Freitag, 19. Mai 2023

Was verbirgt sich hinter dem Karlstein?


Der Karlstein ist ein Stein, auf dem prägenden Bergrücken des Hauensteins im mittleren Schwarzwald, liegt am Westweg von Norden über Büchereck kommend, Prechtäler Schanze, Huberfelsen (6,5 km), von Süden über die Wilhelmshöhe (7 km) oder von Westen über Hornberg den Dreitälerweg.

 

Der Hauenstein (Hohe Stein oder Hagstein = Grenzstein) symbolisiert seit Jahrhunderten die Wasserscheide zwischen Gutach und Elz,  die kirchliche Bistumsgrenze (Konstanz im Osten – Straßburg im Westen), die Grenze von Baden (Markgrafschaft Baden-Baden) und Württemberg (Amt Hornberg), Fürstenberg (Herrschaft Prechtal) und Österreich (Herrschaft Triberg). Seine Bedeutung war nicht nur die Grenzregion sondern ganz in der Nähe  ist ein verschütteter Bergwerkstollen, der mit „weißer Erde“ bis 1810 die Königliche Porzellanmanufaktur in Ludwigsburg belieferte.

 

Der Herzog Karl Eugen von Württemberg hatte sich vorgenommen mit einem großen Gefolge den entferntesten Teil seines Reiches von Stuttgart aus gesehen, „den Schwartzwald und wie die Wälder daselbst beschaffen seyen? zu visitieren“. Diesen bekannten 971 m hohen Hauenstein wollte er im Jahr 1770 nach einer Kur in Bad Teinach auf seiner Besichtigungsfahrt kennen lernen. Er wollte seinen höchsten Berg selbst besteigen. Das war damals noch etwas ganz Ungewöhnliches. Der Wald war ungepflegt, Wanderwege, Wegweiser oder Beschreibungen gab es nicht.

 

Die Gesellschaft brach früh morgens um 5 Uhr in Schiltach auf, um nach St Georgen zu kommen, nahm aber aus Bequemlichkeit  den Weg über das fürstlich fürstenbergische Wolfach, Gutachtal nach Hornberg.

 

Nach einer standesgemäßen Begrüßung durch den Rat, der Bevölkerung und nach einer Stärkung in Hornberg, wurde zum Aufbruch geblasen. Der Weg sollte den Herzog und Gefolge mit einem einstündigen Ritt durch das damals wilde Offenbachtal führen. Zuletzt mussten alle über drei Leitern an den Felsen hinaufsteigen. Damals konnte die Gesellschaft das Straßburger Münster, vermutlich die drei Burgen Richtung Freiburg: Hoch-, Schwarzenberg- und Kastelburg, den Zollerberg mit der Burg Hohenzollern und zwei Türme von Freudenstadt sehen.

 

Der Herzog hatte auf dem Hauenstein noch zwei kleine Bäume, nämlich eine Tanne und eine Birke, zum Andenken an seine Anwesenheit gepflanzt. Außerdem hat er seinem Regierungsrat und Oberamtmann zu Hornberg befohlen, dass man den heutigen Tag in den Fels hauen und markieren solle. Dann ging es über das Reichenbacher-, Krummen-, Schiltachertal über die Benzebene zurück nach St Georgen.

 

Wie befohlen wurde ein Stein 1m hoch, 80 cm breit und 20 cm dick mit einer Tafel errichtet. Auf dieser ist in lateinischer Schrift vermerkt, dass Herzog Karl am 23. Juli 1770 hier oben war, 2 Bäume gepflanzt habe und, dass der Stein Karlstein heißen solle. Auf der Rückseite sind die anwesenden Personen aufgeführt, die Herzogskrone und das auf 5 Wappenschilde verteilte herzogliche Wappen: Oben links die Rauten (Teck), rechts die Reichssturmfahne, links untern zwei Barben (Mömpelgard), in der Mitte Hirschstangen (Württemberg), rechts ein Heidenkopf (Heidenheim).

 

1903 wurde der verwitterte Stein restauriert. Alle umliegenden Gemeinden haben Arbeiten um den Karlstein untersagt. Heute steht der Karlstein unter Denkmalschutz.