Samstag, 13. August 2022

Was verbirgt sich hinter der Geigenbauer Dynastie Straub auf dem Hohen Wald?

Geige von Johann Straub 1760-1847

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riedenweiler mit seinem Ortsteil Rötenbach gelten als Elderado des Schwarzwälder Geigenbaus. Nicht nur der Stammvater der Straubdynastie, Franz Straub, war dort geboren aber nie sesshaft. Er und auch einige weitere Nachkommen nutzten die unzutreffende Ortsangabe von Friedenweiler für Ihre gebauten Geigen. In Wirklichkeit wurden sie in Langenordnach, Rudenberg oder Neustadt gebaut. Sicherlich war der Bekanntheitsgrad des Klosterortes Friedenweiler gegenüber den reinen Bauernorten bei kirchlichen Institutionen als Hauptabnehmer höherwertigen Instrumente Anlass für die falsche Ortsangabe.

Der Stammvater der Geigenbauer, Franz Straub (1640-1696/1707), ging 1658-1662 beim Geigenbauer Joseph Meyer in Geroldshofstetten bei Grafenhausen in die Lehre. 1688 erwarb er den Lehenhof, die spätere „Untere Wirtschaft oder Löwen“, in Langenordnach später  ein Ortsteil von Titisee-Neustadt. Von ihm sind neben seiner Tätigkeit als Bauer nachweislich Geigen aus den Jahren 1684, -85, -95, -96 in zahlreichen Museen in ganz Europa erhalten – allerdings immer unter Friedenweiler obwohl in Langenordnach produziert.

Zwei seiner Söhne Simon (1662-1730) und Johann (1668-1742) gingen bei ihm in die Gegenbauerlehre und trugen mit ihrem Vater die nach der „alemannische Schule“ gebauten Geigen in die Welt hinaus allerdings immer unter Friedenweiler.

Johann verlässt mit der Heirat 1691 Langenordnach und übernimmt in Friedenweiler die Klosterschänke. Nach dem Klosterbrand 1725 kehrt er nach Langenordnach zurück, übernimmt den elterlichen Hof und betreibt ihn als „Untere Wirtschaft“.

Der begabte Geigenbauer Simon (1662-1730) -auch als „berühmtester Geigenmacher“ bezeichnet- zog in der Zeit von 1709 und 1713 nach Rudenberg später ebenfals ein Ortsteil von Titsee Neustadt. Auch er produzierte seine Geigen unter der Bezeichnung Friedenweiler. Drei seiner Söhne Franz jun. (1702-1745), Markus (1693-1761) und Mathias (1688-1765) erlernten und betrieben das Geigenbauhandwerk. Mathias erwarb 1728 den Hochberghof in Schollach später einem Ortsteil von Eisenbach. Auch er veröffentliche seine Geigen unter Friedenweiler. Markus verblieb in Rudenberg, Franz jun. verschlug es durch Heirat nach Neustadt. Auch von ihm betrieb ein Sohn, Mathäus (1728-1792) den Geigenbau in Neustadt und verkaufte seine Geigen unter Friedenweiler.

Auch die anderen Brüder setzten die Tradition fort:  der Sohn von Markus Simon jun. (1736-1812) hinterließ jeweils einen Geigenbauer aus seinen zwei Ehen in Rötenbach Johann (1764-1847) und Joseph (1768-1830). Der Sohn von Johann Georg (1798-1883) war nicht nur als Geigenbauer bekannt sondern wurde als „Geigenhannes“ bekannt, weil er viel lieber zur Tanzmusik aufspielte, als Geigen zu bauen.

Der Sohn von Mathias hinterließ gleich fünf Söhne Johann Georg, Johann, Joseph, Markus und Simon als Geigenbauer verteilet auf Langenordnach, Neustadt, Eisenbach, Rötenbach und Schollach. Nur der letzte Sohn, Simon, in Schollach hatte einen Sohn noch als Geigenbauer ausgebildet, Martin (1744-1844).

Der Urvater Franz hinterließ über den „Hohen Wald“ verstreut 6 Generationen oder nahezu 250 Jahre von erfolgreichen Geigenbauern der Familie Straub. Allerdings war die Zeit auch abgelaufen. Das aktuelle Klangideal war nicht abgebildet. Denn ab 1790 trug ein neuzeitlicher Baustil der Geige den musikalischen Innovationen des italienischen Barock Rechnung.