Seit uralten Zeiten –vermutlich seit dem 13. Jahrhundert- hat sich ein gemeinschaftlicher Wald erhalten, der den „armen Leuten“ gehört. Die „armen Leute“ sind heute noch die Mitglieder der Waldgenossenschaft Langen-Übelbach der ehemaligen Stabsgemeinde Kinzigtal, heute ein Ortsteil von Wolfach im Kinzigtal. Der Genossenschaftswald liegt im Hinteren Heubach und dehnt sich vom Stirnle über den Lachenkopf bis Hinteren Hals aus.
Der Ursprung der Waldgenossenschaft ist
unbekannt und liegt im Bereich einer Sage: Eine Gräfin von Hohengeroldseck war
auf dem Weg zum Kloster nach Wittichen und wurde von einem heftigen Unwetter in
den unwegsamen Wäldern überrascht. In ihrer großen Not fand sie bei einem
Langenbacher Köhler Unterschlupf, der
die Herrin in seiner Hütte gepflegt und behütet hat. Die Gräfin sei mit einem
späteren hochgeachteten Spross der Geroldsecker Familie in Hoffnung gewesen und
habe in der Köhlerhütte ein Kind geboren. Als Dank für die Fürsorge habe die
Gräfin den „armen Leuten“ obigen Wald geschenkt.
Es gibt keine gesicherten Belege dafür,
wie die Waldgenossenschaft und wann sie entstand. Es gibt zwei frühe Hinweise:
An der Einmündung des Wildschapbachtales auf Schloß Romberg lebte die
Hohengeroldsecker Frau von Ochsenstein. Sie verbot den Bauern über ihre
herrschaftlichen Güter bei St Roman in ihre Allmend zu fahren. Auf Beschwerde
der Allmend Bauern bei der Gräfin von Fürstenberg in Wolfach wegen der
Behinderung, verfügte diese, die Sperre der Durchfahrt auf der Wolf und dem
Talweg von Schapbach nach Wolfach. Schnell war Frau von Ochsenstein bereit,
klein beizugeben. Um 1400 wurden die gegenseitigen Sperren aufgehoben.
Um 1430 brannte dem fürstenbergischen
Bauern Hans Mayer im Tiefenbach bei Oberwolfach der Hof ab. Er wandte sich an
die Gräfin von Fürstenberg zu Wolfach mit der Bitte, das notwendige Holz für
den Wiederaubau im Lagenbacher Allmend schlagen zu dürfen, was auch geschah.
Umgehend beschwerten sich die Langenbacher Bauern bei ihrer Landesherrin, dass
nur Ihnen nach „altem Herkommen“ allein die Nutzung der Allmend zustehe und
niemand sonst. Diese zog ihre gegebene Genehmigung zurück und bestätigte ihre
alten Rechte. Auch kein Hohengeroldsecker widersprach.
Als frühester Nachweis gilt ein
Endurteil aus dem Jahre 1487, das noch heute aufbewahrt wird. In diesem haben
der Schultheiß und die 12 Geschworenen des Gerichts der Stadt Schiltach entschieden, dass der
Wald im Hinteren Heubach der rechtmäßige Besitz der „armen Leute“ sei. Geklagt
hatte der edel- und wohlgeborenen Herr Gangolf, Herr zu Hohengeroldseck und
Schenkenzell, gegen die „armen Leute“, die seinen Wald im Hinteren Heubach
seinem Besitz entzogen hätten. Das Gericht kam zur Überzeugung durch Befragung
mehrerer alten Leute darunter ein Hundertjähriger, dass schon seit ihren
Kindesbeinen niemand etwas bekannt gewesen sei, als dass die Langen- und Übelbacher
Waldeigner und Waldgenossen gewesen seien.
Als in den 1830er Jahren die alten
Feudalrechte am Grundbesitz wie Drittel, Fall oder Zehnten aufgehoben wurden,
glaubte die Gemeinde Kinzigtal, sie könnte die Allmend als Gemeindewald an sich
ziehen. Aber auch hier prallten die Forderungen an den „alten Rechten“ ab.
Mitglied der Waldgenossenschaft ist, wer
mit eigenem Wohnhaus in den beiden Tälern Langen- und Übelbach ansässig ist.
Geändert hat sich nur, dass es heutzutage gleichgültig sei ob Mann oder Frau.
Die Waldgenossenschaft umfasst 124 ha Wald und besteht heute aus
über 42 Anteilen, die sich einmal im Jahr zur Abrechnung und
Rechenschaftsbericht zusammenfinden. Der Überschuss wird bis zum heutigen Tag
bei dieser Versammlung in bar an die Waldgenossen ausgezahlt.
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Wallfahrtskirche St Roman (Kinzigtal-Wolfach) |