Joseph Koepfer 1895 |
Das „Furtwanger Modell“ ist ein Beispiel für eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte von tüchtigen Schwarzwälder Unternehmer in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Verbunden ist dies mit drei Unternehmerpersönlichkeiten, deren Unternehmen heute noch in Furtwangen produzieren und in der ganzen Welt zu Hause sind: Benedikt Ketterer (1805-1871), Salomon Siedle (1830-1890) und Joseph Koepfer (…) Alle drei begannen Werkzeuge, Metallteile, Zahnräder und Uhrenketten für die aufstrebende Uhrenmanufakturen in Furtwangen zu produzieren. Benedikt Ketterer 1842 kam als wohlhabender junger Mann von England zurück und eröffnete eine mechanische Werkstatt in Furtwangen. (siehe: Was verbirgt sich hinter den Ketteres in Furtwangen?). Salomon Siedle 1868 kaufte die Bühlsäge und gründete 1868 die „S. Siedle & Söhne“. (siehe: Was verbirgt sich hinter dem Schwarzwälder Unternehmen „S. Siedle & Söhne“. Joseph Koepfer baute nach 10 Jahren 1877 eine Fabrik in Furtwangen und gründete mit Eintritt seiner 4 Söhne um die Jahrhundertwende die „Joseph Koepfer & Söhne“.
Joseph Koepfer begann 1867 im Häuschen seiner Schwiegereltern am Rößleplatz im 2. Stock der „Stube“ mit drei Schraubstöcken, zwei Drehbänken und einer Feldschmiede in der Küche präzises Uhrmacherwerkzeug herzustellen. 1877 baute er dann auf der Dorfmatte eine Fabrik samt Wasserkraftanlage und produzierte Fräser, Werkzeug für die Uhrenproduktion und die dazu gehörenden Maschinen.
Mit 1910 begann aber der Niedergang der Uhrenindustrie in Furtwangen. Ketterer wich aus auf Gas- und Wasseruhren und später auf Getriebe, Siedle erkannte die Bedeutung der Schwachstromtechnik und legte für später die Grundlage für die Gebäudekommunikation. Koepfer hatte rechtzeitig sich von der Uhrenfertigung gelöst und schon 1890 Zahnräder für die Musik- und Feinwerktechnik ins Programm hinzugenommen. Neben den Fräser- und Verzahnungsmaschinen wurde mit diesen die Lohnfertigung für Zahnräder und Getriebe begonnen.
In den zwanziger Jahren kamen zum bisherigen Programm Wälzfräsmaschinen hinzu, die Gebäude mussten immer wieder erweitert werden, denn die Mitarbeiterzahl war 1939 auf 200 angestiegen. Das Kerngeschäft aus Verzahnungsmaschinen, Verzahnungswerkzeugen und Zahnräder mit Sondergetrieben ermöglichte diesen Erfolg. Im Gegensatz dazu richtete die traditionelle Uhrenindustrie wie „Fürtwängler & Söhne“ oder die „Badische Uhrenfabrik“ viel zu spät ihre Sortimente neu aus und verschwanden somit vom Markt. Die erfolgreiche Expansion in die Absatzmärkte in West- und Osteuropa und den USA wurde durch den 2. Weltkrieg jäh unterbrochen. Nachdem die Firma „Joseph Koepfer & Söhne“ schon vor dem Weltkrieg immer wieder von der Partei vergeblich bedrängt wurde, sich auf Parteilinie zu bewegen, kamen mit dem Krieg der Verlust von gut ausgebildeten Fachkräften hinzu sowie nach dem Kriege die Demontage durch die Franzosen. 203 Werkzeugmaschinen im Wert von über 800.000 RM musste das Unternehmen abliefern.