Geige von Johann Straub 1760-1847 |
Friedenweiler mit seinem Ortsteil Rötenbach gelten als Elderado des Schwarzwälder Geigenbaus. Nicht nur der Stammvater der Straubdynastie, Franz Straub, war dort geboren aber nie sesshaft. Er und auch einige weitere Nachkommen nutzten die unzutreffende Ortsangabe von Friedenweiler für Ihre gebauten Geigen. In Wirklichkeit wurden sie in Langenordnach, Rudenberg oder Neustadt gebaut. Sicherlich war der Bekanntheitsgrad des Klosterortes Friedenweiler gegenüber den reinen Bauernorten bei kirchlichen Institutionen als Hauptabnehmer höherwertigen Instrumente Anlass für die falsche Ortsangabe.
Der Stammvater
der Geigenbauer, Franz Straub (1640-1696/1707), ging 1658-1662 beim Geigenbauer
Joseph Meyer in Geroldshofstetten bei Grafenhausen in die Lehre. 1688 erwarb er
den Lehenhof, die spätere „Untere Wirtschaft oder Löwen“, in Langenordnach
später ein Ortsteil von Titisee-Neustadt.
Von ihm sind neben seiner Tätigkeit als Bauer nachweislich Geigen aus den
Jahren 1684, -85, -95, -96 in zahlreichen Museen in ganz Europa erhalten –
allerdings immer unter Friedenweiler obwohl in Langenordnach produziert.
Zwei seiner
Söhne Simon (1662-1730) und Johann (1668-1742) gingen bei ihm in die
Gegenbauerlehre und trugen mit ihrem Vater die nach der „alemannische Schule“
gebauten Geigen in die Welt hinaus allerdings immer unter Friedenweiler.
Johann verlässt
mit der Heirat 1691 Langenordnach und übernimmt in Friedenweiler die Klosterschänke.
Nach dem Klosterbrand 1725 kehrt er nach Langenordnach zurück, übernimmt den
elterlichen Hof und betreibt ihn als „Untere Wirtschaft“.
Der begabte
Geigenbauer Simon (1662-1730) -auch als „berühmtester Geigenmacher“ bezeichnet- zog in der Zeit von 1709 und 1713 nach Rudenberg später ebenfals ein Ortsteil
von Titsee Neustadt. Auch er produzierte seine Geigen unter der Bezeichnung
Friedenweiler. Drei seiner Söhne Franz jun. (1702-1745), Markus (1693-1761) und
Mathias (1688-1765) erlernten und betrieben das Geigenbauhandwerk. Mathias
erwarb 1728 den Hochberghof in Schollach später einem Ortsteil von Eisenbach.
Auch er veröffentliche seine Geigen unter Friedenweiler. Markus verblieb in
Rudenberg, Franz jun. verschlug es durch Heirat nach Neustadt. Auch von ihm
betrieb ein Sohn, Mathäus (1728-1792) den Geigenbau in Neustadt und verkaufte
seine Geigen unter Friedenweiler.
Auch die anderen
Brüder setzten die Tradition fort: der
Sohn von Markus Simon jun. (1736-1812) hinterließ jeweils einen Geigenbauer aus
seinen zwei Ehen in Rötenbach Johann (1764-1847) und Joseph (1768-1830). Der
Sohn von Johann Georg (1798-1883) war nicht nur als Geigenbauer bekannt sondern
wurde als „Geigenhannes“ bekannt, weil er viel lieber zur Tanzmusik aufspielte, als Geigen zu bauen.
Der Sohn von
Mathias hinterließ gleich fünf Söhne Johann Georg, Johann, Joseph, Markus und
Simon als Geigenbauer verteilet auf Langenordnach, Neustadt, Eisenbach,
Rötenbach und Schollach. Nur der letzte Sohn, Simon, in Schollach hatte einen Sohn
noch als Geigenbauer ausgebildet, Martin (1744-1844).
Der Urvater
Franz hinterließ über den „Hohen Wald“ verstreut 6 Generationen oder nahezu 250
Jahre von erfolgreichen Geigenbauern der Familie Straub. Allerdings war die
Zeit auch abgelaufen. Das aktuelle Klangideal war nicht abgebildet. Denn ab
1790 trug ein neuzeitlicher Baustil der Geige den musikalischen Innovationen
des italienischen Barock Rechnung.