Freitag, 15. Juli 2022

Was verbirgt sich hinter dem Pfarrdorf, das zur Kurstadt wurde?

Herrenalb  1900

Bad Herrenalb mit seinen Mineral- und Thermalquellen liegt am Ende des Albtales hat mit seinen Eingemeindungen 7.300 Einwohner und gehört verwaltungsmäßig zum Kreis Calw.

 

1148 kam nach einem Kreuzzug Graf Berthold III von Eberstein wohlbehalten zurück und stiftete aus Dankbarkeit und um seines Seelenheiles Willen im hinteren Albtal das Zisterzienserkloster Herrenalb. Zu Anfang müssen es mindestens 12 Mönche und ein im Mutterkloster –hier Neuburg im Elsaß- gewählter Abt gemäß den Vorschriften gewesen sein. Ebenso mussten die Mönche ihr Kloster ohne fremde Hilfe, also nur mit ihren Laienbrüdern, selber bauen. Im Winter gab es zwei, im Sommer nur eine armselige Mahlzeit, alle Arbeiten mussten selber verrichtet werden, um 2 Uhr morgens begab man sich zum ersten der sieben Gottesdienste und für alle Mönche galt Schweigepflicht.

 

Durch den Fleiß und die billige Arbeitskraft kamen die Klöster schnell zu Reichtum und Macht. Schon im 13. und Anfang des 15. Jahrhunderts konnten zahlreiche Grundstücke, Höfe ja ganze Dörfer gekauft werden. Ende des 15. Jahrhunderts waren dies 42 Weiler und Dörfer mit etwa 300 bis 340 km².

 

Die Bauernkriege 1524/25 führten auch im Kloster Herrenalb und in ihren Besitzungen zu schweren Plünderungen und Zerstörungen. Ein noch härterer und schwerer Schlag war jedoch die Einführung der Reformation 1535 durch Herzog Ulrich. Mit der vorläufigen Aufhebung des Klosters wurde Herrenalb 40 Jahre lang eine evangelische Klosterschule. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Kloster Herrenalb 1643 von einem französisch-weimarischen Heer zerstört. 1645 wurde das Kloster endgültig aufgehoben.

 

Im Bann des Klosters hatten sich einige wenige Handwerker, Händler und Taglöhner angesiedelt, so dass die seit 1738 bestehende  Pfarrgemeinde 1791 eine politische Gemeinde wurde. Allerdings war dies ein „Verein besitzloser Klosterinsassen“, wie ein Zeitgenosse feststellte.

 

Einen Segen für die Entwicklung von Herrenalb war Siegmund Hahn (1664-1742), der das „einfache, kalte Wasser in den Mittelpunkt seiner reizphysiologischen Untersuchungen und Therapievorschläge machte. Mit Dr Weiß, dem großen Förderer, wurde 1840 die Kaltwasserheilanstalt in Herrenalb gegründet. Im Laufe der Jahre gelang es, sich mühsam aber zäh sich zwischen den Bädern Wildbad und Baden-Baden mit Kaltwasser und der reinen Luft einen Namen zu machen und den Bewohnern ein gesichertes Einkommen zu schaffen. 1880 wurden schon 2.000 Wasser- und Luftkurgäste beherbergt. Wenn auch zögerlich kam mit der Zeit der Adel und Hochadel zum 1891 gebauten Kurhaus und flanierte 1900 im angelegten Kurpark, denn die 1898 fertiggestellte Albtalbahn schloss Herrenalb an die große Welt an.

 

Mit dem 1921 erbohrten Tafelwasser und dem Titel „Heilklimatischer Kurort“ 1954 gab man sich aber nicht zufrieden. Was fehlte war Thermalwasser, um in der Liga der Bäder mit zu spielen. Aber dann nach mehreren Versuchen wurde 1964 auf der Schweizerwiese endlich Thermalwasser mit einer Temperatur von 35° gefunden. Da war es nicht mehr weit zum Bau der „Siebentäler Therme“ 1969/70 und folgerichtig wurde Herrenalb 1971 zur Führen des Titels „Bad“ berechtigt.

Ruine der Vorhalle des Klosters





Grabmal Bernhard von Baden 1364-1431