Südschwarzwald, der Hotzenwald, ist das Armenhaus des Schwarzwaldes. Landschaftlich sehr schön, landwirtschaftlich karg und arm. Bei guter Sicht liegt das gesamte Schweizer Alpenpanorama vor einem.

 

Im Schwarzatal im Hotzenwald liegt Nöggenschwiel, das Rosendorf. Unzählige Rosen-Anlagen prägen das gesamte Dorfbild.  Ursprünglich ins Leben gerufen wurde das Rosendorf 1965 vom damaligen Bürgermeister Karl Tröndle, der mit den Bürgern sich am Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ beteiligte und Sieger des Wettbewerbs wurde. Dadurch wurde der ehemaligen Gartendirektor der Mainau und Ehrenpräsidenten der Gesellschaft Deutscher Gartenfreunde, Josef Raff, auf Nöggenschwiel aufmerksam. 1968 wurden die ersten 8.000 Rosen gepflanzt.  Karl Tröndler und Josef Raff gingen das Risiko ein, das Dorf trotz der 750 m Höhe mit Rosen noch schöner werden zu lassen. Wenn auch die ersten strengen Winter die ersten Rosen teilweise nicht überstanden, ließen die Nöggenschwieler nicht von ihrem Vorhaben ab. 2004 blühten 20.000 Rosensträucher in dieser kleinen Gemeinde, die von Rosenschulen aus ganz Deutschland besichtigt werden.

 

Die Überlegungen eines Rosen-Wanderwegs, der die einzelnen Ortsteile von Weilheim verbinden könnte, war eher ein Zufallsprojekt. Der damalige Bürgermeister von Weilheim, Roland Arzner, war von den Überlegungen so sehr begeistert, dass er diese Idee vorantrieb.  Auch hier konnte der schon in Nöggenschwiel bekannte Josef Raff von der Insel Mainau gewonnen werden. Dieser  suchte die Rosen für den gesamten Weg aus und legte die geeigneten Stellen für die einzelnen Rosensorten entlang des Weges fest. Heute verbindet ein 32 km langer Rosenwanderweg Nöggenschwiel mit 15 anderen Ortsteilen von Weilheim. Heimische Wildrosen, die durch intensive forst- und landwirtschaftliche Nutzung immer mehr zugedrängt worden waren, blühen heute wieder mit über 6.500 Rosenpflanzen und 250 Sorten.

 

2008 entstand der Schwarzwald-Rosen-Sortimentsgarten –eine Präsentation von 2.000 Rosen in 187 Sorten. 2013 kam als Ergänzung der Rosen-Duft-Garten am Kirchplatz mit 440 Duft-Rosen in 140 Sorten. Die Rosengärten dienen aber nicht nur der Verschönerung der Gemeinde sondern auch einem wissenschaftlichen Zweck: Prüfung der Rosen auf Frosthärte für die Verwendung in geographischen Höhenlagen.

 

Damit ist das Rosendorf Nöggenschwiel seit 1970 das einzige Dorf im Schwarzwald und mit 750 m das höchstgelegene in Deutschland. Anstatt Dunghaufen im Dorf sind die Zäune mit Kletterrosen überzogen, die die Giebel bis unters Dach  mit Rosenholz beranken. Die Dorfbewohner haben sich verpflichtet, die Rosenstöcke in ihre gärtnerische Pflege zu nehmen. So entwickelte sich die Rosenpracht aus ursprünglich 1000 Rosenstöcken und 170 verschiedenen Arten.  Heute blühen im Rosendorf insgesamt 17.000 Rosen in 650 Rosensorten. Diese werden von 100 freiwilligen Rosenpflegerinnen betreut.

 

Jedes Jahr findet am 2. Juli Wochenende die Rosentage mit umfangreichen Veranstaltungen statt. Nicht nur aus dem Inland sondern aus ganz Europa kommen die Besucher in das Rosendorf und bedeuten mittlerweile mehrere zigtausend Übernachtungen für diese kleine Gemeinde.  Im September und Oktober kann eine 2. Rosenblüte genossen werden.

 

Am Wege von Nöggenschwiel nach Weilheim liegt noch eine der wenigen „Zahnkäppele“ des Schwarzwaldes, die vom Zahnweh Geplagten beteten dort zur heiligen Apollonia, um sich Linderung zu erhoffen.