Der zum Rhein abfallende Südschwarzwald, der Hotzenwald, ist das Armenhaus des Schwarzwaldes. Landschaftlich sehr schön, landwirtschaftlich karg und arm. Bei guter Sicht liegt das gesamte Schweizer Alpenpanorama vor einem.
Im Schwarzatal im Hotzenwald liegt
Nöggenschwiel, das Rosendorf. Unzählige Rosen-Anlagen prägen das gesamte
Dorfbild. Ursprünglich ins Leben gerufen
wurde das Rosendorf 1965 vom damaligen Bürgermeister Karl Tröndle, der mit den
Bürgern sich am Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ beteiligte
und Sieger des Wettbewerbs wurde. Dadurch wurde der ehemaligen Gartendirektor
der Mainau und Ehrenpräsidenten der Gesellschaft Deutscher Gartenfreunde, Josef
Raff, auf Nöggenschwiel aufmerksam. 1968 wurden die ersten 8.000 Rosen
gepflanzt. Karl Tröndler und Josef Raff
gingen das Risiko ein, das Dorf trotz der 750 m Höhe mit Rosen noch schöner
werden zu lassen. Wenn auch die ersten strengen Winter die ersten Rosen
teilweise nicht überstanden, ließen die Nöggenschwieler nicht von ihrem
Vorhaben ab. 2004 blühten 20.000 Rosensträucher in dieser kleinen Gemeinde, die
von Rosenschulen aus ganz Deutschland besichtigt werden.
Die Überlegungen eines Rosen-Wanderwegs,
der die einzelnen Ortsteile von Weilheim verbinden könnte, war eher ein
Zufallsprojekt. Der damalige Bürgermeister von Weilheim, Roland Arzner, war von
den Überlegungen so sehr begeistert, dass er diese Idee vorantrieb. Auch hier konnte der schon in Nöggenschwiel
bekannte Josef Raff von der Insel Mainau gewonnen werden. Dieser suchte die Rosen für den gesamten Weg aus und
legte die geeigneten Stellen für die einzelnen Rosensorten entlang des Weges
fest. Heute verbindet ein 32 km langer Rosenwanderweg Nöggenschwiel mit 15
anderen Ortsteilen von Weilheim. Heimische Wildrosen, die durch intensive
forst- und landwirtschaftliche Nutzung immer mehr zugedrängt worden waren,
blühen heute wieder mit über 6.500 Rosenpflanzen und 250 Sorten.
2008 entstand der
Schwarzwald-Rosen-Sortimentsgarten –eine Präsentation von 2.000 Rosen in 187
Sorten. 2013 kam als Ergänzung der Rosen-Duft-Garten am Kirchplatz mit 440
Duft-Rosen in 140 Sorten. Die Rosengärten dienen aber nicht nur der Verschönerung
der Gemeinde sondern auch einem wissenschaftlichen Zweck: Prüfung der Rosen auf
Frosthärte für die Verwendung in geographischen Höhenlagen.
Damit ist das Rosendorf Nöggenschwiel
seit 1970 das einzige Dorf im Schwarzwald und mit 750 m das höchstgelegene in
Deutschland. Anstatt Dunghaufen im Dorf sind die Zäune mit Kletterrosen
überzogen, die die Giebel bis unters Dach
mit Rosenholz beranken. Die Dorfbewohner haben sich verpflichtet, die
Rosenstöcke in ihre gärtnerische Pflege zu nehmen. So entwickelte sich die
Rosenpracht aus ursprünglich 1000 Rosenstöcken und 170 verschiedenen Arten. Heute blühen im Rosendorf insgesamt 17.000
Rosen in 650 Rosensorten. Diese werden von 100 freiwilligen Rosenpflegerinnen
betreut.
Jedes Jahr findet am 2. Juli Wochenende
die Rosentage mit umfangreichen Veranstaltungen statt. Nicht nur aus dem Inland
sondern aus ganz Europa kommen die Besucher in das Rosendorf und bedeuten
mittlerweile mehrere zigtausend Übernachtungen für diese kleine Gemeinde. Im September und Oktober kann eine 2.
Rosenblüte genossen werden.
Am Wege von Nöggenschwiel nach Weilheim liegt noch eine der wenigen „Zahnkäppele“ des Schwarzwaldes, die vom Zahnweh Geplagten beteten dort zur heiligen Apollonia, um sich Linderung zu erhoffen.