Freitag, 1. Juli 2022

Was verbirgt sich hinter dem ehemaligen Furtwanger Hippenseppenhof?


Das Benediktinerkloster St Georgen trieb ab dem 12. Jahrhundert die Besiedlung des Schwarzwaldes voran. Die Wälder wurden gerodet, Lehensbauern, die leibeigen und zinspflichtig dem Kloster gegenüber waren, wurden angesiedelt. So entstanden auch im Katzensteig, einem langgetreckten Tal bei Furtwangen, die sogenannten Erbhöfe.

 

So wurde um 1440 der heutige Hippenseppenhof erwähnt, der als älteres Heidenhaus wahrscheinlich auf der gegenüberliegenden Winterseite gebaut worden war: Wohnteil zum Berg, Stallseite zum Bach, wegen den rauen Wetterbedingungen das mit Schindeln bedeckte Eindach auf der Wetterseite ganz herunter gezogen. Das Kloster verlangte, dass die Höfe ab Ende des 15. Jahrhunderts zusammengelegt werden sollten, um mit größeren Höfen ein vernünftiges Wirtschaften zu ermöglichen. Die Bewohner waren ja Leibeigene.

 

So wurde der Hippenseppenhof auf der Sommerseite im Katzensteig als neueres Heidenhaus gebaut: Das Haus wurde „gedreht“, damit von zwei Seiten Licht einfallen kann, rückte die Stube und Küche an zwei Außenwände. „Hus“ und Stall schauten quer zum Tal. Der Hof ist ein Firstständerbau – die tragenden Ständer reichen vom Boden bis unter den First. Am höchsten Ständer ist ein mumifizierter Ochsenschädel angenagelt,  der den Hof gegen Blitz und Unglück schützen sollte. Es war traditionsgemäß der Ochs, der das Holz zum Bauplatz gezogen hatte.

 


Der Heidenhof ist ein durchdachtes Wärme- und Isoliersystem. Über der Stube und Küche befinden sich im Obergeschoss die Kammern. Über diesen ist als Isolierung Heu gelagert. Der Stall lag immer zur Wetterseite, um den rauen Wind abzuwehren. Über dem Stall waren die Kammern der Knechte und Mägde. Durch die Ritzen der Bretter des Fußbodens konnte das Vieh beobachtet werden. Die Stallluft  wirkte wie eine Fußbodenheizung. In der guten Stube stand der große Kachelofen, die Kunst, der von der Küche aus befeuert wurde.

 

Die Familie Beha bewirtschaftete 6 Generationen von 1480 bis 1660 den Hof. Durch die Heirat der Tochter Barbara in das Geschlecht der Fehrenbach wurden es  2 weitere Generationen bis 1744. Der 23. Besitzer des Hofs, Mathias Pfaff, starb 1845. Der Hof ging dann in staatlichen Besitz über. Der Namen des Hippenseppenhof stammt von Joseph Fehrenbach, 1749-1759 der vom Hippenhof im Schützenbach kam.

 

Durch die staatliche Verpachtung blieb der Hof ohne die üblichen Umbauten und war aus früherer Zeit erhalten. 1965 wurde der Hippenseppenhof abgebaut und ein Jahr später originalgetreu im Freilichtmuseum „Vogtsbauernhof“ in Gutach wieder aufgebaut. So findet sich in der Rauchküche noch der Tischherd, an der Wand im Herrgottswinkel sind Hinterglasmalereien zu sehen, daneben ist der Löffelriemen angebracht, an dem die Löffel hingen, die man zum Essen brauchte. Der Rauch des Feuers in der Küche zog durch die darüber liegende Rauchkammer mit Speck, Würsten und Dörrobst und strömte durch das ganze Haus. Der Hof insgesamt ist ein Spiegelbild des früheren bäuerlichen Lebens.

 

Im Museum sind die ganze Konstruktion und Details zu sehen. Selbst die Ritzzeichen auf der Wand der Dreschtenne, darunter der Halleysche Komet, der 1607 am Himmel auftauchte und den Menschen als Vorbote eines kommenden Unheils galt.

Stube Hippenseppenhof




Kunst (Kachelofen) Hippenseppenhof