Freitag, 12. Mai 2023

Was verbirgt sich hinter Forbach, dem letzten Zipfel im Murgtal?

Forbach 1890

Forbach im Murgtal mit seinen heute 4.500 Einwohnern umfasst eine Fläche von 132 km² und 10 Ortsteile: Forbach, Kirschbaumwasen, Raumünzach, Ebersbronn, Hundsbach, Viehschlag, Herrenwies und Schwarzenbach. 1974 wurden die ehemaligen Gemeinden Gausbach, Langenbrand und Bremersbach eingemeindet.

1360 wurde Forbach erstmals urkundlich erwähnt. Die armen Teufel, die sich in diese Gegend verirrt hatten, waren Leibeigene der Grafen von Eberstein und 1387 zum Teil der Markgrafen von Baden, mussten täglich eine Person pro Familie zum Frondienst abstellen. Die Leibeigenschaft wurde erst 1783 aufgehoben.

Eine weitere Besonderheit waren die sogenannten Waldkolonien  Raumünzach, Kirschbaumwasen, Ebersbronn und Hundsbach sowie Schwarzenbach. Hier wurden Holzfäller aus  dem Kinzigtal und Tirol mit ihren Familien angesiedelt, die für die Glashütte in Herrenwies und die großen Flößergesellschaften  Holz einschlugen. Die Kolonisten konnten keinen Grund und Boden erwerben, nur die Hütte, in der sie wohnten, war persönliches Eigentum, sie waren nur geduldet. Zuständig für sie war auch für Eheschließungen  bis 1870 das staatliche Forstamt. Erst 1970 waren die Kolonisten den anderen Bürgern gleichgestellt, da sie auch Grund und Boden erwerben durften. Bis 1805 hatten die Waldkolonisten keine eigentliche Schule. Die Kinder ließ man den Winter über von ausgedienten Soldaten und sonstigen herumwandernden ein Obdach suchenden Individuen gegen geringes Entgelt in einer geräumigen Hütte eines Waldkolonisten unterrichten.

Forbach war vom unteren Murgtal nicht zu erreichen, da es nur über die alte Weinstraße möglich war, die von Gernsbach über die Höhe nach Württemberg führte. Erst 1782/88 wurde die Straße im Tal von Gernsbach nach Forbach gebaut. 1790/93 wurde diese zur württembergischen Grenze fertiggestellt, so dass Forbach direkt von beiden Seiten erreicht werden konnte. Die Straße nach Baden-Baden über Bremersbach wurde erst 1906 angelegt. Mit der Eisenbahn war Forbach mit vielen Tunnels 1910  und Freudenstadt erst 1928 zu erreichen.

Schon im 16. Jahrhundert war eine Holzbrücke in Forbach über die Murg errichtet worden, um den kurzen nachbarlichen Verkehr zu ermöglichen, die aber immer durch Hochwasser weggerissen wurde. Markgraf Karl Friedrich ließ eine Holzbrücke nach einer Besichtigung 1774 anfertigen, die 1809 ein Dach erhielt. Noch heute hat Forbach als Wahrzeichen eine solche, die vom PKW befahren werden. Als weiteres Wahrzeichen liegt über dem Ort die Wallfahrtskapelle „Maria-Hilf“, die 1590 erbaut und 1682 schon erweitert werden musste.

Der unerschöpfliche Holzreichtum der riesigen Waldungen von Forbach ermöglichte schon im Mittelalter die Holzflößerei. Vor allem die Murgschifferschaft erschloss die ganzen Seitentäler der Murg mit Schwallungen, um den Holznachschub zur Flößerei auf der Murg zu garantieren. Da die Murg oberhalb Raumünzach nicht floßbar war, musste die Württemberger das Holz über den Berg zur Enz transportieren.

Wenn auch Forbach abgelegen war, wurde doch erkannt, welche Bedeutung die Wasserkraft hier bekommen kann. 1914 wurde mit dem Kraftwerk Kirschbaumwasen der Grundstein für das Murgkraftwerk gelegt, 1922 mit der Schwarzenbachtalsperre als erstes Pumpspeicherkraftwerk und dem Raumünzachkraftwerk zum Murg-Schwarzenbach-Kraftwerk weiterentwickelt. 1956 wurde dieses in „Rudolf-Fettweis-Werk“ der EnBW Kraftwerk AG umbenannt. Heute ist dieses in der Lage kurzfristig bis zu 68.000 KW an Stromenergie bereitzustellen.

Alte Holzbrücke

Kapelle Maria Hilf