Freitag, 22. April 2022

Was verbirgt sich hinter den Tüftlern von Eisenbach?

Johann Morath 1838-1904

Eisenbach mit seinen gut 2.000 Einwohnern und Ortsteilen Bubenbach, Oberbränd seit 1975 auch mit Schollach liegt auf dem „hohen Wald“ und doch kennt die Zulieferindustrie auf der ganzen Welt den Ort Eisenbach.

Karl Morat (1811-1882) wurde als Sohn des Steinhauers Josef Morat im Wiesbach, einem Zinken von Eisenbach, geboren. Er baute Drehstühle, Zahnstühle, Spindelbohrer und Spindelbohrnadeln. Seine Arbeiten wurden bei den seit 1730 aufkommenden Uhrenherstellern auf den Höfen  und in den Manufakturen geschätzt.

Sein ältester Sohn, Johann (1838-1904) erbte das Tüfteln vom Vater und ging bei ihm in die Lehre. 1863 gründete er dank der Tüchtigkeit sein eigenes Unternehmen. Ein Jahr später heiratete er die Tochter, Emilia Kirner, des damals schon bekannten Uhrenschildermaler Alois Kirner „auf dem Höchst“ und wurde dadurch Besitzer des Anwesens. Er produziert Zahnräder, Zahnradwellen und Drehteile, schließlich auch die dazugehörenden Maschinen wie Präzisionsdrehbänke, Zahnschneid- und Hohlbohrmaschinen. Die Anerkennung erfolgte durch viele Auszeichnungen auf den Messen.

Um 1890 arbeiteten schon 4 Söhne- Josef, Hermann, Franz und Alois mit je 20% Beteiligung- und 10 fremde Arbeiter im Unternehmen „Johann Morat & Söhne“ und belieferte die Uhrenfabriken in Furtwangen, Neustadt und Triberg. Schon bald setzte er zum Sprung auf die europäische Märkte an, in dem er die Messen in Paris, London und Italien besuchte. Johann Morat hat der Uhrenindustrie zum Durchbruch verholfen. Mit dem Tode von Johann Morat 1904 waren schon 50 Arbeiter beschäftigt, 1911 war ein dreistöckiger Erweiterungsbau „auf dem Höchst“ errichtet worden. 1915 bereinigten die Brüder die gegenseitigen Beteiligungen in den verschiedenen Gesellschaften auf Bitten von Bruder Franz.

Die „Johann Morat & Söhne“ wurde zur „IMS Gear“ bis heute als Spezialist für Zahnräder und Getriebe bei Sitzverstellungen, Planetengetriebe für Elektrowerkzeuge, Komponenten für Servolenkungen oder Parkbremsen. So bedient das global aktive Unternehmen als Zulieferer der „zweiten Reihe“ die namhaften Zulieferer der Branchen. Kurz zusammengefasst entwickelte sich das erfolgreiche Familienunternehmen zum weltweit erfolgreichen Zulieferer der Automobil- und Fahrradindustrie. Die Produktionsstätten von 25.000² in Eisenbach, Trossingen, Donaueschingen Villingen-Schwenningen und 20.000 m² im Ausland erwirtschaften mit über 3.000 Mitarbeitern und 450 Mio Umsatz. Allerdings wurde der Firmensitz von Eisenbach nach Donaueschingen verlegt, nachdem dort alleine 6 Werke stehen.

Franz Morat sen. (1876-1953) gründete „auf dem Höchst“ 1912 in Eisenbach die „Franz Morat GmbH“ und produziert Antriebseinheiten für Stoffmeßapparate, Rauchgasprüfer oder Selbstauslöser für Photoapparate. Sein Sohn Franz jun. (1911-1986) gründete schon in den 30er Jahren Vertriebsgesellschaften in Paris und London. 1963 stieg das Unternehmen in die Kunststofffertigung ein und 1966 in die Entwicklung kundenspezifischer Antriebe mit dem Unternehmen „Framo Morat“ ein. Beide Unternehmen werden unter  der „Franz Morat Group“ zusammengefasst und produzieren für zahlreiche Branchen mit ihren Zahnrädern, Rotorwellen oder Schneckenradsätzen aus Metall oder Kunststoff im In- und Ausland. Dies alles wird mit 600 Mitarbeitern und 100 Mio Umsatz in der 6. Generation  in Eisenbach und Übersee erreicht.

Alleine durch Ausdauer, Fleiß und Tüchtigkeit war es möglich aus kleinen Dörfern auf dem „hohen Wald“ Weltfirmen zu entwickeln.