Der Vertrieb der Glaswaren der frühen Glashütten erfolgte durch Glasträger. Sie waren als Hausierer mit eigens konstruierten Rückenkörben –Krätzen- unterwegs, um die zerbrechlichen Glaswaren von den Glashütten im Schwarzwald und den angrenzenden Gebieten auf Märkten oder von Hof zu Hof anzubieten. Kein Hof war zu weit, wenn sich ein Gläserverkauf möglich schien.
Anfänglich waren
dies die Glasbläser, die mit ihren Verwandten als Glasverkäufer gingen. Sie
waren oft Tage und Wochen unterwegs bis der Inhalt ihrer Krätze verkauft war. Bald
kamen sie aber zur Einsicht, dass es rentabler war, nicht mehr selber auf
Wanderschaft zu gehen, sondern die ganze Zeit am Glasofen zu verbringen und für
Nachschub zu sorgen. So konnten die Glasöfen das ganze Jahr bis auf April bis
Mai brennen. In dieser Zeit wurden die Öfen ausgebessert oder erneuert.
Die Familie
blieb auf dem Schwarzwald zurück. Sie arbeiteten anfänglich in Abhängigkeit von
den jeweiligen Glasmeistern, die allein die Privilegien von Seiten der
Herrschaft genossen. Sie suchten die Glasträger aus, beschäftigten diese und
stellten sie den Holzfällern gleich. Namentlich bekannt sind zwei Glasträger:
Sebastian Reiner (1644) und Christian Baumgartner (1660). Aber bald kehrten
sich die Verhältnisse um.
Bei der
Vertragserneuerung der Fürstenberger Rotwasser-Glashütte am Feldberg waren 1686
unter den Teilhabern schon zwei Glasträger, die stellvertretend für sich zwei
kundige Glasmeister am Ofen einsetzten und die Produktion der Glasmeister
bestimmten.
Der
Schriftsteller Peter Stühlen hat die Geschichte in seinem Roman „Aus den
schwarzen Wäldern“ nacherzählt: „Glaubst du“, fragte der Meister, „dass wir dir
unsere Ware auf Kredit geben?“ – „Nein“, antwortete Johann der Anführer der
Glasträger, „wir werden sie bezahlen“. Nun zeigt sich, dass er seine Familie
hatte darben lassen, Tag für Tag und Jahr für Jahr, weil er sorgsam und
geduldig auf das Ziel hingearbeitet hatte. Eine wohlgefüllte Geldkatze, mühsam
erarbeitetes Silber, erspart, erhungert hatte er zur heutigen Abrechnung
mitgebracht. Die Meister sahen ein, dass sie in Johannes Händen waren. Nun
stand plötzlich die Kundschaft unmittelbar vor den Öfen der Meister. Männer,
die die Märkte kannten, über Mittel verfügten und vernünftige Preise boten. Die
Glasträger verließen als freie und selbstständige Handelsmänner die Glashütte,
die sie als Knechte betreten hatten.
Durch die
Glasträger kamen allerlei Waren wie böhmischen Uhren, Kanarienvögel,
geflochtene Körbe und Strohhüte aus Italien auf den Schwarzwald. Ihnen ist zu
verdanken, dass die Uhrenherstellung und Strohflechterei auf dem Schwarzwald
angestoßen wurde.
1720 schlossen
sich die Glasträger in Lenzkirch zu Glasträgergesellschaften zusammen ähnlich
wie die Uhrenträger in Triberg. Mit
ihnen wurden die Betriebsbedingungen intern festgelegt, jährlich abgerechnet
und gleichzeitig die Verkaufsgebiete festgelegt. Es entstanden die Elsaß-,
Schwaben-, Württemberg-, Pfalz-und Schweizerträgercompanie.
Siehe, „Was
verbirgt sich hinter den Glasträgercompanien?“.