Freitag, 8. Juli 2022

Was verbirgt sich hinter der Waldgenossenschaft Langenbach-Übelbach?


Seit uralten Zeiten –vermutlich seit dem 13. Jahrhundert- hat sich ein gemeinschaftlicher Wald erhalten, der den „armen Leuten“ gehört. Die „armen Leute“ sind heute noch die Mitglieder der Waldgenossenschaft Langen-Übelbach der ehemaligen  Stabsgemeinde Kinzigtal, heute ein Ortsteil von Wolfach im Kinzigtal. Der Genossenschaftswald liegt im Hinteren Heubach und dehnt sich vom Stirnle über den Lachenkopf bis Hinteren Hals aus.

 

Der Ursprung der Waldgenossenschaft ist unbekannt und liegt im Bereich einer Sage: Eine Gräfin von Hohengeroldseck war auf dem Weg zum Kloster nach Wittichen und wurde von einem heftigen Unwetter in den unwegsamen Wäldern überrascht. In ihrer großen Not fand sie bei einem Langenbacher  Köhler Unterschlupf, der die Herrin in seiner Hütte gepflegt und behütet hat. Die Gräfin sei mit einem späteren hochgeachteten Spross der Geroldsecker Familie in Hoffnung gewesen und habe in der Köhlerhütte ein Kind geboren. Als Dank für die Fürsorge habe die Gräfin den „armen Leuten“ obigen Wald geschenkt.

 

Es gibt keine gesicherten Belege dafür, wie die Waldgenossenschaft und wann sie entstand. Es gibt zwei frühe Hinweise: An der Einmündung des Wildschapbachtales auf Schloß Romberg lebte die Hohengeroldsecker Frau von Ochsenstein. Sie verbot den Bauern über ihre herrschaftlichen Güter bei St Roman in ihre Allmend zu fahren. Auf Beschwerde der Allmend Bauern bei der Gräfin von Fürstenberg in Wolfach wegen der Behinderung, verfügte diese, die Sperre der Durchfahrt auf der Wolf und dem Talweg von Schapbach nach Wolfach. Schnell war Frau von Ochsenstein bereit, klein beizugeben. Um 1400 wurden die gegenseitigen Sperren aufgehoben.

 

Um 1430 brannte dem fürstenbergischen Bauern Hans Mayer im Tiefenbach bei Oberwolfach der Hof ab. Er wandte sich an die Gräfin von Fürstenberg zu Wolfach mit der Bitte, das notwendige Holz für den Wiederaubau im Lagenbacher Allmend schlagen zu dürfen, was auch geschah. Umgehend beschwerten sich die Langenbacher Bauern bei ihrer Landesherrin, dass nur Ihnen nach „altem Herkommen“ allein die Nutzung der Allmend zustehe und niemand sonst. Diese zog ihre gegebene Genehmigung zurück und bestätigte ihre alten Rechte. Auch kein Hohengeroldsecker widersprach.

 

Als frühester Nachweis gilt ein Endurteil aus dem Jahre 1487, das noch heute aufbewahrt wird. In diesem haben der Schultheiß und die 12 Geschworenen des Gerichts  der Stadt Schiltach entschieden, dass der Wald im Hinteren Heubach der rechtmäßige Besitz der „armen Leute“ sei. Geklagt hatte der edel- und wohlgeborenen Herr Gangolf, Herr zu Hohengeroldseck und Schenkenzell, gegen die „armen Leute“, die seinen Wald im Hinteren Heubach seinem Besitz entzogen hätten. Das Gericht kam zur Überzeugung durch Befragung mehrerer alten Leute darunter ein Hundertjähriger, dass schon seit ihren Kindesbeinen niemand etwas bekannt gewesen sei, als dass die Langen- und Übelbacher Waldeigner und Waldgenossen gewesen seien.

 

Als in den 1830er Jahren die alten Feudalrechte am Grundbesitz wie Drittel, Fall oder Zehnten aufgehoben wurden, glaubte die Gemeinde Kinzigtal, sie könnte die Allmend als Gemeindewald an sich ziehen. Aber auch hier prallten die Forderungen an den „alten Rechten“ ab.

 

Mitglied der Waldgenossenschaft ist, wer mit eigenem Wohnhaus in den beiden Tälern Langen- und Übelbach ansässig ist. Geändert hat sich nur, dass es heutzutage gleichgültig sei ob Mann oder Frau.


Die Waldgenossenschaft  umfasst 124 ha Wald und besteht heute aus über 42 Anteilen, die sich einmal im Jahr zur Abrechnung und Rechenschaftsbericht zusammenfinden. Der Überschuss wird bis zum heutigen Tag bei dieser Versammlung in bar an die Waldgenossen ausgezahlt.

Wallfahrtskirche St Roman (Kinzigtal-Wolfach)